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Schnee und Eis
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Ab 3 Uhr im Glätte-Einsatz: So funktioniert der Heilbronner Winterdienst

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Eis und Schnee stellen Räumdienste vor große Herausforderungen. In Heilbronn sind pro Tag bis zu 45 Räumfahrzeuge und 250 städtische Mitarbeiter im Einsatz – nach einem festgelegten Plan.

"Unter Heilbronn ist die Hölle." So pflegte Wengerter und Lokalhistoriker Adolf Heinrich gerne zu sagen, wenn er gefragt wurde, warum es in der Stadt zwischen Reben und Neckar winters so selten Schnee gibt.

Vielleicht liege das aber auch an den vielen Abgasen, der Abwärme der Industrie – oder an den eigenen Salzwerken. Sei's drum: Inzwischen ist selbst in Heilbronn der Winter eingezogen. Schnee und Eis stellen allen voran die Männer und Frauen vom Städtischen Betriebsamt vor besondere Herausforderungen, nicht erst seit dem für Mittwoch angekündigten Blitzeis (Stimme.de berichtet in einem Newsblog).


Bis zu 250 Mitarbeiter stehen für den Winterdienst in Heilbronn bereit

"Die Kolleginnen und Kollegen haben die Wettervorhersagen des Deutschen Wetterdienstes fest im Blick", gibt dazu Rathaus-Sprecherin Claudia Küpper auf Anfrage zu verstehen. Bei entsprechenden Prognosen, Stichwort: kalt und feucht, mache zur Not sogar eine Vorhut um 3 Uhr in der Frühe eine Kontrollfahrt durch die Stadt und alarmiere dann je nach Bedarf die abrufbereiten Kollegen. Insgesamt bis zu 250 Mitarbeiter des Betriebsamtes stünden winters in zwei Schichten zum Winterdienst bereit.

Geräumt werden die Straßen im Regelfall zu den Hauptverkehrszeiten, also zwischen 6 Uhr früh und 20 Uhr abends. Bis zu 45 Einsatzfahrzeuge, darunter zehn sogenannte Großstreuer, stehen im Betriebshof an der Austraße bereit. "Alles geht nach einem Plan, der die Straßen nach ihrer Bedeutung für den Verkehr einordnet", erläutert Claudia Küpper.

Zuerst seien immer Hauptverkehrsstraßen, Buslinien und Gefahrenstellen an wichtigen größeren Straßen an der Reihe, dann folgten die Nebenstraßen. Allein die Räumung der wichtigsten Straßen dauere rund drei Stunden ab der Alarmierung.

Beim Räumen und Streuen gebe es drei Prioritäten: Zunächst werden Hauptstraßen oder Durchgangsstraßen, auf denen auch Busse fahren, frei gemacht. Dann folgen sogenannte bedeutende Straßen oder Sammelstraßen, die durch ihre Topografie ein gewisses Gefahrenpotenzial bergen, und zuletzt die sonstige Straßen. Insgesamt bringen es die 1280 Straßen im Stadtgebiet auf 400 Kilometer Länge und vier Millionen Quadratmeter Straßenfläche.

Räumen und Streuen: Auch Privatleute sind gefordert

Räumen und Streuen ist aber nicht nur Sache der Kommune. Auch Wohneigentümer, Mieter und Pächter sind verantwortlich. Die Anliegerpflicht gilt für alle öffentlichen Flächen rund um ein Grundstück auf mindestens eineinhalb Meter Breite und beinhaltet auch Wege, die durch öffentliche Flächen getrennt sind und bis zu zehn Meter entfernt liegen.

Zum Streuen verwendet werden dürfen abstumpfende Mittel wie zum Beispiel Sand. Salz ist für Bürger in der Stadt Heilbronn tabu, vor allem der Umwelt zuliebe. Ganz genau geregelt ist die private Räumpflicht in der städtischen Satzung zum Winterdienst. Sie ist bei den Bürgerämtern erhältlich und steht auf der Homepage www.heilbronn.de. Auf den Punkt gebracht heißt es darin: Auch Anwohner sind beim Eis- und Schneeräumen auf Gehwegen in der Pflicht, aber auch an Straßenrändern ohne Bordstein: und zwar vor 8 Uhr und abends bis 19 Uhr.

Städtischer Winterdienst streut in Heilbronn mit Anteil an Feuchtsalz

Das Betriebsamt streut in der Regel sogenanntes FS 30, also ein Mittel mit 30 Prozent Anteil Feuchtsalz. Je nach Witterung wird laut Rathaus inzwischen vermehrt FS 100 eingesetzt, also reine Sole-Flüssigkeit. Der Vorteil der Sole liege vor allem darin, dass ihre Wirkung länger anhält: Trockensalz liege rund zwei Stunden auf der Straße, Feuchtsalz etwa sechs Stunden. Bei der reinen Sole können es zehn bis zwölf Stunden sein.

"Der Einsatz von Sole ist nachhaltig, weil der Salzverbrauch und die Umweltbelastung wesentlich geringer sind und zudem Lärm, Abgase und Kosten eingespart werden können", erklärt Ralph Winkler, Abteilungsleiter für Hochbauunterhaltung und Koordinator des Winterdienstes.

In einem Pilotprojekt in Niederbayern kommt übrigens Gurkenwasser zum Einsatz. Auch dazu hat sich die Heilbronner Stadtverwaltung geäußert. 

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