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Vorhersage bewahrheitet sich: Zum Teil 100-jährliches Hochwasser in Hohenlohe

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Flüsse treten über die Ufer, das Rückhaltebecken in Öhringen hält den Wassermassen nicht stand, der Kocher überflutet die Theater-Bühne. So war die Lage in Hohenlohe am Wochenende.

In Hohenlohe hat sich die Hochwasser-Vorhersage bewahrheitet.
In Hohenlohe hat sich die Hochwasser-Vorhersage bewahrheitet.  Foto: Matthias Lauterer, Tamara Ludwig/ Montage: HSt

Während die Jagst am Samstagmittag zwar braun, aber noch fast artig dahinfließt, hat der Kocher sein Bett in weiten Teilen bereits verlassen. Die Auen sind von Wasser bedeckt, im eigentlichen Flussbett haben die Fluten rasende Geschwindigkeiten erreicht, führen große Mengen Treibholz mit sich. In Forchtenberg scheint das historische Teehaus zum Wasserschloss geworden, und die Sportplätze in Ingelfingen und Nagelsberg sind nur noch an den Toren, die aus dem Nass ragen, zu erkennen.

Auch Heilbronn und den Landkreis haben die Überschwemmungen getroffen. Die Lage bleibt am Sonntag weiter angespannt.

Das Forchtenberger Teehaus als Wasserschloss: Leider kein seltener Anblick, denn das historische Häuschen hat schon viele Hochwasser erlebt.
Das Forchtenberger Teehaus als Wasserschloss: Leider kein seltener Anblick, denn das historische Häuschen hat schon viele Hochwasser erlebt.  Foto: Ludwig, Tamara

Hochwasser-Warnmeldung schreckt Öhringer – Bei Feuerwehr tagte Krisenstab

In Öhringen schreckt die Bewohner am späten Samstagabend eine Warnmeldung: In einigen Bereichen der Altstadt sowie in den Stadtteilen Cappel, Unterohrn und Ohrnberg sollen die Menschen tiefergelegene Geschosse wie Keller und Tiefgaragen oder Unterführungen meiden. Sie sollen sich in die oberen Stockwerke ihrer Häuser begeben und Fenster und Türen geschlossen halten.

Im Feuerwehrgerätehaus tagt am späten Abend der Krisenstab. "Wir beobachten, wie sich der Wasserstand entwickelt und ergreifen dann Maßnahmen", sagt Jens Pawellek, Kommandant der Öhringer Feuerwehr. Ausschlaggebend für die akute Lage sei ein Rückhaltebecken in Cappel, das überlaufe. Die betroffenen Hauseigentümer seien gewarnt worden, viele haben ihre Eingänge verbarrikadiert.

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Im Bereich der Ohrn stehen Einsatzkräfte und überwachen die Sperrungen und den Verlauf des Hochwassers. Der Hofgarten ist überschwemmt. Die Polizei und Helfer des Technischen Hilfswerks sind vor Ort. Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes und der DLRG stehen parat, um im Notfall Menschen zu transportieren, sagt Cornelia Scholz, Pressesprecherin der Stadt. Seelsorger befänden sich im Mehrgenerationenhaus in der Hunnenstraße. Dorthin sollen sich Menschen wenden, die Angst haben.

Die Fußwege rund um den Öhringer Hofgarten sind geflutet.
Die Fußwege rund um den Öhringer Hofgarten sind geflutet.  Foto: Väisänen

Überall im Hohenlohekreis Hochwasser-Marke geknackt

Überall im Hohenlohekreis seien die Hochwassermeldemarken erreicht, berichtet Kreisbrandmeister Torsten Rönisch am Samstagabend. Landrat Ian Schölzel ist unterwegs und macht sich ein Bild von der Lage. Bauhöfe und Kommunen haben überall Schutz aufgebaut und Sandsäcke gefüllt. Einige Keller seien vollgelaufen, Straßen überflutet, so Rönisch. "Aalen hat das Wehr aufgemacht, das wirkt sich hier aus", sagt er. Die Lage in der Öhringer Altstadt entschärft sich über Nacht und im Lauf des Sonntags. In Ohrnberg hingegen steht die Halle des TSV unter Wasser. Es handele sich um ein 50-jährliches Hochwasser, sagt der Öhringer Oberbürgermeister Thilo Michler unserer Redaktion. Die Lage sei aber unter Kontrolle.

Bürgermeister Joachim Scholz aus Schöntal spricht am Sonntag gar von einem 100-jährlichen Hochwasser in manchen Bereichen seiner Kommune. Denn an der Jagst hat sich die Lage im Laufe des Wochenendes zunehmend verschärft. Mancherorts, wie zwischen Berlichingen und Kloster Schöntal, gleicht die Wasserfläche einer riesigen Seenlandschaft. Den See, der sich auf dem Sportgelände Bieringen gebildet hat, nutzt ein Kanu-Fahrer und paddelt gemütlich dort entlang, wo sonst die Fußballer auf Torejagd gehen.

Auf dem Bieringer Sportgelände ist ein Kanufahrer unterwegs und nutzt den See, den die Jagst dort gebildet hat.
Auf dem Bieringer Sportgelände ist ein Kanufahrer unterwegs und nutzt den See, den die Jagst dort gebildet hat.  Foto: Ludwig, Tamara

Theater im Fluss verschiebt Premiere

Im Kocherfreibad in Künzelsau sollte am kommenden Mittwoch die Premiere des Theater im Fluss stattfinden. "Im Fluss" befindet sich nun jedoch fast der gesamte Bühnen- und Zuschauerbereich. Am Samstag war Diana Nowicki, Sprecherin des Vereins, noch guter Dinge: "Vereinsmitglieder haben Schutzdämme aus Balken gebaut und alle Requisiten in Sicherheit gebracht." Kabel seien so weit es ging nach oben gelegt und die Technik gesichert worden.

Am Sonntag folgt jedoch das böse Erwachen: "Die Bühnenteile schwimmen, die Technik ist beschädigt." In einer Krisensitzung hat man entschieden, die Premiere auf den 13. Juni zu verlegen. Auch die Aufführungen vom 7. und 8. Juni fallen aus. Ersatztermine dafür sind am 27. Juni und 2. Juli.

Die Bühne und Tribüne des Vereins Theater im Fluss, der eigentlich am Mittwoch Premiere von "Faust" feiern wollte, stehen am Sonntag unter Wasser.
Die Bühne und Tribüne des Vereins Theater im Fluss, der eigentlich am Mittwoch Premiere von "Faust" feiern wollte, stehen am Sonntag unter Wasser.  Foto: privat
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