Lachende und weinende Augen beim Abschied von Susanne Bay
Die Heilbronner Grünen-Stadträtin Susanne Bay räumt nach der Wahl zur Stuttgarter Regierungspräsidentin ihren Sitz im Gemeinderat: mit Emotionen und Ignoranten.

Mit Blumen, einem Gaffenberg-Buch, einer Skulptur von Heinrich Brummack, persönlichen Worten des Oberbürgermeisters, lang anhaltendem Applaus, und mit demonstrativer Ignoranz von AfD-lern, die vorzeitig den Saal verließen: So wurde am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung Susanne Bay als Heilbronner Stadträtin verabschiedet. Weil die Grüne am 1. Februar Präsidentin des Regierungsbezirks Stuttgart wird, muss sie ihren Sitz im Ratsrund abgeben, ebenso das Landtagsmandat.
Nachfolger und Nachrücker

Nachrückerin ins Stuttgarter Landesparlament ist Gudula Achterberg aus Leingarten. Bays Sitz im Gemeinderat nimmt Angelika Hart ein. Und zu ihrem neuen Vorsitzenden hat die Grünen-Fraktion Holger Kimmerle gewählt, Stellvertreterin bleibt Isabell Steidel.
Bei ihren kurz gehaltenen Abschiedsworten vor dem Gemeinderat hatte Susanne Bay Tränen in den Augen. Es stockten ihr zeitweise die Worte. Auch als Regierungspräsidentin wolle sie "an der wichtigen Schnittstelle zwischen Kommunal- und Landespolitik" für ihre Heimatstadt da zu sein, vor allem in Fragen der Nachhaltigkeit, Klimaverträglichheit, sozialen Gerechtigkeit. Auch beim Haushaltserlass würden die ehemaligen Kollegen "bald von uns hören", so Bay.
Spätberufene, streitbare Politikerin

Mit dem viel zitierten "lachenden und weinenden Auge" trat OB Harry Mergel ans Mikrophon. Als langjähriger Wegbegleiter fand er sehr persönliche Worte. Jene, die sie vor ihrem relativ späten Einzug in den Gemeinderat, etwa vom Gaffenberg, den Offenen Hilfen oder vom Fußball her nicht kannten, hätten sie "schnell als engagierte Streiterin für eine grüne und sozial gerechte Politik kennen, schätzen und manchmal auch fürchten gelernt". Gleichzeitig sei Bay stets an der Sache orientiert und zu Kompromissen bereit. Eben dies sei auch der Auftrag für die Politik in einer Demokratie: "Dass wir trotz verschiedener Auffassungen einen vernünftigen und mehrheitsfähigen Konsens finden", betonte der OB.
Eigentlich Baudezernentin?

Einmal mehr habe die Grüne viele überrascht, die darauf spekuliert hatten, dass sie im Sommer den scheidenden Bürgermeister Hajek im Baudezernat ablösen würde, sagte Mergel andeutungsweise. Zumal Bay als Stimmenkönigin ihrer Partei deren Sitzzahl seit 2009 auf acht "fast verdreifacht" habe.
Erstaunlich bleibe für Mergel, "dass ein Talent wie du, obwohl du deine Streitkultur und dein politisches Bewusstsein schon im Elternhaus gepflegt hast", relativ spät den Weg in die Politik gefunden habe. Und zwar, weil ihr "Sachen in Heilbronn gestunken haben": von der Kinderbetreuung bis zu einer Stadtentwicklung, die sich zu sehr aufs Auto fokussierte. In beidem, aber auch in anderen Bereichen, habe sich inzwischen einiges getan, nicht zuletzt dank Susanne Bay.
Froh zeigte sich der OB, dass die Heilbronner nun neben Innenminister Thomas Strobl "eine zweite wichtige Person in der Landesregierung haben, die die Situation der Städte und die Besonderheiten hier in Heilbronn bestens kennen".