Kümmerer für den Klimaschutz in Hohenlohe
Das neue Klimazentrum des Hohenlohekreises startet am 1. April mit zwei hauptamtlichen Kräften. Bürger und Kommunen, Unternehmen und Landwirte sollen davon profitieren.

Was jahrelang vor allem in der Theorie ausgetüftelt wurde, soll jetzt in die Praxis umgesetzt werden: den Klimaschutz im Hohenlohekreis auf breiter Front voranbringen und messbar machen. Nachhaltig und mit dem nötigen Knowhow. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Klimapakets, das der Kreistag im Sommer 2021 verabschiedet hat, ist ein neues Klimazentrum. Es soll das seit 2017 existierende Klimaschutzkonzept des Kreises endlich mit Leben füllen. Bislang stand es nur auf dem Papier, nun soll es noch einmal überarbeitet und punktuell ergänzt werden.
200.000 Euro jährlich für Personal- und Sachmittel
Zwei hauptamtliche Kümmerer werden diesen Job erledigen: der Leiter des Klimazentrums und eine weitere Projektmitarbeiterin. 200.000 Euro stehen dafür pro Jahr an Personal- und Sachmitteln zur Verfügung. Die beiden starten am 1. April und sollen als Antreiber und Motivatoren, Ratgeber und Kümmerer, Koordinatoren und Netzwerker in Erscheinung treten. Für Bürger und Kommunen, Firmen und Landwirte. Und alle anderen, die mit Klimaschutzvorhaben in Berührung kommen wollen oder müssen.
Unabhängig von zeitlich limitierten Fördergeldern und restriktiven Förderkriterien des Bundes oder Landes - stattdessen ausgestattet mit Geld aus der eigenen Kreiskasse und der Zuversicht, dass sich diese Ausgaben bald rechnen werden. Zum Wohle des Klimas, aber auch der Finanzen. Denn Klimaschutz soll nicht nur dem Planeten zugute kommen und als Top-Thema der nächsten Jahre jenen herausragenden Stellenwert erhalten, den es im Hohenlohekreis bislang nicht hatte. Er soll für die Beteiligten auch einen wirtschaftlichen Nutzen haben und auf Dauer nicht nur Energie, sondern auch Kosten sparen.
Warum der Kreis auf einen Klimaschutzmanager verzichtet
Von der Einstellung eines Klimaschutzmanagers hat sich der Kreis verabschiedet, stattdessen soll die Koordination des Klimaschutzkonzepts auf mehrere Schultern verteilt werden - mit dem Klimazentrum als Ankerpunkt. Die Stellenausschreibung für den Klimaschutzmanager im März 2020 erntete kaum brauchbare Bewerbungen - auch weil die Bezahlung so mau war. Ein paar Monate später wurde diese Idee begraben - auch wegen Corona. Nun ist alles anders. Der Kreis hat verstanden: Klimaschutz ist so wichtig, dass man die Steuerung des Kreiskonzepts in sehr geschulte Hände legen muss, die ihren Preis haben. Und siehe da: Plötzlich standen im November 2021 sechs aussichtsreiche Bewerber zur Wahl, um das neue Klimazentrum mit dem bestmöglichen Duo zu besetzen.
Die beiden Stellen sind besetzt
"Die Entscheidung ist gefallen", sagt Sebastian Damm, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis, wo die Anlaufstelle ihren Sitz haben wird. "Namen kann ich aber noch keine nennen." So viel ist schon klar: Der Leiter ist ein Mann und verfügt über einschlägige lokale Erfahrungen, die Projektmitarbeiterin ist eine Studienabsolventin. "In der Summe passt das ganz prima."
Nicht Schnelligkeit ist wichtig, sondern Nachhaltigkeit
Zu viel sollte man in der Anfangsphase indes noch nicht erwarten. "Es geht nicht um Schnelligkeit, sondern um Nachhaltigkeit." Sprich: "Der Aufbau dauerhafter Strukturen ist am wichtigsten." Dazu gehört vor allem, "dass wir da hingehen, wo die Musik spielt: also da wo die Menschen sind". Das Klimazentrum wird also erstmal in den Außendienst beordert, um zentrale Fragen aufzuspüren und feste Netzwerke zu knüpfen.
Klimabeirat und Netzwerk der Bioenergieregion werden reaktiviert
Dabei behilflich sein wird ein Klimabeirat aus Politik, Wirtschaft und Bankenwelt, der bis 2017 maßgeblich an der Erstellung des Klimaschutzkonzepts beteiligt war. Er soll reaktiviert werden - genauso wie das eins dichte Geflecht der Bioenergieregion Hohenlohe-Odenwald-Tauber (HOT) aus den Jahren 2009 bis 2015. Es umfasst mehrere hundert Akteure in drei Kreisen, ist aber ziemlich in der Versenkung verschwunden, weil es keine Fördermittel und damit auch keine eigene GmbH mehr gibt. Der damalige Geschäftsführer hieß: Sebastian Damm. So schließt sich auch für ihn ein Kreis. Und er kann als oberster Chef des Klimazentrums seine Erfahrungen als erfolgreicher HOT-Manager ebenso einbringen.
Was die neue Anlaufstelle leisten kann
Mut und Tatendrang fördern, zum Umdenken anleiten, Überzeugungsarbeit leisten, Ratgeber und Kümmerer sein, Akteure und Ideen, Bürger und Gemeinden, Behörden und Firmen zusammenbringen: Das alles kann und will das Klimazentrum des Hohenlohekreises leisten. Dabei geht es auch darum, Klimaschutzprojekte auf allen Ebenen zu forcieren und zu vernetzen, ohne dass die Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit auf der Strecke bleiben.
Kluge Konzepte neu entwickeln, die Förderungprogramme von der EU bis zum Land effektiv nutzen und auf die Expertise bestehende Modellprojekte zurückgreifen: "Es geht darum, gemeinsam die Energiewende anzupacken, also vor Ort und mit den Menschen aktive und umsetzbare Pläne zu schmieden und Klimaschutz ganz praktisch nach vorne zu bringen", sagt Sebastian Damm, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis, die das Klimazentrum beherbergen wird. In Büros sitzen und lange Strategiepapiere schreiben: Das ist nicht Damms Ding. Rausgehen und den Realitäten beherzt ins Auge blicken: Das ist seine Devise.
Die Neutralität des Klimazentrums sei sehr wichtig. Und: Parallelstrukturen müssten unter allen Umständen vermieden werden. So leiste etwa das Modell Hohenlohe schon hervorragende Arbeit für größere Firmen. "Wir wollen eher für kleinere Unternehmen da sein." Bioenergiedörfer der ersten Stunde wie Siebeneich, Füßbach oder Untermaßholderbach könnten indes über das Klimazentrum ihre Vorbildfunktion verstärken. Damm weiß: "Die Transformation wird nicht konfliktfrei laufen." Auch hier soll das Klimazentrum zuhören und vermitteln - vor allem bei der Windkraft, die nun wieder stärker in den Fokus rückt.