Im Heilbronner Neckarbogen wird bald weitergebaut
Der zweite Bauabschnitt im Heilbronner Neckarbogen wird jetzt erschlossen. Ab Ende 2021 werden neue Häuser gebaut. Eine Jury wählte aus 49 Investoren mit 176 Entwürfen 28 aus. Die Grundstücksvergabe findet noch vor Weihnachten statt.

Aufmerksamen Spaziergängern - und das waren am vergangenen Sonntag viele - ist es nicht entgangen: Im ehemaligen Buga-Areal mussten dieser Tage etliche Pappeln, aber auch einige ältere Bäume fallen. Sie machen den Weg für Erschließungsarbeiten frei, durch die zum Jahreswechsel Leitungen verlegt und Straßen für den zweiten Bauabschnitt angelegt werden. Ende 2021 bis 2023 sollen dann die Neubauten entstehen. Wie diese einmal aussehen werden? Davon kann sich die Öffentlichkeit noch vor Weihnachten, genauer: am 21. Dezember im Heilbronner Gemeinderat ein Bild machen. Dann haben die 40 Stadträte über die Vergabe von 28 Grundstücken zu entscheiden.
Interessenten aus halb Europa
Um den Räten die Orientierung zu erleichtern, traf diese Woche in der Harmonie eine 16-köpfige Jury eine Vorauswahl: und zwar unter 176 Entwürfen von 113 Architekten, die 49 Investoren aus halb Europa nach einer öffentlichen Ausschreibung eingereicht hatten. Welche 28 das sind, wollte das Rathaus gestern noch nicht sagen: weniger wegen Corona, vielmehr wolle man dem Votum der Stadträte nicht vorgreifen.
In einer Mittelung spricht Oberbürgermeister Harry Mergel von einer "großartigen Resonanz". Mit der architektonischen und der städtebaulichen Qualität der Arbeiten sei er "hochzufrieden". Man könne damit den mit der Buga 2019 begonnenen Weg zu einem sozial ausgewogenen Stadtquartier "auf höchstem Niveau" fortführen. Die Sozialquote liege wie vom Gemeinderat gewünscht bei 20 Prozent.
Der Neckarbogen genieße schon heute bundesweites Ansehen, auch wegen des "partnerschaftlichen Prozesses" der Beteiligten, so Jury-Sprecher Reiner Nagel, der auch Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur ist. Mit den neuen Projekten könne die Erfolgsgeschichte aus vielschichtigen zukunftsgerichteten Nutzungs-, Mobilitäts- und Energiekonzepten fortgeschrieben werden. Angesichts der vielen tollen Entwürfe sprach Baubürgermeister Wilfried Hajek bei der Auswahl von einem "Luxusproblem".
Den Ausschlag hätten letztlich die Qualität der Nutzungskonzepte, der Architektur und der technischen Innovation gegeben. So werde eine Vielzahl an Materialien verbaut, viel Holz, insgesamt spiele Nachhaltigkeit und Recycling eine Hauptrolle. Die Wohnungsgrößen und Grundrisse variierten sehr. Grundlage für die Bewerbung war je ein schlüssiges Konzept pro Grundstück. Investoren konnten sich auf beliebig viele Grundstücke bewerben. Ein- und derselbe Architekt durfte jedoch maximal zwei nicht nebeneinanderliegende Gebäude planen. Auch Baugemeinschaften sollen zum Zuge kommen.
Nach dem Ratsvotum müssen die Investoren ihre Pläne 2021 konkretisieren. Das städtische "Projektentwicklungsteam Neckarbogen" berät sie dabei. Erst nach Vorlage des Baugesuchs und einer positiven Empfehlung der Baukommission wird der Gemeinderat über den Verkauf der Grundstücke entscheiden. Deren Preise wurden bereits fixiert. Sie liegen zwischen 780 und 960 Euro pro Quadratmeter.

Je nach Konzept und Grundriss werden bis Ende 2023 etwa 350 Wohnungen für 800 Bewohner entstehen. In den ersten 22 (Buga-)Wohnhäusern leben bereits 600 Menschen. Ende 2028 soll der Neckarbogen komplett bebaut sein: mit Wohnungen für 3500 Menschen, mit der internationalen Josef-Schwarz-Schule, Geschäften mit 1000 Arbeitsplätzen. Nicht zuletzt will Heilbronn mit dem Neckarbogen einen "autoarmen" Stadtteil realisieren, bei dem 70 Prozent aller Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Bus und Bahn zurückgelegt werden. Ein Fußgängersteg über den Hauptbahnhof ist im Bau. Öffentliche Flächen sollen weitgehend Fußgängern und Radlern gehören. Um den Charakter eines autoarmen Quartiers zu unterstreichen, sind die meisten Straßen Fahrradzonen. Eine Quartiers-Parkgarage fehlt nicht, inklusive Miet- und Sharing-Angeboten.