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Hohenlohe: Bei den sogenannten Spaziergängen wird der Ton rauer

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Wer sind diese "Spaziergänger"? Und wer organisiert die Gegenveranstaltungen? Ein Blick auf die Situation in Öhringen und Bretzfeld.

In Öhringen, Bretzfeld, Neuenstein und Künzelsau kommen sogenannte Spaziergänger zusammen, teils begleitet von Gegen-Veranstaltungen.
Foto: Tscherwitschke
In Öhringen, Bretzfeld, Neuenstein und Künzelsau kommen sogenannte Spaziergänger zusammen, teils begleitet von Gegen-Veranstaltungen. Foto: Tscherwitschke  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Montag für Montag kommen zunehmend Menschen zusammen auf den Plätzen der Region. Sie treffen sich zu sogenannten Spaziergängen. Den - meist unangemeldeten - Versammlungen stehen seit einigen Monaten Gegen-Demonstranten gegenüber. Der Ton wird rauer.

Nicht-Öhringer darunter

Wer sind die Menschen? Die Polizei, die das Auflaufen der sogenannten Spaziergänger in Öhringen am vergangenen Montag beobachtet hat, stellt fest: Es sind viele Nicht-Öhringer unter diesen Menschen. Einige rechnen die Beamten den Reichsbürgern zu. Diese Feststellung, die so auch in der Hohenloher Zeitung zu lesen war, erzürnt die sogenannten Spaziergänger. Sie rufen im Netz für den nächsten Montag zu einem Stopp vor der HZ auf. Auch stellen sie die von der Polizei genannten Zahlen zu den Teilnehmern in Frage.

 


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Teilnehmerzahlen ändern sich

Bei der ersten Gegen-Demo am 17. Januar hatte die Polizei rund 150 Teilnehmer der Gegen-Demo gezählt und annähernd gleich viele sogenannte Spaziergänger. Letzten Montag nun waren es deutlich weniger Menschen bei der Gegen-Demo vor dem Schloss, dafür etwa 250 Menschen, die mit Kerzen durch die abendliche Stadt spaziert sind. Unangemeldet, betont Ordnungsamtsleiter Frank Stransky.

Wer ist verantwortlich?

Das heißt aber nicht, dass im Zweifel niemand zur Rechenschaft gezogen wird: Wer eine nicht gemeldete Versammlung veranstaltet oder leitet, macht sich in Baden-Württemberg im Übrigen generell strafbar. Da reicht es aus, wenn man der "faktische Leiter" ist, also durch Ansprachen dirigiert, erklärt Wilhelm Achelpöhler, Fachanwalt für Versammlungsrecht in Münster und Mitglied im Ausschuss Gefahrenabwehr des Deutschen Anwaltsvereins. Distanz zum rechten Rand, die betonen die sogenannten Spaziergänger immer wieder. In Bretzfeld werden die montäglichen Zusammenkünfte zwischenzeitlich ordnungsgemäß angemeldet.


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Warnung vor Spaltung

Es seien nicht nur Impfgegner darunter, wird immer wieder angemerkt, sondern Menschen, die vor einer Spaltung der Gesellschaft warnen wollen. Die Zahl der sogenannten Spaziergänger in Bretzfeld hat zwischenzeitlich die 450 erreicht. Auch hier hat sich eine Gegen-Bewegung formiert. Rund 50 Menschen haben das letzte Mal daran teilgenommen. Auch sie wollen eine Spaltung der Gesellschaft verhindern, fordern Toleranz im Umgang miteinander ein und ein friedliches Zusammenleben. "Es heißt nicht, dass wir Impfbefürworter sind", betonen die Organisatoren. Aber sie wehren sich gegen undemokratische Vorgänge und Äußerungen seitens der sogenannten Spaziergänger.

Ausschreitungen

Denn das habe es durchaus gegeben, ist aus den Reihen der Gegner der Spaziergänge zu hören. So habe es Ausschreitungen gegenüber einer Arztpraxis gegeben. Und beim sogenannten offenen Mikro seien Reden gehalten worden, die offen dazu aufgerufen hätten, "die" zu bestrafen - damit gemeint seien ganz offensichtlich die Beamten. Auch sei ganz offen zu einem Systemumsturz aufgerufen worden, berichten Teilnehmer. Die Beiträge seien auch auf einem Video zu sehen und zu hören gewesen. Das Video ist zwischenzeitlich aus dem Netz genommen worden. Es ist noch ein dreiminütiger, mit Musik hinterlegter Zusammenschnitt zu sehen. Die Redner sind darauf allerdings nicht zu hören.

 


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Mahnungen

Die Veranstalter betonen, dass es sich um friedliche Treffen handelt, erklärt ein Beobachter. Doch bei der großen Menge an Menschen bleibe tatsächlich auch das eine oder andere unbemerkt und ungehört. Auch von der Polizei, die wohl immer wieder mahne, die Abstände einzuhalten, eine Umsetzung aber nur schwer einfordern könne. Eine Nachfrage bei der Polizei ergab, dass der Schutzpolizeidirektion Heilbronn keine Erkenntnisse über Ausschreitungen vorliegen. Auch hätten die Beamten keine strafrechtlich relevanten Aufrufe registriert oder Anzeigen aufgenommen.

Am Montag finden Gegen-Demonstrationen in Künzelsau und Bretzfeld stat. In Öhringen ist diesen Montag nichts geplant.


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