Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen Merken

Neuer Baubürgermeister: "Heilbronn ist schön"

   | 
Lesezeit  4 Min
Erfolgreich kopiert!

Der erste grüne Bürgermeister in der Geschichte der Stadt ist im Amt. Andreas Ringle (48) ist Architekt, kommt aus Karlsruhe, mag Heilbronn und nähert sich neuen Aufgaben partnerschaftlich an.

Der neue Baubürgermeister Andreas Ringle kam aus Karlsruhe nach Heilbronn. "Grüne Themen sind mir schon immer nah", sagt er im Stimme-Interview. Und: "Mir ist wichtig, zunächst die Menschen kennenzulernen."
Der neue Baubürgermeister Andreas Ringle kam aus Karlsruhe nach Heilbronn. "Grüne Themen sind mir schon immer nah", sagt er im Stimme-Interview. Und: "Mir ist wichtig, zunächst die Menschen kennenzulernen."  Foto: Veigel, Andreas

Heilbronn hat einen neuen Baubürgermeister. Andreas Ringle (48) ist der erste grüne Dezernent in der Geschichte der Stadt. Die Stimme sprach mit ihm über sich, Heilbronn und die Gebote der Stunde.

 

Herr Ringle, Ihr Name sieht ziemlich Schwäbisch aus.

Andreas Ringle: Unsere Familie kommt eigentlich aus dem Saarland. Dort wird der Name mit der Betonung auf dem e ausgesprochen.

 


Mehr zum Thema

Viele Jahre war das Wollhauszentrum mit Kaufhof, später Galeria Horten, und Ladenpassage zeitgemäße Antwort auf die Anforderungen an den Einzelhandel.
Stimme+
Meinung
Lesezeichen setzen

Wollhaus: Zeit, dass sich was bewegt


 

An der Saar wächst guter Wein, auch in der Pfalz, wo Sie aufgewachsen sind und in Baden, wo Sie zuletzt wirkten. In Heilbronn drängt sich da die Frage auf: Wo wächst der beste?

Ringle: Wir im Südwesten haben überall wunderbare Landschaften und gute Weine. Ich schätze gerade die Vielfalt, bevorzuge aber den Weißen und muss zugeben: mit Pfälzer und Badener kenne ich mich besser aus als mit Württemberger, umso mehr freue ich mich, die Weinkultur in der Region kennenzulernen.

 

Werden Sie anders als ihr Vorgänger Hajek nach Heilbronn ziehen?

Ringle: Wir haben das in der Familie besprochen. Ja, wir werden hierher ziehen, es wird noch ein bisschen dauern, weil unser älterer Sohn noch den Schulabschluss machen soll. Wenn es soweit ist, ziehen meine Frau und unser jüngerer Sohn hierher.

 

Ist Heilbronn schön − oder nicht?

Ringle: Klares Statement: Heilbronn ist schön. Mein erster Kontakt ist Jahre her, da haben wir auf einer Neckarradtour eine Pause am Marktplatz eingelegt und in der Morgensonne einen Kaffee getrunken. Dieser schöne Eindruck ist geblieben. Und: Die Stadt hat in den letzten 20 Jahren große Schritte gemacht. Sie wird von außerhalb heute bestaunt, vielleicht sogar beneidet ob der tollen Entwicklung.

 


Mehr zum Thema

Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Heilbronner Blitz-Brücke hat viele Mängel - Fertigstellung verzögert sich weiter


Waren Sie schon in den Stadtteilen?

Ringle: Ja, ich war viel unterwegs. Es gibt viele tolle Ecken und viel zu entdecken hier.

 

Haben Sie einen Favoriten, eine besondere Ecke oder ein Gebäude?

Ringle: Architektonisch finde ich natürlich meinen Arbeitsplatz, die klassizistische Villa Bruckmann, schön. Die Neckarmeile ist ein absolutes Highlight, ein Riesenschritt für Heilbronn, den Fluss so erlebbar zu machen. Ein Detail: Ich finde auch unsere Jugendherberge sehr schön, da habe ich die erste Nacht in Heilbronn geschlafen und von der Dachterrasse hat man einen tollen Blick über die ganze Stadt.

 

Von dort aus sieht man auch die Schattenseiten. Was sagen Sie zum Wollhaus? Erhalten oder abreißen?

Ringle: Nach einer Arbeitswoche wäre es anmaßend, hier eine fertige Antwort zu geben. Es ist eine Herausforderung, aber für die Zukunft auch eine Chance. Man könnte den Eingang zur südlichen Innenstadt neu gestalten. Ich habe in meinem Berufsleben auch gelungene Sanierungen begleitet. Letztlich hängt das stark von den Partnern ab.

 


Mehr zum Thema

Baubürgermeister Wilfried Hajek am Eingang zu seinem Dienstsitz in der unter Denkmalschutz stehenden Villa Bruckmann an der Cäcilienstraße.
Foto: Mario Berger
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Nach 16 Jahren endet die Ära des Heilbronner Baubürgermeisters Wilfried Hajek


 

Wichtige Partner sind auch Stadträte. Da war die erste Berührung nicht so schön, weil sich manche mit Ihrer Vorstellung durch die Grünen vor vollendete Tatsachen gestellt sahen.

Ringle: Das hat mich weder gewundert, noch gestört. Selbstverständlich ist die Besetzung einer Dezernentenstelle ein wichtiger Schritt. Dass das ausführlich, teils emotional diskutiert wird, ist klar. Ich habe mit allen Fraktionen Gespräche geführt. Die waren geprägt von Offenheit, Wertschätzung, Respekt. Genau dies möchte ich beibehalten oder gar intensivieren.

Die Grünen hatten Sie als Parteilosen für das Amt nominiert.

Ringle: Ja, aber gleich nach der Wahl bin ich in die Partei eingetreten. Das war kein großer Schritt für mich, denn grüne Themen sind mir schon immer nah.

 

Zu ihrem Dezernat gehören Bau und Verkehr, was liegt Ihnen mehr?

Ringle: Da steckt ja noch viel mehr drin: Stadtplanung, Baurecht, Umweltschutz, Straßenbau, Vermessung, Mobilität bis zum Fahrrad, Gebäudewirtschaft, Betriebsamt, Entsorgung, Klimaschutz, Grünflächen, ein ganzer Reigen. Ich werde mich hüten, zu sagen: Das ist mein Favorit. Alles spielt ineinander. Als Dezernent ist es auch wichtig, die Nahtstellen zu organisieren und gut zusammenzuarbeiten.

 

In der Innenstadt treffen etliche Nahtstellen aufeinander, Wohnwert, Sauberkeit, Aufenthaltsqualität − Hitze!

Ringle: Diese Probleme haben heute viele Innenstädte. Man muss aber auch sagen, die Pandemie hat dem Einzelhandel zugesetzt. Es wird hier zu Transformationen kommen, keine Frage. Für mich ist das Thema Überhitzung ein brennendes. Dazu wurden schon Konzepte erstellt. Nun gilt es, diese umzusetzen: versiegelte Flächen öffnen, mehr Grün in die Stadt bringen, Wasser, um ein angenehmeres Klima zu schaffen. Wichtig ist: Die Menschen müssen sich in der Stadt wohlfühlen, nicht nur beim Weihnachtsmarkt, auch im Sommer. Da müssen wir jetzt ran.

 

Alle Maßnahmen stehen mehr denn je unter dem Spardiktat.

Ringle: Für kommunale Haushalte ist die Situation im Moment unübersichtlich, wir wissen nicht wie es in der Ukraine weitergeht und welche Auswirkungen auf uns noch zukommen, Stichwort Gas. So sind Entscheidungsträger zurecht vorsichtig. Letztlich geht es um Risikoabwägung, wir diskutieren das auch im Rathaus intensiv. Man schaut schon, wo man sparen kann, aber die Gebäude und Straßen müssen natürlich weiter gepflegt werden.

 

Haben Sie ein Wunschprojekt?

Ringle: Verlockende Frage, aber ich bin hierher gekommen, weil ich gerade nichts vorgeben möchte. Mir ist wichtig, zunächst die Menschen kennenzulernen. Dass ich verstehe, wo wollen wir als Stadt gemeinsam hin, wo sind Motoren, wo sind die Themen, die Ziele, über die wir dann gemeinsam sprechen können. Ich treffe hier auf eine sehr gute Stadtverwaltung, gute Konzepte, wertvolle Gedanken. Ich möchte helfen, dies umzusetzen, vielleicht schneller zu werden, Prozesse zu verbessern.

 

Es liegt viel vor Ihnen, aber Zeit zur Entspannung muss auch sein.

Ringle: Die Freizeit verbringe ich gerne mit der Familie. Ich koche sehr gerne − mit allen Folgen. Ich engagiere mich auch ehrenamtlich im kirchlichen Kontext. Ich glaube, Kirchen und Vereine sind wichtig für unsere Gesellschaft: Wenn sich Menschen füreinander interessieren, sich kümmern, sich engagieren. In der Pandemie haben wir das besonders gemerkt.


Zur Person

Der Heilbronner Baubürgermeister Andreas Ringle (48) stammt aus Zweibrücken. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nach Abitur und Zivildienst studierte Ringle in Karlsruhe und Barcelona Architektur. Ab 2001 war er in verschiedenen Architekturbüros angestellt, ab 2007 selbstständig. Von 2010 an arbeitete er für die Stadt Karlsruhe im Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft, ab 2013 als dessen stellvertretender Amtsleiter. Gleichzeitig hatte Ringle einen Lehrauftrag an der Hochschule Karlsruhe und lehrt vorerst weiter an der DHBW Karlsruhe. Zudem engagiert er sich in der Neuapostolischen Kirche.

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben