Beim Öhringer Pferdemarkt: Maserati-blaue Schlepper-Träume
Wie kauft man einen Traktor? Ein Stimme-Autor macht am Montag auf dem Öhringer Pferdemarkt bei einem Landmaschinenhändler die Probe aufs Exempel.

Landwirte wissen, wie es geht. Doch was ist, wenn man plötzlich als Laie einen Traktor kaufen möchte? Der Pferdemarkt ist dafür ein ideales Trainingsfeld. Landmaschinenhändler gibt es hier en masse. Also: Checkliste raus und nichts wie los! Auf der Schlepper-Meile an der Möhriger Straße bleibt der Autor gleich am ersten Stand hängen. Dort berät Thomas Otterbach von der Obersontheimer Firma Thalheimer, die in Weinsbach eine Werkstatt und Verkaufsstelle hat. Rund 200 Kunden sind aus Öhringen.
Einsatzzweck ist entscheidet
Kleiner oder großer Traktor? "Das kommt darauf an, für welche Zwecke er eingesetzt wird", sagt der 39-jährige Verkäufer. Diese Frage stehe ganz am Anfang und sei am wichtigsten. "Ein Waldbesitzer, der auf zwei bis fünf Hektar nebenher nur ein bisschen Holz macht, kommt gut mit einem kleinen Schlepper zurecht." Preisklasse: 50.000 Euro, Leistung: 55 PS.
Ein klassischer Schweinezüchter oder Milchviehhalter, der 150 bis 200 Hektar im Vollerwerb beackert, brauche mindestens einen großen Schlepper. Preisklasse: 220.000 Euro, Leistung: 315 PS. "So ein Traktor muss auch schwere Güllefässer ziehen können", erklärt Otterbach. "Eine GPS-Steuerung ist für den Einsatz auf dem Feld ebenfalls unerlässlich, um kerzengerade Spuren fahren zu können." Der Antrieb sollte stufenlos und schalterlos sein. "Auch der Fahrkomfort und die Federung sowie effektive Bedienkonzepte spielen bei größeren Schleppern eine wichtige Rolle."
Autonom fahrende Traktoren? Fehlanzeige
Gibt es Traktoren, die autonom fahren? "Die Entwicklung geht schon da hin, aber wir sind noch nicht so weit", sagt Otterbach. In Deutschland sei das prinzipiell nur auf dem abgegrenzten Betriebsgelände erlaubt. Auf nicht umzäunten Feldern sei es verboten. "Technisch wäre es möglich, aber die gesetzlichen Hürden sind noch zu hoch."
Alles Diesel, oder was? Elektro-Motoren taugen bei Traktoren nicht
Elektromotoren sind in aller Munde. Taugen sie auch als Antriebe für Schlepper? "Nein", sagt Otterbach. "Um 40 Tonnen bewegen zu können, müsste die Batterie so groß und so schwer sein, dass man den Traktor kaum mehr vom Fleck bekäme." Gilt also weiter: Alles Diesel, oder was? "Ja, und daran wird auch künftig kein Weg vorbeiführen." Es gebe Alternativen wie Methangas, doch die seien sehr teuer. Wie viel fasst ein Traktor-Tank? "Zwischen 70 und 450 Liter. Das hält zehn bis 30 Stunden, je nachdem, wie kräftezehrend die Arbeit ist." Wie lange hält so ein Traktor? "Da gibt es keine Regel, aber insgesamt 10 000 Betriebsstunden sind ein guter Richtwert. Bei 300 bis 1500 Stunden im Jahr." Die Höchstgeschwindigkeit liege bei 50 km/h, bis zu 0,03 km/h seien am unteren Ende drin, "etwa um Spezial-Kulturen zu bearbeiten".
Bezahlung, Service und Design
Nun zum Kauf: Die meisten bezahlten die Traktoren bar oder finanzierten sie über vier bis acht Jahre. Auch gebrauchte Schlepper seien begehrt. Die Lieferzeiten lägen derzeit bei sechs bis sieben Monaten. Alle 600 Betriebsstunden sei ein kleiner Service fällig, alle 1200 Stunden ein großer. Traktoren seien steuerfrei, eine Vollkasko-Versicherung ratsam. Und das Design? "Ist eher das Tüpfelchen auf dem i", sagt Otterbach. "Wir haben eine Blue-Power-Edition mit Maserati-Blau. Es gibt schon Leute, die so etwas wollen." Auch formschöne Motorhauben oder schwarze Felgen seien immer wieder ein Thema.
Ein Traktor nur so zum Spaß? Der Verkäufer lacht
Der Worte sind nun genug gewechselt. Bleibt die Frage: Welchen Traktor hätten Sie denn gerne? Da der HZ-Autor weder einen 150-Hektar-Hof geerbt oder ein Waldstück in Aussicht hat, meint er: "Nun ja, kann ich den auch einfach so zum Spaß fahren?" Der Verkäufer lacht, diesen Kundenwunsch gebe es sonst nur bei Oldtimern. Aber gut. "Für diesen Zweck hocke ich Sie auf drei mittelgroße Modelle und Sie sagen mir, welches Ihnen am meisten Spaß macht." Preis? 70 000 bis 150 000 Euro. "Das Maserati-Blau muss auf jeden Fall dazu", sagt der Autor. "Kein Problem." Die Probefahrten sind damit gebongt. "Aber erst nach dem Pferdemarkt." Wie schade.