Hohe Kitagebühren in Heilbronn – Warum der Vergleich hinkt
Laut einer Untersuchung ist die Krippen-Betreuung in Heilbronn im Vergleich zu ähnlich großen Städten wie Stuttgart oder Mannheim die teuerste in Deutschland. So schätzt der Leiter des Amts für Familie, Jugend und Senioren die Situation ein.

Seit 1. Januar müssen Familien für die Betreuung ihrer Kinder unter drei Jahren in den Heilbronner Tageseinrichtungen tiefer in die Geldbeutel greifen: In Annäherung an den Landesrichtsatz wurden die Gebühren um 8,5 Prozent plus zusätzlich zehn Euro erhöht.
Eine Untersuchung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln unter 82 Großstädten in Deutschland zeigte jetzt, dass die ganztägige Betreuung (acht Stunden) für ein zweijähriges Kind bei einem Brutto-Jahreseinkommen der Eltern von 50.000 Euro mit 493 Euro (vorher: 437 Euro) im Monat in Heilbronn am teuersten ist. In Mannheim müssen Eltern für dieselbe Leistung 399 Euro, in Karlsruhe 313 Euro und in Stuttgart nur 128 Euro bezahlen. Auch in den Kommunen der Region unterscheiden sich die Gebühren.
Teure Kita-Betreuung in Heilbronn: Deshalb ist der Vergleich zu Städten wie Stuttgart oder Mannheim nicht so einfach
Doch der Vergleich ist nur bedingt aussagekräftig, erklärt der städtische Leiter des Amts für Familie, Jugend und Senioren, Achim Bocher. Der betrachtete Wert von 493 Euro ist der absolute Entgeltsatz, erklärt Bocher, je nach Situation der Familie gibt es Abzüge. So kommt ein individuelles Betreuungsentgelt zustande, das Rücksicht auf die Einkommenslage der Familie nehmen soll. Der Abschlag errechnet sich am monatlichen Einkommen, an den Ausgaben, der Miete oder dem Bedarf der Familie.
„In der Regel“, sagt Achim Bocher, „kommt dadurch ein deutlich geringerer Betrag heraus.“ Beispielsweise kann eine alleinerziehende Person mit einem Jahreseinkommen von 25.000 Euro mit einer Entlastung von 185 Euro rechnen, so das unverbindliche Ergebnis des Gebührenrechners auf der Webseite der Stadt.
Im Vergleich mit Städten wie Mannheim oder Stuttgart: Deshalb kommt Heilbronn bei den Kitagebühren nicht gut weg
Der Vergleich der Heilbronner Gebührensatzung mit anderen Städten hakt aus Achim Bochers Sicht noch in einem anderen Punkt. Denn seit Heilbronn als erste Großstadt in Deutschland die Gebühren für ihre Kindergärten abgeschafft hat, zahlen Eltern seit 2008 für ihre über dreijährigen Kinder bis zu ihrem Schuleintritt nichts. „Das ist bei den anderen Städten auf der Vergleichsliste nicht so. Sie erheben ein Entgelt für Ü 3“, sagt Bocher. Damit erlässt die Stadt den Eltern seinen Schätzungen nach jährlich über acht Millionen Euro, „ein Vielfaches“ der Entgelte im U-3-Bereich. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, sagt Leiter des Sozialamts, zahlten Familien „dramatisch“ weniger als in anderen Städten.
Die Gebühren gleichmäßig auf alle Altersgruppen zu verteilen, wäre ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel für das Heilbronner Kita-Gebührenmodell, so die Einschätzung des Amtsleiters. Knapp über städtische 100 Einrichtungen arbeiteten nach diesem Modell, es rückgängig zu machen, wäre auch eine Grundsatzentscheidung. Das werde zwar immer mal wieder diskutiert, „konkrete Bestrebungen gibt es aber nicht“, sagt Achim Bocher.