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Kindernotfallpraxis in Heilbronn muss wegen hohem Patientenaufkommen umorganisieren

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Viele kleine Patienten, krankes Personal und Medikamentenengpässe bringen das System an seine Grenzen. Die Lage an der SLK-Kinderklinik sei weiter angespannt, heißt es von dort.

Die medizinische Versorgungslage für Kinder und Jugendliche spitzt sich weiter zu. Das Patientenaufkommen in der Kinder-Notfallpraxis am SLK-Klinikum am Gesundbrunnen ist so groß, dass jetzt ein neuer Zugang geschaffen wurde.

Statt über den regulären Eingang, der sich seitlich am Gebäude der Kinderklinik befindet, werden Patienten jetzt über das Foyer der Kinderklinik in die räumlich getrennte Notfallpraxis geleitet, wie Kai Sonntag, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Stuttgart auf Stimme-Nachfrage sagt. Die KV ist dafür zuständig, die Versorgung sicherzustellen.

 


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Eltern mit kranken Kindern mussten im Freien warten

In der vergangenen Woche hatten unsere Redaktion Zuschriften von Eltern erreicht, die beklagten, sie hätten mit ihrem kranken Kind vor der Tür der Praxis im Freien auf Behandlung warten müssen. "Der Notdienst ist extrem belastet, wir tun, was wir können, um das irgendwie abzufangen", heißt es dazu von der KV. "Der Wartebereich ist für die aktuellen Patientenzahlen einfach nicht ausgelegt." Als kurzfristige Maßnahme sei deshalb ein Zugang über die Kinderklinik eingerichtet worden, so könnten die Wartenden sich wenigstens drinnen aufhalten. Der Heilbronner Ärztesprecher Martin Uellner bestätigt, er habe von Mitarbeitenden von "unschönen Szenen" und Auseinandersetzungen mit Eltern gehört. Das Arbeitsaufkommen und die Anspannung seien sehr hoch.

 


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Operationen an SLK-Kinderklinik werden verschoben

Auch die Situation in der SLK-Kinderklinik ist weiter enorm angespannt, wie ein Sprecher auf Nachfrage bestätigt. "Die Infektionsstationen in der Kinderklinik sind überbelegt." Neben Patienten mit dem RS-Virus müssten vermehrt Kinder wegen Influenza stationär behandelt werden. Die Bettenanzahl auf den Infektionsstationen sei erhöht und Pflegende aus anderen Bereichen abgezogen worden. Das führe aber dazu, dass an anderer Stelle Personal fehlt. Geplante Operationen bei Kindern müssten deshalb verschoben werden. Alle Notfälle würden aber behandelt und nicht aufschiebbare Therapien fänden statt, heißt es weiter von SLK.

Medikamentenengpässe verschärfen die Lage zusätzlich

Die Lage in der Kinder- und Jugendmedizin ist bundesweit kritisch, auch wegen krankheitsbedingter Personalausfälle bei Ärzten und Pflegekräften. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) deutete an, dass in einem nächsten Schritt planbare Eingriffe für Erwachsene verschoben werden könnten, um Personal freizubekommen. Zu den personellen Engpässen kommen Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten für Kinder. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte forderte ein staatliches Eingreifen. "Wir brauchen jetzt eine von der Politik angeschobene Beschaffungsaktion, um wie zu Beginn der Corona-Pandemie in einer Notlage schnell an Fiebersaft, bestimmte Antibiotika und andere selten gewordene Präparate für kleine Kinder zu kommen", sagte Präsident Thomas Fischbach der "Rheinischen Post".

Aus dem Gesundheitsministerium hieß es, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte arbeite daran, die Lage zu kontrollieren - und darüber zu informieren, wie nicht lieferbaren Präparate ersetzt werden könnten.

 


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Notdienst nur bei wirklichen Notfällen nutzen, appelliert die KV

Kai Sonntag appellierte an Eltern, den Notdienst der Kinderärzte nicht "als verlängerte Sprechstunde" der Kinderärzte zu sehen und das Angebot wirklich nur im Notfall zu nutzen. Bei allgemeinen medizinischen Fragen, zum Beispiel zur Medikamentendosierung bei Kindern, helfe das Personal des ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter der Nummer 116 117.

 


Betrieb bei SLK insgesamt eingeschränkt

Auch in anderen Bereichen im SLK-Verbund sei die Situation "herausfordernd", teilt ein Sprecher auf Nachfrage mit: das Patientenaufkommen sei sehr hoch, gleichzeitig gebe es Personalausfälle durch Krankheit. Dadurch komme es zu Einschränkungen: Geplante Operationen, die medizinisch nicht dringend notwendig sind, würden unter Umständen verschoben, in den Notaufnahmen könne es zu längeren Wartezeiten kommen. Zudem könne es vorkommen, dass "Patienten zunächst auf einem Bett im Stationsgang liegen", bis ein Zimmer frei werde. 

 


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