Brutale Gewalttaten von Zuhältern in Heilbronn: Ermittler gibt Einblick in Prostituiertenszene
Zwei Zuhälter haben bulgarische Frauen in Heilbronn jahrelang auf den Strich gezwungen. Im Zuhälterprozess gibt ein Ermittler als Zeuge Einblick in die systematische Ausbeutung.

Menschen- und Drogenhandel, Zwangsprostitution, Ausbeutung, Misshandlungen, Bedrohungen und Kokainhandel: Die Liste der Vorwürfe gegenüber zwei Zuhältern aus Bulgarien ist lang.
Nun wird am dritten Verhandlungstag am Landgericht deutlich, wie die beiden 21 und 41 Jahre alten Angeklagten in den vergangenen Jahren vorgegangen sind, um ihr Geschäftsmodell in Heilbronn auf- und auszubauen. Die Opfer seien meist aus einem kleinen Ort in Bulgarien angeworben worden, aus dem auch beide Angeklagten stammen, schilderte der Kriminalbeamte, der die umfangreichen Ermittlungen leitete. "Die Frauen wurden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Deutschland gebracht", so der Hauptkommissar bei seiner Zeugenvernehmung.
Gewalt und Drohungen
Statt in der Gastronomie, wie versprochen, seien sie teils unter Gewaltandrohung zur Prostitution vor allem auf dem Straßenstrich in der Hafenstraße gezwungen worden. Den Monatslohn von 6000 bis 9000 Euro mussten sie weitgehend an die Angeklagten abgeben.
Gleichzeitig hätten die Zuhälter einen Kokainhandel aufgebaut, der größtenteils über die Prostituierten abgewickelt wurde. Wer nicht mehr mitmachen wollte, sei bedroht und geschlagen worden, schildert der Zeuge. So wurde eine Prostituierte im Februar 2022 zu Hause aufgesucht und verprügelt. Einer weiteren Frau wurde eine ätzende Flüssigkeit auf den Rücken geträufelt, so dass bleibende Narben entstanden. Auch andere Körperverletzungen gegen Prostituierte schilderte der Kriminalbeamte.
Spektakuläre Überfälle
Für spektakuläre Szenen in der Stadt sorgte zudem ein schwelender Konflikt mit weiteren bulgarischen Zuhältern, die ebenfalls in der Hafenstraße aktiv waren. Die Gruppen kannten sich aus dem Milieu in Bremerhaven. In der Weinsberger Straße sollen die Angeklagten ein Auto gerammt und die Insassen mit Baseballschlägern bedroht haben. In der Hafenstraße kam es zu einem Überfall mit einer anschließender Massenschlägerei. Daraufhin wurde der Straßenstrich geschlossen.
Am zweiten Verhandlungstag hatten beide Angeklagten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft über ihre Anwälte im vollen Umfang zugegeben. Mit ihren Geständnissen hoffen sie auf mildere Urteile. Außerdem möchten beide ihre Haftstrafen in Bulgarien absitzen. Eine Strafmilderung hatte die Vorsitzende Richterin Ursula Ziegler-Göller bei einem umfassenden Geständnis in Aussicht gestellt.
Plädoyers angekündigt
Im Anschluss an die Zeugenvernehmung wies der Anwalt des 41-jährigen Angeklagten darauf hin, dass man durch das Geständnis auf eine umfangreiche Zeugenvernehmung verzichtet habe. "Es ist nicht alles schwarz und weiß", betonte der Verteidiger. Am kommenden Dienstag sollen die Plädoyers gehalten werden, auch eine Urteilsverkündung stellte die Richterin bereits in Aussicht.
Kommentare öffnen


Stimme.de
Kommentare