Vorsitzender des Deutsch-Afrikanischen Vereins äußert sich zur Berliner-Aufregung in Heilbronn
Wo hören Faschingsfreuden auf, wo beginnt Diskriminierung? Darüber diskutiert die Region, nachdem ein Heilbronner Bäcker seine Faschingskrapfen mit der Pappfigur einer schwarzen Frau im Bastrock dekorierte und damit die Antidiskriminierungsstelle auf den Plan rief. Jetzt äußert sich der Vorsitzende des Deutsch-Afrikanischen Vereins zu dem Vorfall.

Sind Pappmännchen mit unterschiedlichen Kostümen und Hautfarben ein Fall von Rassismus? Über diese Frage diskutiert aktuell die Region. Angelo Bengui (54) lebt seit 1989 in Deutschland. Der gebürtige Angolaner ist Vorsitzender des Deutsch-Afrikanischen Vereins in Heilbronn und erklärt, wie er die Kontroverse einschätzt.
Was war Ihr erster Gedanke, als Sie ein Bild von den Krapfen mit den umstrittenen Figuren gesehen haben?
Angelo Bengui: Als ich das Foto auf meinem Handy angesehen habe, dachte ich an einen Marketing-Gag, damit die Leute mehr hinschauen. Ich habe keinen rassistischen Hintergrund vermutet. Man kann aber verschiedene Auffassungen haben.

Gehören solche Erlebnisse - selbst wenn keine böse Absicht dahinter steckt - zu Ihrem Alltag?
Bengui: Es ist für mich keine Neuigkeit. Immer wieder werden Witze gemacht, von denen die Leute im Nachhinein meinen, dass sie nicht so gemeint waren. Ich habe mir in Sachen Rassismus ein dickes Fell zugelegt. Bei manchen Sachen diskutiere ich mit, bei anderen sehe ich keinen Sinn dahinter.
Glauben Sie, dass die Diskussion über die Krapfen weiterhilft?
Bengui: Eine Diskussion zu führen, ist immer gut. Nur im Gespräch erfährt man die Gründe des anderen und kann sie verstehen. Die Person, die das Foto in der Bäckerei gemacht hat, hätte doch einfach den Bäcker fragen können, warum er sich ausgerechnet für diese Figuren auf den Berlinern entschieden hat. Er wird ja einen Grund gehabt haben. Ich gehe auch davon aus, dass die Mehrheit der Menschen in Deutschland erkennt, dass diese Darstellungen nicht mehr zeitgemäß und total falsch sind.