Wurde Jagsttalbahn-Trasse nie offiziell stillgelegt? Ministerium sucht offenbar Unterlagen
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Schöntal und Krautheim wollen Teile der Jagsttalbahn-Trasse anderweitig nutzen. Doch beim Landesverkehrsministerium ist man offenbar noch auf der Suche nach entscheidenden Unterlagen. Eine Analyse.
Der ehemalige Bahnhof in Berlichingen im Jahr 2022.
Foto: Götz Greiner
Der Rechtsstreit zwischen der Jagsttalbahn AG und der Stadt Krautheim ist seit einiger Zeit beigelegt. Einer Entwidmung der ehemaligen Trasse der Schmalspurbahn auf Gemarkung Schöntal und in Teilen auch Krautheim, sollte demnach nichts mehr im Wege stehen. Damit bekommen alle Beteiligten, was sie wollen: Die Jagsttalbahn AG und der Verein der Jagsttalbahnfreunde können perspektivisch weiter an einem Museumsbahnbetrieb zwischen Dörzbach und Krautheim Tal arbeiten.
Die Kommunen können den Grund und Boden, der seither rechtlich der Eisenbahn vorbehalten war, im weiteren Verlauf der Strecke anderweitig nutzen.
Schöntal will die ehemalige Trasse der Jagsttalbahn anderweitig nutzen
Die Gemeinde Schöntal ist derweil vorgeprescht und hat die Entwidmung bereits beantragt und alle notwendigen Unterlagen eingereicht (wir berichteten). Doch genau an der Stelle hakt es erneut. „Das Regierungspräsidium ist am Zug, beim Ministerium für Verkehr zu klären, ob bei der Außerbetriebnahme der Jagsttalbahn im Dezember 1988 auch die förmliche Stilllegung der Bahntrasse erfolgt ist“, sagt Schöntals Bürgermeister Joachim Scholz auf Nachfrage der Hohenloher Zeitung. „Das Ministerium ist wohl gerade dabei, die Akten im Hauptstaatsarchiv zu suchen. Wir hoffen, dass die schon lange andauernde Suche bald von Erfolg gekrönt sein wird“, so Scholz weiter.
Es mutet kurios an, dass in Stuttgart offenbar unklar ist, ob diese förmliche Stilllegung je erfolgt ist. Diese braucht es, um eine Strecke entwidmen zu können.
Verkehrsministerium offenbar noch auf der Suche nach Unterlagen zur Jagsttalbahn
Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg sagt auf Nachfrage zum aktuellen Stand des Verfahrens: „Ein Freistellungsverfahren („Entwidmung“) kann erst abgeschlossen werden, wenn zuvor das Stilllegungsverfahren beendet wurde.“ So wolle es das Allgemeine Eisenbahnrecht in Paragraf 23. „Die Vorbereitung dafür läuft derzeit.“ Die Vorbereitung scheint dabei die Suche nach den Unterlagen zu beinhalten.
Und die Suche, die dauert nun bereits mindestens fünf Wochen. Denn vor vier Wochen berichtete Scholz bereits im Gemeinderat davon. Ob es wenigstens schnell geht, wenn die Unterlagen gefunden wurden, steht in den Sternen. Denn Schöntal „hat schon vor knapp zwei Jahren Anträge gestellt, Teile der Bahntrasse zu entwidmen. Leider sind die Anträge bis zum heutigen Tage nicht beschieden worden“, erklärt Scholz.
Krautheim drängte jahrelang auf die Entwidmung, doch nun kommt die Stadt nicht voran
Und wie ist die Lage in Krautheim? Die Stadt möchte ja ihren lange ersehnten neuen Busbahnhof an der Götzstraße bauen und das ungeliebte Bahnhofsareal im Zentrum des Tals aufwerten. „Bei uns in Krautheim sind die Unterlagen noch nicht vollständig, daher zieht sich unser Antrag auf Entwidmung noch etwas“, sagt Bürgermeister Andreas Insam. Aus den Erfahrungen der Gemeinde Schöntal möchte man ihm jedoch zu etwas mehr Eile raten. Wer weiß, wie lange es nach Eingang der Unterlagen noch dauert? Es erscheint rätselhaft, dass man in Krautheim nach zwei Jahrzehnten des Wartens, des Haderns über das unflexible Eisenbahnrecht und des Streitens mit der Jagsttalbahn AG nicht längst vorbereitet ist, die entsprechenden Anträge zu stellen.
24 Jahre sind seit dem ersten Planentwurf für das Bahnhofsareal vergangen
Bereits 2001 gab es den ersten Planentwurf für die Neugestaltung des Bahnhofsareals. Mehrere Versuche, den Bau von Parkplätzen, des neuen Busbahnhofs und einer insgesamten Aufwertung der Flächen voranzutreiben, scheiterten stets am Eisenbahnrecht,das keine Bebauung gewidmeter Trassen zulässt. Der Freistellung stimmte die Jagsttalbahn AG nicht zu, die an der Durchgängigkeit der ehemaligen Trasse festhielt. Der Konflikt ist nun ausgeräumt, doch von Euphorie und Aufbruchsstimmung, das Projekt endlich in Angriff zu nehmen, ist in Krautheim nichts zu spüren. Lediglich der Turm der ZG Raiffeisen wurde 2023 abgerissen und offenbart noch deutlicher, wie groß die Entwicklungsfläche eigentlich ist.
Trotz Einigung mit der Jagsttalbahn AG: Auf dem Bahnhofsareal von Krautheim wird es baulich auch 2025 nicht vorwärts gehen, sagt Bürgermeister Andreas Insam.
Foto: Ludwig, Tamara
Der Krautheimer Busbahnhof muss barrierefrei werden
Die Verlegung des Busbahnhofs geht mit einem barrierefreien Zustieg einher, der mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben ist. Schon deshalb ist Eile geboten. „Beim Busbahnhof sind wir beim Klären der Fragen von der Förderstelle. Baulich wird 2025 hier leider nichts passieren“, sagt Andreas Insam. Auf diesem Stand war die Stadt allerdings bereits vor einem halben Jahr. Und: 2017 waren dafür Zuschüsse bewilligt worden. Das ist lange her. So lange, dass diese wohl neu beantragt werden müssen. Bekäme man das Geld nicht, könnte folgendes passieren: Die Entwidmung der Trasse ist durch, der Bau des Bahnhofs kann beginnen – doch nun kann man es sich nicht mehr leisten.
Die Jagsttalbahn AG
Die Jagsttalbahn AG ist ein sogenanntes Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen. Als solches ist sie berechtigt, eine Eisenbahn zu betreiben. Eigner der AG sind zu 51 Prozent die Gemeinde Dörzbach und zu 49 Prozent der Verein Jagsttalbahnfreunde. Das Ziel ist, einen Museumsbahnbetrieb zwischen Dörzbach und dem ehemaligen Krautheimer Bahnhof zu verwirklichen. Bislang haben die Bahn-Enthusiasten den Gleisbau bis ins Dörzbacher Gewerbegebiet vorangetrieben. Auf diesem kurzen Stück wird in regelmäßigen Abständen auch bereits gefahren.
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