"Mit Symbolpolitik nicht zu lösen": Händler äußern sich zu Messergewalt und Verbotszonen
Nach dem Messerattentat von Solingen mehren sich Forderungen nach schärferen Waffengesetzen und der Ausweitung von Verbotszonen – auch in Heilbronn. Wie stehen Messer-Händler dazu?
Nach der tödlichen Messerattacke von Solingen hat Bundeskanzler Olaf Scholz eine Verschärfung des Waffenrechts gefordert (die Heilbronner Stimme berichtet im Solingen-Newsblog). In den Städten werden seit längerem schon Konzepte diskutiert, wie mehr Sicherheit zu schaffen sei.
In Heilbronn ist eine erste Waffenverbotszone im Bereich des Hauptbahnhofs in Kraft, eine weitere Verbotszone soll im Bereich der Innenstadt entstehen – so hat es Oberbürgermeister Harry Mergel angekündigt. Die Stadt Stuttgart weitet ihre Waffenverbotszone während des dortigen Weindorfs aus. Inzwischen ist der politische Umgang mit dem Messer auch zum Thema im Fachhandel geworden.

Debatte um Waffenverbotszonen: "Mit Symbolpolitik wird man das Problem nicht lösen"
"Die aktuelle Debatte über eine Ausweitung von Waffenverbotszonen führt bei unserer Kundschaft schon für Verunsicherung", berichtet Jürgen Maurer, Inhaber des Schneidwaren-Fachgeschäfts in der Fleiner Straße in Heilbronn. Manche Kunden fragten, ob sie sich strafbar machen, wenn sie ein Messer zum Schleifen vorbeibringen. "Mit Verboten trifft man nur die Anständigen, die völlig legal ein Vespermesser mit sich führen", ist der Fachhändler überzeugt.
Weitere Regeln und schärfere Gesetze würden zur Gewalt Entschlossene nicht davon abhalten, Straftaten zu begehen. "Man muss an die Ursachen ran. Und das fängt schon mit dem Spracherwerb an. Der ist Voraussetzung für eine gelungene Integration", so Jürgen Maurer: "Mit Symbolpolitik wird man das Problem der Messergewalt nicht lösen." Die Waffengesetze seien in den vergangenen 20 Jahren ja verschärft worden und trotzdem nähmen die Delikte mit Messern zu.
Können Waffenverbote Taten wie in Solingen verhindern?
Claudia Glück, Filialleiterin des Haushaltswaren-Geschäfts Tritschler in der Heilbronner Kaiserstraße, findet Waffenverbotszonen "nicht schlecht". Sie ist allerdings skeptisch, ob das Instrument bei Großveranstaltungen, wie dem Heilbronner Weindorf, wirksam ist. "Man kann nur hoffen, dass man verschont bleibt", so die Fachhändlerin. Das Geschäft geht in Sachen Messer auf Nummer sicher: "Wir führen ausschließlich Küchenmesser, keine Stilettos, Springmesser oder ähnliches." Die scharfen Schneidwaren stellt Tritschler in einer abgeschlossenen Glasvitrine aus.
Stephan Buchholz, der im Agroa-Vorstand für die Raiffeisenmärkte mitverantwortlich ist, ist skeptisch, dass Waffenverbote oder Handelsbeschränkungen allein Taten wie in Solingen verhindern können. In dem Zitat des CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz, nicht die Messer seien das Problem, sondern die Personen, die damit herumlaufen, könne er sich wiederfinden. In den Raiffeisenzentren seien die Taschenmesser und Multitools nicht frei zu greifen. In den Märkten sei der überwiegende Teil der Kundschaft zudem persönlich bekannt.