Stimme+
Region
Lesezeichen setzen Merken

Waldversteher Peter Wohlleben in Heilbronn: Jeder Baum zählt

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Für Peter Wohlleben ist ein Wald eine natürliche Gemeinschaft, die am besten ohne uns Menschen zurecht kommt. Zum Start der "Earth Week" der Hochschule Heilbronn spricht der Förster und Bestsellerautor über die Bedeutung von Bäumen - im Wald und in der Stadt.

von Milva-Katharina Klöppel

Peter Wohlleben sagt gerne, dass er vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt. Als Förster darf der 59-Jährige das sozusagen von Berufs wegen. Die Vielzahl an Themen, die der deutschlandweit bekannte Baumversteher bei seinem Vortrag "Ein Abend für den Wald" zum Start der "Earth Week" auf dem Campus der Hochschule in Heilbronn-Sontheim anspricht, ist dennoch beeindruckend. Von A wie Artenvielfalt bis Z wie Zitterpappel ist alles dabei.


Mehr zum Thema

Bestseller-Autor Peter Wohlleben (von links), HHN-Rektor Oliver Lenzen, Frank Berkenhoff, Gudula Achterberg und Initiator Roland Schweizer.
Foto: Ralf Seidel
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Der erste Baum fürs Klimawäldchen der Hochschule Heilbronn ist gepflanzt


Was unterscheidet eine Pflanze und ein Tier?

Los geht es mit einer Frage, deren Antwort wir alle im Biologieunterricht schon einmal gehört haben, und die wir uns doch viel zu selten stellen: "Was ist ein Baum?" Vom Tier unterscheide er sich laut Wohlleben nur dadurch, dass er die zur Erhaltung seines Lebens nötige Energie unmittelbar mit Hilfe von Chlorophyll dem Sonnenlicht entnimmt. "Pflanzen produzieren ihre Nahrung selbst", bringt es der Experte auf den Punkt.

Bäume sind Geschöpfe mit Gefühlen

Darüberhinaus hat Wohlleben keine Angst, Tiere und Pflanzen zu vermenschlichen. Er beschreibt sie als "Geschöpfe" mit Wünschen und Gefühlen - und spricht damit offenbar vielen der rund 250 Zuhörenden in der Aula der Hochschule aus der Seele. Das Ökosystem Wald betrachtet Peter Wohlleben als produktives Miteinander, in dem verschiedene Arten und Faktoren zusammenwirken. Baumkronen und Wolken, Pilze und Wurzeln. Ameisen und Läuse, Wildschweine und Regenwürmer. Ein Netzwerk, in dem alles mit allem zusammenhängt. "Traut den Bäumen doch etwas mehr zu", lautet der Appell des Bestsellerautors ("Das geheime Leben der Bäume", 2015).

Jede Menge Leben im Totholz

Viel Zeit seines unterhaltsamen Vortrags verwendet Wohlleben auf das Thema Totholz. "Es ist fatal, wenn Menschen denken, sie könnten es besser als die Natur", stellt Peter Wohlleben fest. Während die Zersetzung nach und nach weiter fortschreitet, dient das Totholz einer großen Zahl von Tieren und Pflanzen als ideales Nist-, Entwicklungs-, Nahrungs- oder Überwinterungshabitat.

Tatsächlich tot sei das Holz somit gar nicht. "Es speichert Wasser und verhindert das Austrocknen des Bodens. Es kann Temperaturschwankungen ausgleichen und beeinflusst das Mikroklima des Waldes", erklärt der in Bonn geborene Förster. Er hält nichts von der konventionellen Forstwirtschaft, den Eingriffen des Menschen, die mittels schwerer Maschinen den mächtigen Bäumen auf den Pelz rücken. Man müsse nur Geduld haben. Es würde Jahrhunderte dauern, bis aus unseren "Plantagen", die wir als Wälder unter Schutz stellen, wieder Urwälder werden.

Mehr Grün in die Städte

Ganz klar spricht sich Peter Wohlleben für mehr Grün in den Städten aus. "Flächen müssen entsiegelt werden", so Wohlleben. Paris könne als Vorbild dienen. Die kühlende Wirkung von Bäumen sei nicht zu unterschätzen - "setzen Sie sich im Sommer einmal unter einen Baum und zum Vergleich unter einen Sonnenschirm. Sie werden merken, dass es unter dem Baum ein bis zwei Grad kühler ist."

Bäume wissen mehr

Seinen Kritikern ruft Peter Wohlleben am Ende zu: "Nicht ich weiß es besser. Die Bäume tun es." Wobei das schwer zu glauben ist, wenn er von einem Kirschbaum erzählt, der auf Gleis 14 des Hamburger Hauptbahnhofs wächst. Starkes, anpassungsfähiges Bäumchen. Gewiss.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben