Matthias Neth als neuer Sparkassenpräsident gewählt
Generationswechsel an der Spitze des Sparkassenverbands Baden-Württemberg: Der 43-jährige Matthias Neth und amtierende Landrat des Hohenlohekreises tritt die Nachfolge von Sparkassenpräsident Peter Schneider an.

Der Hohenlohekreis muss sich einen neuen Landrat suchen. Matthias Neth (43) wurde am Freitagnachmittag in Stuttgart zum neuen Präsidenten des Sparkassenverbands Baden-Württemberg gewählt. 77,4 Prozent der Stimmen entfielen auf ihn, 22,6 Prozent auf seinen Konkurrenten Helmut Riegger (60), der Landrat des Kreises Calw ist.
Die Entscheidung fiel in der Verbandsversammlung, in der jede der 50 Sparkasse jeweils drei Vertreter entsenden konnte. 150 Wahlberechtigte kamen so zusammen – plus Amtsinhaber Peter Schneider. Je größer eine Sparkasse ist, desto höher wurden die Stimmen gewichtet. Die kleinste Sparkasse, St. Blasien, hatte nur eine Stimme pro Vertreter: also in der Summe drei. Die zehn größten kamen jeweils auf dreimal 17 Stimmen: also 51. Dazu gehört auch die Kreissparkasse Heilbronn. Die Sparkasse Hohenlohekreis rangiert im Mittelfeld, sie hatte sechs Stimmen pro Vertreter, also insgesamt 18. Neth siegte mit 1028 zu 300 Stimmen.
Neth will bis Mai 2024 Landrat des Hohenlohekreises bleiben
Bei der Stimmengewichtung hatten bereits im Vorfeld die Württemberger Sparkassen die Nase vorn. Denn sie haben mehr große Häuser als Baden. Matthias Neth war der Kandidat der Württemberger Seite, Helmut Riegger der Mann Badens. Obwohl Neth als Favorit ins Rennen ging, konnte er sich seiner Sache bis zum Schluss nicht ganz sicher sein, weil bei einer solchen Wahl viel Taktik im Spiel ist. Während die einen schon im Vorfeld nur auf ihn tippten, sagten andere, das Rennen sei offen. Nun hat er mit deutlichem Abstand gewonnen – und wohl auch etliche Badener auf seine Seite gezogen.
Matthias Neth wird seine neue Stelle erst am 1. Mai 2024 antreten und bis dahin Landrat des Hohenlohekreises bleiben. Der Kreistag hatte ihn am 26. April 2021 einstimmig wiedergewählt, nachdem er am 23. Juli 2013 den Job von Helmut M. Jahn übernommen hatte. Der amtierende Sparkassenpräsident Peter Schneider geht am 30. April 2024 in Ruhestand. Frühestens am 1. Februar 2024 kann der Hohenloher Kreistag gemäß Landkreisordnung einen neuen Landrat wählen.
Pfedelbachs Bürgermeister Torsten Kunkel will sich als Landrat bewerben
Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Kreistag und Bürgermeister von Pfedelbach, Torsten Kunkel, hat am Freitag unmittelbar nach Bekanntgabe der Wahl Neths seinen Hut als Bewerber für diese Landratswahl in den Ring geworfen. Kunkel durfte als einer der 50 Trägerabgeordneter der Sparkassen den neuen Verbandspräsidenten ebenfalls mitwählen.
Matthias Neth freut sich "über den großen Vertrauensbeweis". Er hätte nicht damit gerechnet, dass das Ergebnis so deutlich ausfallen würde. "Das Amt des Sparkassenpräsidenten ist eine Herausforderung, die ich mit Freude und großer Tatkraft angehen werde, auch wenn mir der Abschied aus dem Hohenlohekreis in 15 Monaten schwerfallen wird", so Neth. "Präsident Peter Schneider hinterlässt nach 18 Jahren große Fußspuren und ich bin ihm dankbar, dass durch die frühe Wahl jetzt in Ruhe ein geordneter Übergang sowohl im Sparkassenverband als auch im Hohenlohekreis möglich wird." Er werde sich als Landrat bis 30. April 2024 weiter mit voller Kraft für den Hohenlohekreis einsetzen.
"Es gibt noch so viele Themen, für die ich mit meiner Person stehe und für die ich persönlich brenne." Zum Sparkassenverband werde er bis zum 1. Mai 2024 öffentlich kein Wort mehr sagen. "Es gibt bis zum 30. April 2024 einen Präsidenten, und der heißt Peter Schneider." Nach der Wahl fuhr Neth erstmal nach Hause zu seiner Frau Jutta: "Wir warten jeden Tag auf die Geburt unseres zweiten Kindes."
Reaktion nach der Wahl
Der aktuelle Sparkassenpräsident Peter Schneider sagte: "Ich bin sehr froh über diese Wahl." Matthias sei ein "sehr intelligenter Mann, der schon viel Erfahrung gesammelt hat und hoch motiviert ist". Gerne werde er das kommende Jahr nutzen, "um mit ihm gemeinsam den Amtswechsel vorzubereiten".
Matthias Neth war in der Verbandsversammlung selbst wahlberechtigt: in der Gruppe der 50 Verwaltungsratsvorsitzenden. So wie der Heilbronner Landrat Norbert Heuser, der für die Kreissparkasse Heilbronn abstimmte. Sein Kommentar: "Wir haben heute eine sehr gute Wahl getroffen." Als Landrat bedaure er, Neth als "hochgeschätzten Kollegen zu verlieren, zumal wir intensiv, eng und vertrauensvoll in wichtigen Bereichen für unsere Region zusammenarbeiten".
Wahlberechtigt waren auch die 50 Vorstandsvorsitzenden der Sparkassen. Bernd Kaufmann von der Sparkasse Hohenlohekreis sagte auf die Frage, wen er gewählt habe: "Den Richtigen." Er arbeite mit Neth seit über zehn Jahren sehr gut und intensiv zusammen und freue sich, "dass er mit dieser deutlichen Mehrheit gewählt wurde". Kaufmann verriet auch, dass er mit seiner Prognose "sehr nah" am Ergebnis gelegen habe. Für den nach Einwohnern gerechnet kleinsten Landkreis in Baden-Württemberg sei Neths Wahl eine "Auszeichnung, dass man auch hier im Leben einiges erreichen kann, wenn man erfolgreich arbeitet".
Der Präsident des Sparkassenverbands hat eine Fülle von Aufgaben. Deshalb wird das Amt schon immer hauptberuflich ausgeführt. Bisher waren immer Landräte am Ruder. Die Verwaltungsratsvorsitzenden der Sparkassen haben in dem Verband seit jeher die größte Macht. Es ist zwar nirgends formal geregelt, aber ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein kommunaler Wahlbeamter dieses Spitzenamt innehaben muss. Also ein Landrat oder ein (Ober-)Bürgermeister.
Der Posten ist sehr begehrt – auch wegen des Gehalts, das drei- bis viermal über dem eines Landrats liegt. Der Job hat aber auch politisch Gewicht: nach innen wie nach außen. Der Sparkassenverband ist zentraler Dienstleister seiner 50 Mitglieder und der größte Lobbyverband des öffentlich-rechtlichen Sparkassenwesens. Der Präsident ist somit oberster Repräsentant der Sparkassen-Finanzgruppe im Land, zu der die 50 Sparkassen mit ihren 1850 Filialen und 32 000 Mitarbeitern gehören, sowie die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die SV Sparkassenversicherung und die LBS Südwest mit rund 50 000 Mitarbeitern. Weitere, bundesweit tätige Verbundunternehmen wie die Deka oder die Deutsche Leasing, an denen die Sparkassen beteiligt sind, kommen hinzu.
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