Klimaschutzpaket soll in Hohenlohe den Durchbruch bringen
Der Hohenlohekreis hat schon seit 2017 ein Klimaschutzkonzept, aber keinen zentralen Koordinator. Die Steuerung wird jetzt auf mehrere Schultern verteilt. Geplant ist ein neues Klima-Zentrum, außerdem sollen der Klimabeirat und frühere Netzwerke reaktiviert werden.

Der Hohenlohekreis hinkte beim Klimaschutz lange Zeit meilenweit hinterher. Erst seit 2017 bläst er zur Aufholjagd: mit einem konzertierten Klimaschutzkonzept. Die Inhalte sind klar strukturiert, die Ziel ambitioniert. Allein: Das Konzept wurde bislang kaum mit Leben gefüllt. Bereits 2018 sollte ein Klimaschutzmanager eingestellt werden, der alles koordiniert. Ende 2019 hatte der Kreistag die Stelle auf den letzten Drücker bewilligt, bevor die hohe Bundesförderung flöten gegangen wäre. Dann kam Corona - und der von vielen ersehnte Fachmann fiel dem Sparkurs zum Opfer.
Landrat: "Wir liegen weit hinter unserem Anspruch"
Jetzt will der Hohenlohekreis einen neuen Anlauf nehmen. Und die Steuerung des Klimaschutzkonzepts auf mehrere Schultern verteilen. Dazu hat der Kreistag am Montag ein Klimaschutzpaket beschlossen. Mit großer Mehrheit, nur die drei AfD-Räte stimmten dagegen. "Wir liegen weit hinter unserem Anspruch, beim Klimaschutz in der Spitzengruppe zu sein", gibt Landrat Matthias Neth zu.
Aufbau eines Klima-Zentrums steht ganz oben
Zu viel Energie ist im vergangenen Jahrzehnt wirkungslos verpufft, zu viele Dinge sind verbummelt worden. Drei Bausteine sollen nun helfen, die Bemühungen zu forcieren. Ganz oben steht der Aufbau eines Klima-Zentrums bei der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis (AWH) - jenem Eigenbetrieb, der das Thema Klimaschutz bereits seit sechs Jahren unter seinen Fittichen hat. Sebastian Damm war bis 2015 Geschäftsführer der Bioenergieregion Hohenlohe-Odenwald-Tauber, dann wechselte er zur AWH und übernahm dort die neue Einheit "Ressourcenwirtschaft und Klimaschutz". Seitdem wurden unter seiner Regie einige Projekte lanciert, das große Ganze des Klimaschutzkonzepts auf einen Nenner zu bringen, ist aber bis heute nicht gelungen. Auch weil die AWH dies personell gar nicht alleine leisten konnte.
Zwei neue Stellen bei der Abfallwirtschaft
Jetzt werden bei der Abfallwirtschaft zwei neue Stellen für das Klima-Zentrum geschaffen. "Mit einer Bezahlung, die realistisch ist", betont AWH-Chef Damm. Sprich: Die so gut bezahlt sind, dass auch qualifizierte Bewerber anbeißen. Die Besetzung des Klimaschutzmanagers war im Sommer 2020 nicht nur an Corona gescheitert, sondern auch daran, dass die Bewerberlage sehr bescheiden war. Die gesamten Personal- und Sachkosten sind mit 200.000 Euro pro Jahr angesetzt.
Anlaufpunkt für Bürger und Kommunen, Unternehmen und Landwirte
Das Klima-Zentrum ist Anlaufpunkt für Bürger und Kommunen, Unternehmen und Landwirte. Es kommt also jenen vier Säulen zugute, die das Klimaschutzkonzept tragen. Offizielles Ziel ist die Schaffung eines "Kompetenzzentrums für Klimaschutzfragen", das alle Aktivitäten koordiniert. Es könnte die Energie- und Treibhausgasbilanz jährlich fortschreiben, Fördermittel an Land ziehen und erneuerbare Mobilitätsformen lancieren. Es soll ein "Zentrum des Lernens, der wirtschaftlichen Nutzbarkeit und der wissenschaftlichen Analyse" werden. Als Leuchtturmprojekt im Gespräch ist ein regionaler Wärmeatlas mit den Handlungsfeldern Energiedörfer, Biomasse-Sonne-Kopplung, Biogas und Wärmespeicher.
Klimabeirat und Netzwerke der Bioenergieregion werden reaktiviert
Die Basis bildet das Klimaschutzkonzept von 2017 mit 42 Maßnahmen, die noch aktuell sind und nur punktuell nachgebessert werden müssten. Ein Klimabeirat war damals maßgeblich an der Erstellung beteiligt. Das Expertengremium aus Politik, Wirtschaft und Bankenwelt soll nun wiederbelebt werden - genauso wie das dichte Netzwerk der Bioenergieregion Hohenlohe-Odenwald-Tauber aus den Jahren 2009 bis 2015. Es umfasst mehrere hundert Akteure. Der bis heute bestehende Pakt dreier Kreise hat seit dem Aus der Geschäftsstelle 2015 viel an Fahrt verloren, weil es keine zentralen Ansprechpartner gibt.
Kreis setzt 300.000 Euro pro Jahr für Investitionen, die dem Klimaschutz dienen
Dritter Baustein des Pakets ist die jährliche Bereitstellung von 300.000 Euro für Klimaschutzprojekte. Damit könnten Investitionen des Hohenlohekreises ökologisch konzipiert oder aufgewertet werden.
Das sind die Ziele des Klimaschutzkonzepts von 2017
Der Hohenlohekreis hat sich eine Klima-Diät verordnet. Sie soll ihre Wirkung bis 2050 voll entfaltet haben. Was bis dahin zu tun ist, steht im Klimaschutzkonzept, das Ende 2017 vorgestellt wurde. Die messbaren Ziele: Das Treibhausgas Kohlendioxid soll bis 2030 um 40 Prozent und bis 2050 um 75 Prozent reduziert werden. Der Energiebedarf des Kreises soll bis 2030 um 15 Prozent und bis 2050 um 40 Prozent sinken. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung soll bis 2030 bei 80 Prozent und bis 2050 bei 140 Prozent liegen, derzeit sind es knapp 35 Prozent. Der Anteil regenerativer Energien beim Wärmeverbrauch soll bis 2030 auf 25 Prozent und bis 2050 auf 50 Prozent steigen. Die Mobilität im Kreis soll auf breiter Basis klimafreundlich sein, die Kreisverwaltung ebenso. Der Ausbau der Solarenergie und der Klimaschutz in Landwirtschaft und Wirtschaft sollen forciert werden.

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