Landesstraßen in Hohenlohe: Kommen jetzt die mageren Jahre?
Die Geldmittel zur Sanierung von Landesstraßen sind 2021 und 2022 nach einem starkem Zwischenhoch deutlich gesunken. In diesem Jahr steht die Erneuerung der L1051 zwischen Neuenstein und Kirchensall im Fokus. Die Arbeiten haben bereits begonnen und dauern bis November.

Die fetten Jahre sind erstmal vorbei. Für die Sanierung von Landesstraßen im Hohenlohekreis gibt das Verkehrsministerium in diesem Jahr voraussichtlich nur rund 2,6 Millionen Euro aus. 2021 waren es insgesamt 3,3 Millionen Euro gewesen. Beide Beträge liegen deutlich unter den Summen, die davor in diesen Bereich flossen: 7,2 Millionen in 2020, 9,1 Millionen in 2019 und 5,8 Millionen in 2018. Im Jahr 2017 lagen die Zahlungen in etwa auf dem Niveau von heute: bei 2,9 Millionen Euro.
Warum das Landesstraßennetz so wichtig ist
Das 294 Kilometer lange Landesstraßennetz im Hohenlohekreis ist vielerorts in einem schlechten Zustand. Weil es neben den 336 Kilometern Kreisstraße nur 33 Kilometer Bundesstraße gibt, ist dies von elementarer Bedeutung für die ländliche Mobilität. Seit Herbst 2012 gilt ein Ausbaustopp, der mindestens bis 2025 anhält.
Rückblick: Die Kommunalpolitik macht Druck, das Land liefert
Nachdem auch bei den Sanierungen kein Ruck erkennbar war, und die Beträge von 2014 bis 2016 zwischen 1,7 und 2,4 Millionen Euro auf recht niedrigem Niveau stagnierten, gingen der Kreis und Kommunalpolitiker auf die Barrikaden. Und konnten Erfolge feiern: Die L1051 von der B19 über Kemmeten bis Neufels wurde so umfangreich saniert, dass es einem Ausbau gleichkam (im Sommer 2017 freigegeben). Die L1048 zwischen Forchtenberg und Rauhbusch wurde nach öffentlichem Druck doch erneuert. Und zwar mit anderen Haushaltsmitteln, nachdem sie als eine der holprigsten Strecken überhaupt aus dem offiziellen Erhaltungsprogramm kurioserweise verschwunden war (im Herbst 2019 fertiggestellt).
Seit 2021 gibt das Land wieder viel weniger pro Jahr
Zuletzt war die Kritik am schlechten Zustand der Landesstraßen verstummt. Auch dass ihr Erhalt im Kreis zu kurz komme, war kaum mehr zu hören. Schlägt sich das nun 2021 und 2022 in den gesunkenen Summen nieder? Werden jetzt andere Kreise bevorzugt? Oder ist es dem Umstand geschuldet, dass das Land weder personell noch finanziell in der Lage ist, alle fälligen Vorhaben abzuarbeiten, weil Fachkräfte fehlen und der Verteilungsspielraum angesichts anderer Mega-Krisen spürbar schwindet?
L1051 zwischen A6 und B19 ist ein Musterbeispiel für zerhackstückelte Sanierungsstrecken
Fakt ist: Im Sanierungsprogramm für 2022 stehen im Hohenlohekreis vorerst nur zwei Maßnahmen: die Instandsetzung der Stützbauwerke an der L 1045 bei Weißbach und die Sanierung der L1051 zwischen Kirchensall und Neuenstein. Die knapp drei Kilometer lange Strecke wird seit Anfang April für 1,6 Millionen Euro gerichtet und soll Ende November fertig sein. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, wie oft geplante Vorhaben gar nicht beachtet oder verschoben wurden. Oder wie zerhackstückelt zusammenhängende Hauptachsen wie die L1051 zwischen A6 und B19 bei der Sanierung behandelt werden.
Manche Strecken werden auch außerhalb des offiziellen Erhaltungsprogramms saniert
Deshalb ist es kein Wunder, dass im letzten Erhaltungsprogramm, das seit 2017 galt und alle Strecken fein säuberlich priorisiert hatte, von 31 Maßnahmen bis Ende 2021 nur 21 umgesetzt waren. Dem Land zugute halten muss man allerdings, dass bis dahin zehn andere Strecken erneuert worden sind, die nicht Bestandteil dieses Programms mit fest zugewiesenen Mitteln waren, sondern anderweitig bezahlt worden sind.
Im neuen Sanierungsprogramm bis 2025 ist die Mindestlänge der Abschnitte erweitert worden
Jetzt hat das Verkehrsministerium ein neues Erhaltungsprogramm aufgelegt, das bis 2025 gilt. Dazu wurde der Zustand aller Landesstraßen in Baden-Württemberg im Jahr 2020 neu erfasst und bewertet. Das Klein-Klein bei der Begutachtung ist nun vorbei, die Mindestlänge der Erhaltungsabschnitte wurde auf 1,5 Kilometer außerorts und 750 Meter innerorts erweitert. Im Hohenlohekreis sind in der Liste bis 2025 auch deshalb nur neun Strecken ausgewiesen.
Vor- und Nachteile der neuen Regelung
Der Nachteil: Je länger ein Sanierungsabschnitt ist, desto teurer wird er und umso weniger andere kommen zum Zug. Der Vorteil: Statt mehrere kleine Abschnitte einer Gesamtstrecke zeitversetzt zu sanieren - wie das etwa bei der L 1051 zwischen Neuenstein und der B19 der Fall war - sind die Chancen höher, dass längere Abschnitte solcher Hauptachsen stringenter in einem Rutsch erneuert werden.
Die neun neuen Sanierungsabschnitte auf einen Blick
Das sind die neun Sanierungsabschnitte im neuen Programm, sortiert nach Priorität: L1035 Adolzfurt-Windischenbach (Länge: 2,5 km); L1033 Amrichshausen-Mäusdorf (3,6 km); L1036 Schwabbach-Eberstadt (3,4 km); L1022 Mulfingen-Simprechtshausen (3,0 km); L1046 Waldenburg-Abzweig Ober-steinbach (1,6 km); L1046 Wohlmuthausen-L1051 (3,3 km); L1049 Ortsdurchfahrt Untersteinbach (1,1 km); L1022 Belsenberg-Hermuthausen (3,2 km); L515 Stachenhausen-Wendischenhof (1,8 km).
Diese noch nicht sanierten Strecken haben es nicht mehr ins neue Programm geschafft
Das Erhaltungsprogramm 2017 bis 2022 für Landesstraßen in Baden-Württemberg enthielt im Hohenlohekreis 31 Strecken, von denen bis Ende 2021 nur 21 saniert wurden. Die folgenden darin enthaltenen Abschnitte stehen nicht im neuen Sanierungskonzept, das von 2022 bis 2025 gilt: L1022 Ortsdurchfahrt Hermuthausen; L1036 Ortsdurchfahrt Cappel; L515 Ortsdurchfahrt Oberndorf; L1025 Ailringen-Mulfingen; L1046 Ortsdurchfahrt Westernhausen. Ins neue Erhaltungsprogramm wieder aufgenommen wurden die L 1022, B 19-Hermuthausen, und die L1022 Mulfingen-Simprechtshausen samt Ortsdurchfahrt. Die L1051 Neuenstein-Kirchensall wird mit anderweitigen Haushaltsmitteln von April bis November 2022 saniert.




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