Entsetzen bei Passanten wegen Palm-Aus: "Irgendwann ist Heilbronn eine Geisterstadt"
Die nahende Schließung des traditionsreichen Modehauses Palm beschäftigt die Heilbronner Bürger. Viele sehen die Entwicklung der Innenstadt kritisch – und haben wenig Hoffnung, dass attraktive Geschäfte nachfolgen.

"Das war vorauszusehen. Die Innenstadt ist auch mit Palm schon schlecht bestückt. Es gibt nur noch türkische Läden oder Handygeschäfte", sagt die 84-Jährige Renate Krull verärgert. "Da kommt jetzt bestimmt ein türkischer Feinkostladen rein." Nach 220 Jahren Firmengeschichte geht mit Palm eine Ära zu Ende. Die Geschäftsführung hat angekündigt, nur noch bis Ende Juni 2024 weiterzumachen. Gründe für das Aus seien die Konkurrenz durch den Online-Handel, die Familie Palm moniert aber auch, der City fehle es an Zugkraft.
Ute Schmidbaur (58) und Thomas Diedler (62) sind enttäuscht. Das sei nun eines der letzten attraktiven Fachgeschäfte gewesen, sagt Diedler. Etwas besseres werde nicht nachkommen, vermutet Schmidbaur – und das, obwohl die beiden die Meinung vertreten, dass Palm nicht mehr das ist, was es einmal war. Sie sprechen von "überteuerten und unehrlichen Preisen". Aber es gebe eben kaum Alternativen für qualitatives Shopping, dafür aber unzählige Dönerläden und Nagelstudios.
Heilbronner Modehaus Palm schließt – "Erschreckend, wie wenige Geschäfte es noch gibt"
"Ich lasse meine Nägel machen. Aber dafür brauche ich keine zehn Geschäfte", sagt die 70-Jährige Renate Götz. "Wenn Palm auch noch schließt, ist die Stadt tot." Die Präsenz einkommensstarker Gruppen könnte abnehmen, während die Zahl obdachloser oder bedürftiger Personen zunehmen könnte, erwartet Ehemann Rudi Götz (78). Heilbronn habe sich zu seinem Nachteil entwickelt.
Mit Bildungseinrichtungen könne Götz in seinem Alter nichts anfangen, kritisiert er, dass der Fokus auf Projekten wie dem Ausbau des Bildungscampus liegt.
Heilbronner Innenstadt ohne Modehaus Palm: Kunden wollen lieber in Ludwigsburg oder Stuttgart shoppen
"Es ist sehr erschreckend zu sehen, wie wenige Geschäfte es noch gibt. Vor allem, wenn man nicht so oft in der Innenstadt ist, fällt es einem noch mehr auf", sagt ein Mann aus Schwaigern, der seinen Namen nicht nennen möchte. Erschrocken ist auch Halise Aydinli. Die 44-Jährige hatte eben beim Shoppen im Palm von dessen Schließung erfahren. "Irgendwann ist Heilbronn eine Geisterstadt." Ehemann Ömer Aydinli (46) beklagt, dass es ohne Palm keine Läden in der Innenstadt mehr geben werde, die qualitativ hochwertige Männerbekleidung anbieten.
Die Familie aus Böckingen ist sich einig: Wenn das traditionsreiche Modegeschäft schließt, bevorzugen die Aydinlis, ihren Einkauf in Ludwigsburg oder Stuttgart zu erledigen.