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Heilbronner Blitz-Brücke hat viele Mängel - Fertigstellung verzögert sich weiter

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Schlampige Bauausführung wirft der Heilbronner Baubürgermeister Wilfried Hajek den Firmen beim Bau der Verbindung zwischen Neckarbogen und Bahnhof vor. Die Liste der festgestellten Schäden an der Buga-Brücke ist lang.

 Foto: Berger, Mario

Die Buga-Brücke, im Volksmund ob ihrer Architektur auch "Blitz-Brücke" genannt, weist erhebliche Mängel auf. Baubürgermeister Wilfried Hajek kritisierte angesichts der aufgetretenen vielfältigen Schäden und festgestellten Versäumnisse am Dienstag in der Sitzung des Bauausschusses die am Bau beteiligten Firmen.

Baufirmen wollen Verpflichtungen nachkommen

Die Arbeitsgemeinschaft (ARGE), bestehend aus den beiden österreichischen Unternehmen Habau und MCE, zeigt sich kooperativ: "Wir kommen unseren vertraglichen Verpflichtungen nach und stehen für eine konstruktive, partnerschaftliche Lösung jederzeit zur Verfügung." Die Buga-Brücke verbindet den Bahnhofsvorplatz mit dem neuen Stadtteil Neckarbogen.

Die Liste der Mängel ist lang

"Die momentanen Hauptprobleme stellen die beiden Widerlager im Norden dar", erklärte Hajek und listete auf: Im Beton zeigen sich Risse, die Vergussfugen zwischen dem massiven Unterbau (Widerlager) und dem Stahlbau sind schadhaft, am Stahlbau zeigt sich ein Riss und an einem Pfeiler traten ebenso Risse im Beton auf. Inwieweit diese Schäden zu Verformungen geführt haben, müsse noch geklärt werden.


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Eigentlich sollte die Buga-Brücke, auch "Blitz" genannt, bis Ende Oktober fertig sein. Einige Bauarbeiten sind aber noch nicht abgeschlossen.
Foto: Andreas Veigel
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Fertigstellung der Blitz-Brücke verschiebt sich


Baubürgermeister gibt sich kämpferisch

Auf die Standsicherheit der Brücke haben diese Mängel nach den Worten von Hajek "keinen Einfluss". Dies hätten Planer und Gutachter bestätigt. Dennoch müssten die Fehler beseitigt werden: "Wir wollen eine mängelfreie Brücke. Ich gebe Ihnen schriftlich, dass wir mit den Firmen in die gerichtliche Auseinandersetzung gehen werden", gibt sich der Heilbronner Baubürgermeister, der Ende des Monats in Ruhestand geht, kämpferisch. Dass sich sein Nachfolger Andreas Ringle mit den Problemen dann herumärgern muss, bedauert Hajek.

Sperrzeiten der Bahn wurden ignoriert

Normalerweise wäre die Buga-Brücke, mit deren Bau 2020 begonnen wurde, im vergangenen Jahr eingeweiht worden. Als Gründe für die Verzögerung nannte Hajek im Wesentlichen Montage- und Koordinationsschwierigkeiten bei der Bau-ARGE und deren Subunternehmen sowie Lieferschwierigkeiten. Zudem seien die Sperrzeiten, die mit der Bahn ausgehandelt waren - es müssen 17 Gleise überwunden werden - nicht vollständig genutzt worden. Auch habe man einen kompletten Sperrzeitenblock von rund vier Wochen verstreichen lassen. Dass die Bahn immer wieder zu Kompromissen bereit war, lobte Hajek als "sehr kooperativ und flexibel".

70 Prozent der Aufzugsglasscheiben mangelhaft

Doch mit den Fehlern nicht genug: So wurden die Glasscheiben für die Aufzugstürme mit Mängeln geliefert. Etwa 70 Prozent der Charge mussten neu produziert werden. Die Gläser sollen in den nächsten Tagen montiert werden. Mittlerweile behoben ist der zunächst mangelhaft aufgebrachte Korrosionsschutz, und auch der Asphaltbelag ist weitgehend beschliffen.


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ARGE beauftragt externen Gutachter

"Die Ursache der Mängel wird aktuell von einem von uns beauftragten externen Gutachter untersucht", erklärt Anja Saurwein von der Purtscher Relations GmbH mit Sitz in Wien. Sie vertritt die ARGE Habau/MCE. Sobald Ergebnisse vorlägen, werde über die weitere Vorgehensweise entschieden. Mängel, die im Verantwortungsbereich der ARGE lägen, würden "selbstverständlich fortlaufend und vertragskonform behoben".

Die Brücke muss gesperrt werden

Nach heutigem Kenntnisstand geht Baubürgermeister Hajek davon aus, dass die Brücke samt Treppen und Aufzügen im kommenden Herbst in Betrieb geht. Die Risse und Verformungen sind seiner Einschätzung nach aber bis dahin nicht behoben. Um diese Mängel zu beseitigen, muss das Bauwerk dann noch einmal ganz beziehungsweise teilweise gesperrt werden.

Architekten über Verzögerung nicht erfreut

"Über die Bauverzögerung freuen wir uns am wenigsten", sagt auf Anfrage Architekt Roland Bogenrieder von der ARGE Arch 22/Peter + Lochner. Sie hatte seinerzeit den Gestaltungswettbewerb gewonnen. Auch Bogenrieder spricht von "nicht optimal koordinierten Bauabläufen". Die Standsicherheit der Brücke ist für ihn trotz der Mängel gegeben: "Die Fehler müssen aber trotzdem behoben werden."


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Die Brücke vom Neckarbogen zum Hauptbahnhof hat ihre markante Blitzform angenommen. Treppen und Aufzüge fehlen noch, bis Oktober soll alles fertig sein.
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Blitzform der Buga-Brücke ist vollendet


Kosten liegen bei 18,9 Millionen Euro

Zu einem kurzen Disput kam es in der Bauausschusssitzung, als Stadtrat Michael Seher (AfD) beim Blick auf die Brückenkosten von einem "Fass ohne Boden" sprach und sagte: "Das Ding ist explodiert." "Das ist definitiv falsch", antwortete Hajek gereizt. Die vom Gemeinderat beschlossenen 18,9 Millionen Euro Gesamtkosten würden nach wie vor eingehalten.


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Die Mängelquote bei der Buga-Brücke ist einmalig



Geschichte

Erstmals Thema war die 195 Meter lange Buga-Brücke 2010. Vier Jahre später beschloss der Gemeinderat, die Brücke über den Hauptbahnhof zu bauen. Die Kostenschätzung lag bei 7,6 Millionen Euro. Das Land sagt eine Förderung von drei Millionen Euro zu. 2017 lagen die Baukosten bei 15,2 Millionen Euro. Erste Zweifel kamen auf, ob die Brücke bis zur Buga überhaupt fertig wird. Das Projekt wurde auf 2020 verschoben. Der Gemeinderat genehmigte die Kosten von 18,9 Millionen Euro.

 

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Kommentare

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Hans-Eberhard Popp am 23.06.2022 08:27 Uhr

Naja, vielleicht sollte man das Thema "Ausschreibungen" nochmals überdenken. Nicht immer leistet der billigste Anbieter die beste Arbeit. You get what you pay for....

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