Erste Bilanz: Wo gab es Hochwasser-Schäden im Hohenlohekreis?
Nach dem Starkregen vom Wochenende zeichnet sich ein erstes Gesamtbild ab. Was genau im Hohenlohekreis passiert ist - und warum die Lage am Kocher den Einsatzkräften noch Sorgen bereitet.

"So etwas habe ich im Hohenlohekreis noch nie erlebt": Kreisbrandmeister Torsten Rönisch und Hunderte seiner Kollegen haben ein Wochenende hinter sich, das nicht nur sie so rasch nicht vergessen werden. Als die Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung am Montagvormittag (3. Juni) den Versuch einer ersten Bilanz nach jenem verheerenden Starkregen- und Hochwasserereignis unternimmt, bei dem unter anderem gedroht hatte, dass Teile der Öhringer Altstadt unter Wasser geraten, steht die letzte Entwarnung mancherorts noch aus: "Kocherstetten und Morsbach müssen wir im Augen behalten", sagt Rönisch.
Denn: Der örtliche Scheitelpunkt des Kocher-Hochwassers werde voraussichtlich erst am Montagabend erwartet. Bereits am Sonntag hatte es dort Überflutungen gegeben. "Da war es massiv, aber eine Zuspitzung ereignete sich auch in Schöntal." Betroffen durch die Wassermassen seien überdies vor allem Bretzfeld, Mulfingen sowie Forchtenberg gewesen. Hier habe es besonders viele Feuerwehreinsätze gegeben. Alles zum Unwetter in Süddeutschland erfahren Sie hier im Live-Blog.
Hochwasser im Hohenlohekreis: Keller geflutet, Straße verschüttet
Nach ersten Einschätzungen der Einsatzkräfte wurden im Landkreis rund 30 Keller von den Wassermassen geflutet sowie mehrere Straßen überspült. Ein Erdrutsch bei Mulfingen - zwischen Hollenbach und Ailringen - sorgte für die Verschüttung einer Straße. "Da waren die Kollegen nachts länger im Einsatz." Die Landesstraße 1020 war am Montagnachmittag dort noch komplett gesperrt. Man prüfe, ob man sie einspurig wieder freigeben könne.
Verletzte, so berichtet der erste Feuerwehrmann des Hohenlohekreises, habe es glücklicherweise nicht gegeben. Zur Schadenshöhe seien aktuell noch keine genauen Angaben möglich - zumal mancherorts am Montag das Wasser noch nicht abgepumpt werden konnte. Zu vermuten steht jedoch, dass dieser zusammengenommen im sechsstelligen Bereich liegen könnte.
Zahlreiche Helfer können noch Schlimmeres verhindern
Insgesamt fast 2000 Helfer leisteten am Wochenende ihren Beitrag, noch Schlimmeres zu verhindern. Alleine zwischen 1600 und 1800 Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen, erzählt der Kreisbrandmeister. Dazu noch 120 Mitarbeiter von THW und DRK. Mithilfe von 20 000 bis 25 000 Sandsäcken wurden die Fluten bestmöglich eingedämmt. Man hätte - dank zentraler Beschaffung und Lagerung - noch mindestens die doppelte Anzahl verfügbar machen können.
"Das Künzelsauer THW lagert große Mengen trockenen Sands in einem Tiefbunker, der noch aus dem Kalten Krieg stammt." Die erst vor Kurzem im Kreis eingeführte "Fliwas"-Technik ("Flut-Informations- und Warnsystem") hat sich aus Rönischs Sicht bei ihrer ersten großen Nagelprobe bewährt: "Ich kann sagen, dass wir aufgrund der Sensibilisierung, die durch die Fliwas-Einträge stattgefunden hat, immer vor der Lage waren."
Hundertjährliches Hochwasser im Hohenlohekreis?
Ist im Hohenlohekreis nun sogar wieder ein "Hundertjährliches" Hochwasser (HQ100) aufgetreten? Nein, sagt der Brandmeister: Es habe sich um ein HQ50-Ereignis gehandelt, das jedoch "unüblich" gewesen sei, weil es sich eben nicht nur aus den Flüssen, sondern durch den massiven Starkregen speiste. Beides zusammen habe eine unheilvolle Synergie entwickelt.
Öhringens Stadtsprecherin Monika Pfau gab am Montagmittag unterdessen bereits vorsichtige Entwarnung: "Es gab keine massiven Schäden, wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Die Aufräumarbeiten haben begonnen."