Nachhaltigkeit beim Bauen: Wie Häuser recycelbar werden
Holz, Lehm und Hanf: Bei einem Fachgespräch mit regionalen Politikern und Experten aus der Praxis geht es um ökologische Baustoffe und nachhaltiges Bauen. Die Heilbronner Stadtsiedlung stellt ihr geplantes Stampflehmhaus im Neckarbogen vor und erklärt, warum Klimaschutz und hohe Anforderungen im Bereich Schall- und Brandschutz sich beißen.

Die Treibhausgasemissionen im Bau- und Gebäudesektor sind hoch. Ihr Anteil liegt bei geschätzt 40 bis 60 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland. Die zum konventionellen Bau von Häusern genutzten Rohstoffe sind außerdem nicht unendlich.
Welche nachwachsenden, innovativen Baustoffe künftig stärker genutzt werden könnten und welche Herausforderungen vor Wirtschaft und Politik liegen, diskutierten Vertreter der Wissenschaft und Praxis bei einem Fachgespräch, zu dem die Heilbronner Landtagsabgeordnete Gudula Achterberg (Grüne) eingeladen hatte. Mit dabei war unter anderem auch der Geschäftsführer der Heilbronner Stadtsiedlung, Dominik Buchta.
Menschheit entnimmt zu viele Ressourcen
"Ein Weiter-so ist absolut unmöglich, das wäre der Kollaps", mahnt Professor Werner Sobek als Hauptredner bei der Veranstaltung. Als "größter Ressourcenkonsument der Welt" stehe Deutschland in einer besonderen Verantwortung. Eindrücklich zeigt Sobek die Probleme auf: "Die Menschheit entnimmt doppelt so viele Sedimente, also Sand und so weiter, wie die Flüsse nachliefern können", nennt er ein Beispiel.
Und so kommt das Gespräch auf nachwachsende Baustoffe, etwa Holz, Lehm oder Hanf. Nicht alle davon haben nur Vorteile. Mit Lehm, sagt Dominik Buchta im Gespräch mit der Heilbronner Stimme, sei etwa eine hohe Energieeffizienz viel schwieriger zu erreichen. Oft müsse dieser Baustoff außerdem verbessert werden, um die nötige Festigkeit zu erreichen.
Vorgaben bei Schall- und Brandschutz hoch
Mit Projekten wie dem Holzhaus Skaio oder dem geplanten Stampflehmgebäude im Neckarbogen schaffe die Stadtsiedlung immer wieder Leuchttürme. Allerdings: "Solche Projekte sind in der Regel teurer." Unter anderem sei das der Fall, weil es aufwendiger sei, baurechtliche Vorgaben, etwa beim Schall- und Brandschutz, mit ökologischen Baustoffen zu erfüllen.
Bei den zahlreichen komplizierten Regelungen könne und sollte es Entlastung geben, sagt Buchta. Das bedeutet: Wer mit ökologischen Baustoffen arbeitet, sollte seiner Einschätzung nach außerhalb bestimmter Normen arbeiten dürfen. "Die hohen Anforderungen des Schall- und Brandschutzes sind im Zuge des Klimaschutzes kontraproduktiv." Vereinfachte Normen für Gebäude mit einer guten Ökobilanz könnten deren Bau zudem erschwinglicher machen. Gerade für Bauherren wie die Stadtsiedlung, die viel bezahlbaren Wohnraum schaffe, sei dies wichtig.
Möglichst sortenreiner Rückbau von Häusern
Essenziell, das betonen Experten sowohl aus der Wissenschaft als auch aus der Praxis bei dem Fachgespräch, sei auch eine funktionierende Kreislaufwirtschaft beim Bauen. Häuser sollten also so gut wie möglich "recycelbar" werden. Wichtig sei dabei vor allem ein sortenreiner Rückbau. Sowohl beim Bauen als auch beim Sanieren müsse auf die Recyclingfähigkeit stärker geachtet werden. Schließlich wird auch die Regionalität von Baustoffen als Faktor zum nachhaltigen Bauen genannt, um Transportwege zu verkürzen.
Gudula Achterberg erklärt am Ende des Gesprächs, sowohl bekannte Rohstoffe wie Lehm, Stroh oder Hanf, als auch innovative Baustoffe wie "New Wood", ein organischer Baustoff aus Pilzen, würden benötigt, um die Herausforderungen zu bewältigen. "Wir haben heute viele Entwicklungen gesehen, die unsere Art zu bauen in Zukunft revolutionieren können und müssen", resümiert sie. "Ich setze mich dafür ein, dass wir Hürden für innovative Baustoffe abbauen und dass die Prozesse für deren Anwendung schneller werden."
Kommentare öffnen



Stimme.de
Kommentare