Sanierung von Landesstraßen in Hohenlohe schreitet voran
Das Verkehrsministerium steckt seit Jahren mehr Geld in die Erneuerung kaputter Strecken. Dabei kommen nicht immer jene Abschnitte zum Zug, die im offiziellen Erhaltungsprogramm gelistet sind. Manche Projekte werden über andere Töpfe finanziert und umgesetzt.

Die einzige Bundesstraße im Hohenlohekreis misst gerade mal 33 Kilometer und ist zwischen der A 6 und Künzelsau immer öfter überlastet. Umso wichtiger sind die 293 Kilometer Landesstraßen, die breiter und als Hauptachsen noch bedeutender sind als die 336 Kilometer Kreisstraßen.
Bus- und Schienenverbindungen sind in diesem ländlich geprägten, aber enorm wirtschaftsstarken Kreis begrenzt - auch wenn die Angebote in den nächsten Jahren ausgebaut werden sollten. Einwohner und Unternehmer sind deshalb vor allem auf Pkw und Lkw angewiesen und wollen auf den heimischen Straßen sicher unterwegs sein.
Land gibt mehr Geld für Straßensanierung als früher
Das Problem ist: Zu viele Landesstraßen sind abenteuerliche Holperpisten. Und: Seit Herbst 2012 gilt ein Ausbaustopp, der bis 2025 anhält. Doch zumindest bei der Sanierung hat das Verkehrsministerium zuletzt Wort gehalten und mehr getan als früher. Flossen dafür 2017 lediglich 2,9 Millionen Euro in den Hohenlohekreis, waren es 2018 insgesamt 5,8 Millionen und 2019 sogar 9,1 Millionen Euro. 2020 sollen es 7,2 Millionen Euro sein.
Bis vor zwei Jahren galt noch die Regel, dass dem zuständigen Baureferat Nord des Regierungspräsidiums Stuttgart (RP) pro Jahr etwa zehn Millionen Euro zur Verfügung stehen, die auf die Landkreise Hohenlohe, Heilbronn und Main-Tauber verteilt werden müssen. Von 2014 bis 2016 blieben davon pro Jahr nur zwischen 1,7 und 2,4 Millionen in Hohenlohe hängen. Diese Zeiten sind vorbei.
Offizielles Erhaltungsmanagement ist nicht alles
Wer genauer hinschaut, könnte auf den ersten Blick zu einem anderen Schluss kommen. Denn das offizielle Erhaltungsmanagement für Landesstraßen im Hohenlohekreis, das zunächst von 2017 bis 2020 reichte und nun bis Ende 2021 verlängert wurde, enthält insgesamt 31 sanierungsbedürftige Abschnitte, von denen bis heute lediglich 19 gerichtet wurden. Dieses Programm speist sich aus den Ergebnissen der zentralen Erfassung und Bewertung aller Landesstraßen in Baden-Württemberg, die 2016 letztmals durchgeführt wurde und in eine Dringlichkeitsliste mit einem konkreten Ranking mündete. In der Theorie. In der Praxis ist es immer wieder so, dass höher eingruppierte Strecken später und hintere Abschnitte früher dran sind. Oder manch ramponierte Straße gar nicht im offiziellen Sanierungsprogramm enthalten ist - und entweder ganz vergessen oder doch erneuert wird.
Beispiele für flexibles Vorgehen
Die Ortsdurchfahrt Heuberg (L 1050) etwa rangiert im Bereich des RP-Baureferats Nord auf Platz zwei und im gesamten Land auf Platz vier. Die Sanierung der L 1025 zwischen der Ortsmitte Krautheim und dem Abzweig Richtung Assamstadt steht hingegen ganz hinten auf Rang 77 und 1158. Trotzdem sind beide Strecken 2018 fertiggestellt worden. Die L 1046 zwischen Forchtenberg und dem Gewerbegebiet "Rauhbusch" wiederum stand im vorletzten Erhaltungsprogramm, fiel dann aber für die Fortschreibung 2017-2020 heraus - was vor Ort und im Kreis für großen Unmut sorgte. Auch auf diesen politischen Druck hin ging das Land die Sanierung 2019 doch an und speiste die Finanzierung aus anderen Töpfen.
Gründe für die zeitliche Umsetzung von Sanierungsstrecken
Wann bestimmte Strecken also tatsächlich saniert werden, hängt nicht unbedingt vom Ranking gemäß der offiziellen Zustandsbewertung ab, sondern von vielen anderen Faktoren: den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln (zuletzt steigend), den personellen Kapazitäten (seit Jahren schwindend), der Komplexität der Projekte (vor allem Ortsdurchfahrten, bei denen Gemeinden parallel Bauarbeiten erledigen können und finanzieren müssen, dies aber nicht immer zur Landesplanung passt), den Umwelteinflüssen, nicht enthaltenen Abschnitten, die im Nachhinein doch effizienter dazwischengeschoben werden können - und nicht zuletzt lautstarken Forderungen an der Basis.

Beispiel L1051 zwischen B19 und A6
Ein besonders gutes Beispiel dafür, wie Hauptachsen in der Regel nicht in einem Rutsch erneuert werden, sondern nur stückweise, und dabei mancher Abschnitt entweder ganz durch den Rost fällt oder durch politischen Druck plötzlich ganz schnell realisiert wird, ist die L 1051 vom Abzweig der B 19 über Kemmeten, Neufels und Kirchensall bis zur A 6 bei Neuenstein.
Unterm Strich kann der Kreis zufrieden sein
Trotzdem muss man dem Land zugute halten, dass von 2017 bis 2020 im Kreis 20,8 Kilometer Landesstraßen saniert worden sind - und damit rein nach Länge gerechnet fast so viele, wie das offizielle Erhaltungsprogramm mit 22,7 Kilometern ausgewiesen hatte - eben weil neun Strecken außerplanmäßig dazugekommen sind. 2020 wird der Zustand aller Landesstraßen in Baden-Württemberg neu erfasst und bewertet. Die Ergebnisse liegen im Herbst 2021 vor und bilden die Basis für das nächste Programm ab 2022.

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