Bonus für Kita-Personal: So versuchen Kommunen Mitarbeiter zu gewinnen
Kommunen finden nach wie vor kaum Erzieherinnen. In der Region locken die Gemeinden mit privaten Krankenversicherungen und sogar einem "Pädagoginnen-Kino" als Bonus. Ob das funktioniert, zeigt unsere Umfrage.
Sogar schon überregional oder im Ausland suchen manche Kommunen nach Erzieherinnen. "Die Situation ist sehr angespannt", sagt der Untereisesheimer Bürgermeister Christian Tretow. "Man findet immer noch nur schwer Personal." Aus diesem Grund sind die Kinder derzeit alle in der Kita Abenteuerland untergebracht.
An die tarifliche Bezahlung sind alle Kommunen gebunden. Darüber hinaus bietet sich eine private Krankenzusatzversicherung an, die in Untereisesheim alle Gemeindebediensteten erhalten, zudem eine Bonuskarte über 50 Euro im Monat, die frei einsetzbar ist. Der einzige sichere Weg, so Tretow, ist die Personalgewinnung aus den eigenen Reihen. "Wenn man gute Leute haben will, muss man selber ausbilden."
Kita-Personal verzweifelt gesucht: Kommunen in der Region locken mit Bonus
Aktuell relativ gut ausgestattet ist die Gemeinde Ilsfeld. Von 67,5 Vollzeitstellen seien lediglich 2,2 nicht besetzt, informiert die Leiterin des Fachbereichs Kinder, Jugend, Bildung, Nicole Friedrich. Krankheits- und Urlaubsphasen könne man gut ausgleichen. Personalengpässe ergeben sich, etwa durch Schwangerschaft, meist spontan. Mitarbeiterbindende Maßnahmen sind laut Friedrich unter anderem Walking- oder Rückenfitkurse, Supervision, Erzieherinnencafé oder Pädagoginnen-Kino.
In Neckarwestheim ist für Bürgermeister Jochen Winkler das Wichtigste bei der Personalgewinnung die "allgemeine Zufriedenheit der Mitarbeiter". So versuche man, die Wünsche der Bewerber in Bezug auf die möglichen Einsatzzeiten zu berücksichtigen. In der Vergangenheit habe man auch über die sozialen Netzwerke gesucht. Im evangelischen Kindergarten Königskinder wurde wegen Personalmangels die Betreuungszeit um eine halbe Stunde reduziert. Die stellvertretende Leiterin Karin Sonnleitner sieht als Hindernis bei der Gewinnung von Mitarbeiterinnen die nicht so attraktiven Arbeitszeiten in der Ganztageseinrichtung.
Vom Jobticket bis zur Zusatzversorgungskasse: So will Brackenheim Personal für Kindergärten gewinnen
In Brackenheim sind bei rund 130 Erzieherinnen sechs Stellen offen − jedoch liegt der Stellenschlüssel der Stadt über dem des KVJS. Nur noch in drei Einrichtungen läuft die Ganztagsbetreuung durchgehend bis 17 Uhr, ansonsten ist um 15.30 Uhr Schluss. Bürgermeister Thomas Csaszar setzt bei der Personalgewinnung auf Mitarbeiterangebote "vom Jobticket bis zur Zusatzversorgungskasse".
In der Großgemeinde Bretzfeld wurde für 12,5 Millionen Euro ein modernes Kinderhaus gebaut, das Platz für 160 Kinder in zehn Gruppen bietet − und für 42 Erzieherinnen. "Wir haben eine Dauerausschreibung laufen, die unter anderem über Social Media beworben wird. Wir haben mittlerweile auch in Zusammenarbeit mit einer Personalagentur eine Bewerberin aus dem Ausland eingestellt", berichtet Hauptamtsleiter Benjamin Offenberger. "Daneben bieten wir eine große Anzahl an Ausbildungsplätzen mit einer Übernahmegarantie."
Schwierige Suche nach Fachkräften: Auch Kindergärten in der Region sind betroffen
In Gundelsheim ist man mit der Gesamtpersonalsituation zufrieden. Bürgermeisterin Heike Schokatz stellt aber fest: "Insbesondere die Kompensation von krankheitsbedingten Ausfällen, Fluktuation, erhöhter Bedarf an Eingliederungshilfen sowie die schwierige Suche nach Fachkräften stellt uns vor große Herausforderungen." Um dem entgegen zu wirken, habe man alle Kapazitäten zur eigenen Ausbildung von Fachkräften ausgeschöpft. Außerdem wolle man sich verwaltungsintern im laufenden Jahr mit einer weiteren Stelle in diesem Bereich verstärken.
"Wir sind permanent auf der Suche", sagt Bad Rappenaus Hauptamtsleiter Wolfgang Franke. Zur Zeit laufe ein Bewerbungsverfahren für die Einrichtung in Zimmerhof. Vor wenigen Monaten herrschte in Fürfeld "Land unter". Die im Gegensatz zu anderen Kommunen positive Lage könne sich jedoch jederzeit ändern − sei es wegen langwieriger Erkrankungen oder Schwangerschaften. "Es ist jeden Montag spannend."