Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen Merken

Um manche Baumarten im Heilbronner Stadtwald steht es schlecht

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Bei einem Aufkommen von fast 40 Baumarten dominieren Eichen den Heilbronner Wald. Die Anteile der Fichte und Esche sind dagegen aufgrund des Klimawandels nicht mehr existenzfähig. Aktuell leidet der Ahorn unter der Rußrindenkrankheit, die bei Menschen Gesundheitsprobleme auslösen kann. Wie sich der Wald in Zukunft verändern soll.

Dem Heilbronner Wald geht es bescheiden." Das drastischere Wort wählt Immanuel Schmutz nicht. Obwohl das feuchte Frühjahr für den Baumbestand insgesamt gut war, fallen dem Leiter der Abteilung Forst- und Landwirtschaft bei der Stadtverwaltung Heilbronn abgestorbene Buchen, Eichen, Fichten sowie Eschen ins Auge. Und am Bergahorn hat er die aus Nordamerika stammende Rußrindenkrankheit ausgemacht. Sie kann bei Menschen Atemwegsleiden auslösen. Sorgen, Partikel im Wald einzuatmen, stuft Schmutz aber als "sehr gering" ein: "Nur auf Spielplätzen sollen befallene Bäume sicherheitshalber gefällt werden", betont er.

Wald-Betriebsplan im Gemeinderat vorgestellt

Dass sich das Aussehen des Waldes in den kommenden Jahrzehnten erkennbar verändern wird, machte Schmutz bei der Vorstellung des Wald-Betriebsplans für den Zeitraum 2023 bis 2032 im Gemeinderat deutlich: "Vor allem die Fichte und die Esche sind in unserem Raum aus klimatischen Gründen nicht mehr dauerhaft existenzfähig. Sie werden aus dem natürlichen Ökosystem verschwinden", bedauert Schmutz.

 


Mehr zum Thema

Peter Wohlleben, Förster und Bestseller-Autor.
Stimme+
Region
Lesezeichen setzen

Waldversteher Peter Wohlleben in Heilbronn: Jeder Baum zählt


Die Douglasie wird an Bedeutung gewinnen

Dennoch wird der Heilbronner Wald weiterhin grün bleiben und seiner Funktion als Erholungswald gerecht werden. Statt der Fichte wird dann der Douglasie, aber auch verschiedenen Tannenarten, der Schwarzkiefer, Zeder oder Eibe eine neue Bedeutung zukommen. Dominieren werden den Wald aber weiterhin Laubbaumarten wie die Eiche (28 Prozent) und die Buche (18 Prozent). Insgesamt kommen derzeit im 1084 Hektar großen Stadtwald fast 40 verschiedene Baumarten vor: "Das ist landesweit eine Besonderheit", bewertet der Forstamtsleiter die Vielfalt.

Förster setzen auf Millionen von Eicheln

Verändern wird sich der Stadtwald aber auch durch die dringend notwendige Verjüngung der Eichenbestände. So werden schrittweise die Flächen gänzlich von Buchen und teilweise auch alten Eichen befreit, um jungen Eichen Licht und Raum zu geben. Dabei setzen die Förster nicht auf Nachpflanzungen, sondern auf die Natur und die vielen Millionen Eicheln. "Diese Flächen werden zunächst wie ein Kahlschlag wirken", warnte Schmutz die Heilbronner schon einmal vor. Wohl wissend, dass sich nach einem Jahrzehnt die Flächen erholt haben und schon wieder stattliche, stresstolerante Eichen stehen werden.

 


Mehr zum Thema

Auf großräumigen versiegelten Flächen, hier der Heilbronner Kiliansplatz, kann Wasser schlecht abfließen, bei Hitze heizen sich solche Bereiche stark auf.
Foto: Andreas Veigel
Stimme+
Region
Lesezeichen setzen

Gefahr durch Versiegelung in Heilbronn


Erderwärmung bedeutet Stress für die Bäume

Kummer bereitet Schmutz die fortschreitende Klimaerwärmung. In den Jahren 1960 bis 1990 lag die jährliche Durchschnittstemperatur bei 9,5 bis 10,0 Grad, im Zeitraum 1990 bis 2020 bei 10,5 bis 11,0 Grad. "Dieses eine Grad ist richtig viel. Vor allem, wenn man das Pariser Klimaschutz-Übereinkommen betrachtet, durch das die Erderwärmung eigentlich auf möglichst 1,5 Grad begrenzt werden soll", analysiert der Diplom-Forstwirt den durch die Erwärmung erzeugten "enormen Stress für den Wald".

Wald kompensiert nur ein Prozent an CO2

Dennoch leistet der Stadtwald viel für den Klimaschutz. So sind im Wald 402 Tonnen Kohlendioxid (CO2) je Hektar Holzbodenfläche gespeichert. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 292 Tonnen pro Hektar. Bezogen auf die gesamte Fläche von 1018 Hektar sind im Heilbronner Wald 415.000 Tonnen CO2 gebunden. Unter Berücksichtigung der Substitutionsleistung des Holzes, also der Höhe der Einsparungen, erbringt der Stadtwald eine jährliche Klimaschutzleistung von 9900 Tonnen CO2. "Dieser Anteil ist nicht von der Hand zu weisen, aber er kompensiert nicht ansatzweise die eine Million Tonnen Kohlendioxid, die Heilbronn pro Jahr ausstößt", betont Immanuel Schmutz die Dimensionen.

 


Mehr zum Thema

Ab vom Schuss steht im Stadtwald südlich der Waldheide eine alte Army-Funkstation.
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Vergessene Funkstation der US Army im Heilbronner Stadtwald


Die Ansprüche an den Wald werden größer

Dass der Heilbronner Wald als Erholungswald unter dem Strich so gut dasteht, ist der Arbeit von sieben Forstwirten und vier Auszubildenden zu verdanken. Auf ihre hohe Fachkompetenz ist Schmutz stolz: "Die Ansprüche an den Wald werden von Jahr zu Jahr größer." Unter diesem Aspekt kann der Forstamtsleiter verschmerzen, dass der Wald seit Jahren defizitär ist. Im Schnitt der letzten Dekade lag das Minus bei rund 360.000 Euro. "Das sind bei All-inklusive-Leistungen nicht einmal drei Euro pro Heilbronner. Das sollte den Bürgern ihr Wald und der Erhalt des Waldes wert sein." Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang, dass der Stadtwald seit Jahren zertifiziert ist. Die Systeme PEFC und FSC stehen für eine nachhaltige Holzwirtschaft.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben