Öhringer Pferdemarkt: Ein bisschen wie ein Familientreffen
Warum die Besitzer bis heute stolz ihre Pferde beim traditionsreichen Markt präsentieren.

Damals − beim ersten "Öhringer Roßmarkt" am 4. Februar 1823 − war vieles anders, aber auch schon einiges gleich: Einst jedoch drehte sich noch alles ums Kaufen und Verkaufen der Tiere. Und so wurde früh aufgestanden und hart gearbeitet, um die Pferde in bestem Licht zu präsentieren und dann auch einen guten Preis zu erzielen.
Rund 200 Jahre später geht es schon lange nicht mehr um den Handel mit den Tieren. Dennoch werden auch an diesem Pferdemarkt-Montag wieder über hundert Stuten den Preisrichtern vorgeführt. Doch was bringt ihre Besitzer dazu, sich auch heute noch um 4.30 Uhr aus dem Bett zu quälen, um ihre sprichwörtlich besten Pferde im Stall an der Öhringer Herrenwiese zu präsentieren? Ist es das Preisgeld? Die Ehre, als guter Züchter zu gelten? Oder doch etwas ganz anders?
Montagmorgen, 8.30 Uhr: In einer halben Stunde beginnt die traditionelle Pferdeprämierung. Noch ist wenig los, die ersten Zuschauer finden sich langsam ein. "Meine Tochter ist eine Pferdeliebhaberin", sagt Bianca Bauer, die mit ihren zwei Kindern als eine der ersten am Zaun steht. Seit 30 Jahren geht die Untersteinbacherin auf den Pferdemarkt. "Aber heute zum ersten Mal zur Prämierung", gesteht die 39-Jährige lachend. Auf der anderen Seite der Vorführ-Ringe stehen Thomas und Helga Klaus. "Ich bin immer hier", sagt Thomas Klaus. Der 68-Jährige, der aus Leingarten kommt, findet es "einfach beeindruckend, die Pferde zu sehen und wie sie sich bewegen".
Während die Zuschauer sich langsam, aber sicher um die Zäune sammeln, ist auch im hinteren Teil des Geländes einiges los: Hier finden sich gerade die Pferdebesitzer mit ihren Tieren ein. Roland Ehrmann ist einer von ihnen. Seit 40 Jahren, so erzählt er, ist er schon dabei. Früher mit sieben Pferden, heute sind es noch zwei. Die Teilnahme am "Nationalfeiertag" − für ihn eine Selbstverständlichkeit: "Es ist Tradition, das gehört erhalten", so der Weikersheimer, der immerhin 70 Kilometer Anfahrt hinter sich hat. "Ich bin um 6 Uhr aufgestanden", erklärt er, während er mit letzten Handgriffen die Tiere fertig macht. "Bei nur zwei Pferden reicht das vollkommen".
Gar um 4.30 Uhr aufgestanden ist unterdessen Cosima Dammer. Zehn Tiere hat die 65-Jährige derzeit, fünf muss sie wohl bald abgeben. "Ich bin jetzt in Rente, die Futterkosten sind gestiegen, die Tierärzte verlangen auch viel: Oft frage ich mich, warum ich das eigentlich mache", sagt Dammer seufzend. "Aber man kommt nicht weg von den Pferden." Der Öhringer Markt "macht einfach Spaß", erklärt sie ihre Motivation. "Es ist schön, die Tiere zu zeigen." Nur ein wenig höheres Preisgeld würde sie sich wünschen.

Währenddessen ist Roland Ehrmann kurz vor der Präsentation und steht mit seinen imposanten Alt Württemberger Pferden vorm Eingang des Ringes. Alle paar Minuten kommt jemand anders vorbei und spricht mit ihm, mal Fachsimpelei, mal Privatgespräch. "Man sieht hier Leute, die man sonst nicht sieht", sagt Ehrmann lächelnd. "Ein bisschen wie ein Familienfest."
Herbert Theuerweckl, der ein paar Meter weiter mit seiner Familie und drei Pferden wartet, freut sich ebenfalls, beim Pferdemarkt alte Bekannte zu sehen: "Ich mache das seit 26 Jahren, es ist wie ein Feiertag." Sein Haflinger heimst heute einen Preis ein. Nichte Katrin Theuerweckl ist nach der von ihr absolvierten Laufrunde mit dem Pferd angestrengt, aber stolz.
Jetzt bringen die Theuerweckls erstmal die Pferde nach Hause und holen die Kinder ab. "Es sind ja Ferien und da freuen sie sich schon, auf den Krämermarkt mit uns zu gehen." Denn auch dieser ist ja bekanntlich inzwischen ein wichtiger Teil des Öhringer Events geworden.