Neues Konzept fürs Wollhaus in Heilbronn? – "Müssen auf Marktveränderungen reagieren"
Die Vision für die Sanierung des Wollhauses in Heilbronn sorgte für Aufsehen. Jetzt wird das Konzept überarbeitet. Damit ändert sich auch der Zeitplan – und noch mehr?
Als die Neufeld Immobilien GmbH im Juli 2023 ihre Pläne für das Wollhaus vorstellte, war nicht nur der Gemeinderat von „der großen Chance“ begeistert. Der Betonklotz in der südlichen Innenstadt sollte ohne Abriss neu gestaltet werden. Das Konzept versprach eine Mischung aus Hotel, Wohnen, Handel und Gastronomie.
Eineinhalb Jahre später ist der Eigentümer noch immer damit beschäftigt, das Objekt zu entwickeln. An den Investitionsplänen hält die Oedheimer Firma nach eigener Aussage fest, das Konzept werde sich jedoch verändern, sagt Geschäftsführer Arthur Neufeld: „Wir müssen auf Marktveränderungen reagieren.“
Wollhaus-Investor will neues Konzept für Heilbronn präsentieren
Laut Stadtverwaltung will das regionale Familienunternehmen mehr als 100 Millionen Euro in das 1970 eingeweihte Gebäude investieren. „Stand heute“ gebe es keinen zweiten Investor, erklärt Arthur Neufeld. Andere Quellen hingegen gehen davon aus, dass das dennoch der Fall ist. Man hole sich aber Experten ins Boot und habe Partner bei der Planung.
„Unsere Investition hat sich nicht verringert“, so Neufeld, auch wenn „zu einem späteren Zeitpunkt“ weitere Investoren nicht ausgeschlossen seien. Die Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Architekturbüro Blocher Partners bestehe weiterhin, gemeinsam überarbeite man derzeit das Konzept für das Wollhaus.
Wollhaus-Umbau in Heilbronn verzögert sich: Investor hält an Markthalle fest
Über Details sprechen die Verantwortlichen noch nicht, sehen aber weiterhin in einer Markthalle einen „wichtigen Aspekt für die Attraktivität“ des Objekts. Dem Vernehmen nach soll außerdem ein Schwerpunkt im Bereich Wohnen liegen. Das Konzept sei sehr lebendig. „Wir investieren ständig, damit das Heilbronner Wollhaus neu gestaltet werden kann“, sagen die Eigentümer.
In den vergangenen zwei Jahren hätten sich die Rahmenbedingungen jedoch erheblich verändert: „Die Notwendigkeit zu überplanen haben wir auch bei anderen Projekten“, sagt Neufeld. Einen konkreten Zeitplan für das Wollhaus nennt er nicht, auch wenn die ursprünglich angekündigte Eröffnung 2028 wohl kaum zu halten sein dürfte.
Der Verwaltung habe man die Veränderungen vorgestellt, dort gebe es eine gemeinsame Abstimmung. Noch vor der Sommerpause wolle man die Pläne im Gemeinderat präsentieren, so Neufeld. Laut Informationen der Heilbronner Stimme soll das schon früher geplant gewesen sei. Nun könnte es im März auf die Tagesordnung kommen, heißt es. Anschließend muss Baurecht geschaffen werden. Dass dies bisher noch nicht geschehen ist, begründet Neufeld mit den Änderungen im Projekt. Die Verwaltung äußert sich dazu nur vage und erklärt: „Wir arbeiten mit Nachdruck an diesem Projekt und werden Ergebnisse dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit vorstellen, sobald sie vorliegen.“
Millionenprojekt Heilbronner Wollhaus: Arbeiten an möglichen Zwischenlösungen
Damit wird 2028 wohl eher das Jahr des Baubeginns sein, trotzdem tut sich was am und im Gebäude. Die Firma Neufeld arbeitet weiter an möglichen Zwischenlösungen: Ein Sonderposten-Markt und eine Woolworth-Filiale sind eingezogen, weitere Flächen sind vermietet, an anderen werde gearbeitet. „Das spricht für den Standort“, ist sich Arthur Neufeld sicher.
Unlängst sind Studenten der Programmierschule 42 in den ehemaligen Verwaltungstrakt des Kaufhauses eingezogen. Das studentische Wohnen sei eine charmante Zwischennutzung, sagt Neufeld, auch wenn die Umgestaltung eine Herausforderung war. Der Mietvertrag mit der Schwarz-Stiftung sei befristet, so wie alle anderen auch. Zu Beginn der Umbaumaßnahmen soll das Wollhaus leer sein, auch der Turm. Hier war zunächst auch eine Sanierung im Bestand diskutiert worden.
Derzeit gibt es allerdings Arbeiten, die notwendig sind, weil der Zahn der Zeit am Wollhaus nagt. Dieser Tage sollen die Fassadenplatten im Erd- und Obergeschoss des Kaufhauses abgenommen werden. Sie hätten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, erklärt Neufeld. Aus Korrosionsgründen werde anschließend die darunter liegende Betonwand gestrichen. Das sei aber nicht Teil der geplanten Umgestaltung, betont er.
Umfeld des Heilbronner Wollhaus-Komplexes wird parallel geplant
Parallel zum Wollhaus soll auch das Umfeld neu gestaltet werden. Dazu wollte die Stadt Heilbronn bereits im April vergangenen Jahres einen Ideenwettbewerb starten. Im November 2023 hatte der Gemeinderat die Weichen für eine sogenannte vertiefte Untersuchung gestellt, deren Ergebnisse laut Verwaltung in einer Infoveranstaltung präsentiert werden sollen. Handlungsbedarf sehe man nicht nur beim Busbahnhof und angrenzenden Verkehrsflächen, sondern auch südlich des Wollhauses im Bereich der Brücke und im Klimawäldchen gegenüber.
Für die Untersuchung des etwa vier Hektar großen Gebiets stellt das Land Fördermittel in Höhe von 400.000 Euro zur Verfügung, die Stadt zahlt laut ursprünglicher Pressemeldung knapp 267.000 Euro. Fragen zum Verlauf beantwortet die Stadt auf Nachfrage derzeit allerdings nicht.



Stimme.de