200 Jahre Pferdemarkt: Öhringer sind stolz auf den runden Geburtstag
Zum Jubiläum gab es am Sonntag in Öhringen eine beeindruckende Pferdeschau auf der Herrenwiese. Kinder konnten kreativ sein und auf dem Marktplatz Steckenpferde reiten. Außerdem waren die Geschäfte geöffnet.

Prachthengst Musa weiß, was sich gehört. Er stellt sich auf die Hinterbeine und grüßt das Geburtstagskind. 200 Jahre Pferdemarkt Öhringen: Das gilt es zu feiern. Er wiehert voller Freude ins Publikum und darf seinen Bewunderern aus nächster Nähe ganz tief in die Augen schauen. Vorher hat er sich ihnen auch noch zu Füßen gelegt. Das macht Musa nur, wenn er großes Vertrauen spürt. Dann holt er sich seinen verdienten Applaus ab, für er den übrigens sehr empfänglich ist.
Ein Star der Züchter-Szene
Selbst für Menschen, die mit Pferden sonst nicht so viel am Hut haben, hält der Höhepunkt dieses Jubiläums-Sonntags, was er verspricht. Der Araber-Hengst aus dem Land- und Hauptgestüt Marbach ist ein Star der Züchter-Szene, die sich am Nachmittag auf der Herrenwiese mit vielen anderen Besuchern von diesem beeindruckenden Auftritt verführen lässt. Alexandra Wolf, die den Hengst führt, hat daran genauso großen Anteil wie Landesoberstallmeisterin Astrid von Velsen-Zerweck, die das alles profund erklärt.
Die Schau ist sozusagen das Geburtstagsgeschenk der Marbacher, die beim Pferdemarkt ja zum festen Inventar gehörten. Und in Öhringen lange Zeit eine eigene "Beschälplatte" unterhielt. Für alle Pferdelaien: Das ist ein uralter Ausdruck für eine Deckstation. "Pferdezucht hat eine große Bedeutung in dieser Region", sagt Velsen-Zerweck und spannt den Bogen bis zu den Anfängen des Öhringen Pferdemarkts.
Kaiser Wilhelm, "der selber ein großer Reiter und Pferdezüchter war", habe seine Erlaubnis dazu 1823 erteilt. Der Rest ist Geschichte, die in Öhringen am Sonntag und Montag nach allen Regeln der Pferde-Kunst zelebriert wird. Mit Araber-Hengsten wie Musa, die auch Kaiser Wilhelm I. sehr verehrte.
Bunte Stelen-Aktion zeigt große Kreativität der Kinder
Alles dreht sich um diese 200 Jahre. Es gibt viele Sonderaktionen. So wie jene mit den Stelen, die den Öhringern noch von der Landesgartenschau 2016 in bester Erinnerung sind. 22 Kindergärten und Schulen durften sie getreu dem Motto gestalten. Und Oberbürgermeister Thilo Michler ist voll des Lobes: "Es ist beeindruckend, wie kreativ unsere Kinder sind." Alle, die mitgemacht hätten, seien Gewinner.

Auf dem Marktplatz springen und hoppeln derweil ganz andere Kinder auf ihren mitgebrachten Steckenpferden über den erstmals gesteckten Parcours. So wie Leni Liz Zott aus Scheppach. Mit ihrer "Scarlett" meistert sie die Prüfungen mit Bravour. "Die habe ich zum letzten Weihnachten von meiner Tante geschenkt bekommen", strahlt die Siebenjährige. Mutter Maren klärt auf: Das sei ein "Hobby Horse". Dabei handele es sich sogar um eine eigene Sportart, die aus Finnland komme, in Deutschland aber leider noch nicht so verbreitet sei.
Was ist der Unterschied zu gewöhnlichen Steckenpferden? "Sie sind realistischer, haben keine Griffe am Kopf und die Stecken sind kürzer." Der Parcours sei "klasse" und sollte auf jeden Fall beibehalten werden. "Noch besser wäre ein Hobby-Horse-Verein."
Ein waschechtes Pferdemarkt-Kind
Almut Kaiser und Gunther Wenzel stehen in der Jubiläums-Ausstellung im Rathaus. Die Geschwister treffen sich auf jedem Pferdemarkt mit anderen Bekannten. Wenzel ist ein waschechtes Pferdemarkt-Kind, er wurde an einem Pferdemarkt-Montag geboren. Genau: am 20. Februar 1961.
"Als wir klein waren, gab es am Sonntag noch gar kein großes Programm", erinnert sich Almut Kaiser. Umso mehr freut sie sich, dass zum 200. Geburtstag so viel los ist. Beide sind als gebürtige Öhringer stolz auf den runden Geburtstag, denn sie lieben ihren Pferdemarkt. Darauf darf Gunther Wenzel am Montag dann gleich doppelt anstoßen.
Einzelhändler berichten von guten Geschäften
Der verkaufsoffene Sonntag tat sein übriges, dass am Sonntag in Öhringen einiges los war. Wie ist die Bilanz der Händler? "Es waren viele auswärtige Kunden da, was den Zweck dieser Aktion genau trifft", sagt Anna-Maria Dietz, Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins Öhringen.Lieblingsstadt. "Gemessen an der aktuellen wirtschaftlichen Situation waren die Umsätze zufriedenstellend." Egal in welchem Bereich: Die "farbenfrohen Frühjahrskollektionen" seien besonders gefragt gewesen. Der verkaufsoffene Sonntag beim Pferdemarkt sei gewöhnlich nicht der beste im Jahr. "Insofern war er überraschend erfolgreich." Das gelte für die Innenstadt wie fürs Ö-Center und Steinsfeldle.