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Schnee und Glatteis: Werden Heilbronns Straßen bald mit Gurkenwasser gestreut?

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Streusalz, Sand oder Kies kommen bei Frost beim Streuen in Kommunen oder bei Privatpersonen zum Einsatz. Bei einem Pilotprojekt in Niederbayern ist es Gurkenwasser. Die Heilbronner Stadtverwaltung äußert sich zu dieser Methode.

Ein kalter Dienstagmorgen im Januar, der Schnee vom Vortag liegt noch. Mit Eimern gewappnet, treten die beiden Mitarbeiter des städtischen Betriebsamts den Winterdienst im Heilbronner Stadtgebiet an, gehen entlang der verschneiten Straßenbahnlinie S4, gemäß der Räumungspflicht, gegen die Glätte auf kommunalen Straßen vor – aber was genau streuen sie da? 

Zum Einsatz kommt FS 30, erklärt die städtische Pressestelle auf Anfrage. Das Feuchtsalz wird bundesweit in vielen Kommunen verwendet. FS 30 besteht zu einem Anteil von 30 Prozent aus Feuchtsalz. Je nach Witterung werde auch vermehrt FS 100 – also reine Sole – eingesetzt, teilt die Stadt weiter mit. Inzwischen hat sich FS 100 bewährt und wird zunehmend genutzt, denn Sole enthält weniger Salz als Feucht- oder Streusalz – und belastet die Umwelt weniger. Die geringere Salzmenge spart auch Kosten. 


Einsatz von Sole bei glatten Straßen: Umweltbelastung geringer

Salzhaltige Taumittel können Bäume und Sträucher, Tiere sowie Böden und Gewässern schädigen sowie zahlreiche Oberflächen angreifen, schreibt der Umweltschutzbund Bund Baden-Württemberg. Allein in Deutschland werden in einem Jahr laut Umweltbundesamt 1,5 Millionen Tonnen Streusalz verwendet. 

Bei der Sole liege der Vorteil vor allem darin, dass ihre Wirkung länger anhält, heißt es von der Pressestelle in Heilbronn. Trockensalz liege etwa zwei Stunden auf der Straße, Feuchtsalz etwa sechs Stunden. Bei der reinen Sole könnten es zehn bis zwölf Stunden sein. 

„Der Einsatz von Sole ist nachhaltig, weil der Salzverbrauch und die Umweltbelastung wesentlich geringer sind und zudem Lärm, Abgase und Kosten eingespart werden können“, erklärt Ralph Winkler, Abteilungsleiter für Hochbauunterhaltung und Koordinator des Winterdienstes. Angesichts hoher Glatteisgefahr, vor der der Deutsche Wetterdienst warnt, dürften seine Mitarbeiter einiges an Streumittel in den nächsten Tagen benötigen

Pilotprojekt in Niederbayern: Gurkenwasser kommt bei Schnee und Eis zum Einsatz

Viele Kommunen wollen den Winterdienst nachhaltiger und ökonomischer gestalten. Ein Pilotprojekt in Niederbayern sorgte für Aufmerksamkeit: Auf der Suche nach einer günstigeren und nachhaltigeren Streumittelmethode arbeitet die bayerische Staatsbauverwaltung versuchsweise mit einem lokalen Gurkenproduzenten zusammen.

Die Firma verarbeitet Gewürzgurken – das dabei entstandene Salzwasser, das im Nachgang geklärt werden müsste, wird zu Salz-Sole umgewandelt und kommt im Winter gegen Schnee und Eis zum Einsatz. Dadurch gerät weniger Salz in die Umwelt – und die Straßenmeistereien müssen die Salz-Sole nicht mehr in einem aufwendigen Verfahren herstellen. Ein Vorbild für Heilbronn? "Feuchtsole ist mit Gurkenwasser praktisch identisch", heißt es dazu aus dem Rathaus. 

Alternativen zu Streusalz für Privatpersonen

Das Räumen und Streuen im Winter ist aber nicht nur Sache der Kommune. Auch Wohneigentümer, Mieter und Pächter seien verantwortlich, für Verkehrssicherheit zu sorgen, unterstreicht die Heilbronner Pressestelle. Verwendet werden dürfen abstumpfende Mittel wie zum Beispiel Sand. Denn der private Gebrauch von Streusalz ist in vielen Kommunen – auch in Heilbronn – verboten, in anderen nur eingeschränkt erlaubt.

Der Bund kritisiert, dass Kontrollen aber kaum stattfinden. Die Empfehlung: „Bei Schneefall reicht es meist aus, Gehwege gründlich und frühzeitig mit Schippen und Besen zu räumen. Bei Eis und erhöhter Glättegefahr bieten sich Sand, Kies oder Sägespäne als Streumittel an", schreibt der Bund. Auch Streumittel mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ seien geeignet und weitgehend frei von umweltschädlichen Stoffen. 

 

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