Heilbronner Räte wollen Sicherheitsgefühl der Bürger weiter steigern
Laut dem Heidelberger Kriminologen Professor Dieter Hermann fühlen sich die Heilbronner in ihrer Stadt sicher. Konzepte gegen Müll in der Stadt und pöbelnde Personen auf der Straße sollen künftig als Bausteine für noch mehr Lebensqualität sorgen.

Dass Heilbronn laut Kriminalstatistik Jahr für Jahr zu den sichersten Stadtkreisen im Land zählt, haben die Gemeinderäte schon oft gehört. Wie aber steht es mit dem vieldiskutierten Sicherheitsgefühl der Bürger in ihrer Stadt? Professor Dieter Hermann vom Heidelberger Institut für Kriminologie nahm den Skeptikern im Ratsrund am Donnerstag viel Wind aus den Segeln. Seiner Studie zufolge ist die Angst der Heilbronner gering, in ihrer Stadt Opfer eines Verbrechens zu werden.
Hundertprozentige Zufriedenheit nicht zu schaffen
Trotzdem entnehmen Verwaltung, Gemeinderat und Polizei der wissenschaftlichen Arbeit eine Reihe von Handlungsfeldern, die sie angehen wollen, um das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger weiter zu verbessern. „Wir werden es nach menschlichem Ermessen nicht schaffen, eine hundertprozentige Zufriedenheit zu erreichen“, sagte Oberbürgermeister Harry Mergel. „Aber wir müssen jeden Tag auf dieses Ziel hinarbeiten.“
Dass pöbelnde Personen und Respektlosigkeit auf der Straße den Bürgern offenbar die meiste Angst einjagen, nahm Stadtrat Christoph Troßbach (CDU) auf. „Wir müssen genau hinsehen und sinnvolle Maßnahmen prüfen.“ Als Idee brachte er ins Spiel, das öffentliche WLAN an den Hotspots der Innenstadt abzuschalten, um verschiedenen Personengruppen den Anreiz zu nehmen, sich dort aufzuhalten.
Ältere Menschen fühlen sich sicher
Auch Ulrike Morschheuser (Bündnis 90/Die Grünen) hält es für wichtig, dafür zu sorgen, dass Normen eingehalten werden. Streetworker in diesem Bereichen könnten helfen. Überrascht zeigte sich die Stadträtin davon, dass sich gerade ältere Menschen sehr sicher in Heilbronn fühlen. Auch das ist eines der Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung.
In den ländlicher strukturierten Stadtteilen wie Horkheim oder Kirchhausen fühlen sich die Bürger sicherer als in der Innenstadt und der Bahnhofsvorstadt. Laut Ulrike Morschheuser könnten „Infrastrukturmaßnahmen, die das Ziel haben, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen“, ein sinnvoller Schritt sein. Dadurch kämen mehr Menschen in die Innenstadt. Und je mehr Menschen sich aufhalten, desto größer sei das subjektive Sicherheitsgefühl, so die Stadträtin.
Ängste nicht weiter schüren
Für den SPD-Fraktionssprecher Rainer Hinderer ist „Kriminalprävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Dabei gelte es auch mit Blick auf die aktuellen globalen Krisen, „die Ängste der Menschen nicht weiter zu schüren, sondern den sozialen Zusammenhalt zu fördern“. Prävention in den in der Studie genannten Angsträumen sei sinnvoll. Aber auch Falschparker und Verschmutzung führten zu Unsicherheit. „Auch das müssen wir angehen“, so Hinderer.
Dass nur zwölf Prozent der befragten Personen an der Umfrage teilgenommen haben, erscheint Raphael Benner (AfD) sehr wenig. Schuld daran sei die Presse, antwortete der Professor.
Müll ist eine Form der Verfallserscheinung
Für Michael Link (FDP) steht fest: „Müll und Schmutz müssen wir noch mehr Aufmerksamkeit widmen.“ Sie seien eine Form der Verfallserscheinung. „Die Bekämpfung von Vermüllung ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg hin zu einem Mehr an Sicherheitsgefühl.“ Schließlich handele es sich dabei nicht um Kavaliersdelikte. „Die Wahrscheinlichkeit, in Heilbronn Opfer eines Verbrechens zu werden, ist kleiner als sonstwo auf der Welt“, sagte Herbert Burkhardt (Freie Wähler/Freie Wählervereinigung). Für ihn ist die „Verzahnung von Polizeiarbeit und kommunaler Arbeit der Schlüssel zum Erfolg“. Burkhardt sprach sich für mehr Sozialarbeiter aus. Zudem bräuchten junge Menschen Perspektiven sowie Ausbildungs- und Arbeitsplätze.
Marion Rathgeber-Roth (Freie Wähler) regte an, auch den Platz vor der Harmonie genau anzuschauen. Hier gebe es immer wieder Beschwerden wegen Müll und Lautstärke. Für sie besteht trotz Energiekrise ein Zusammenhang zwischen Licht und Sicherheit bei Nacht.
Ein Strauß an Präventionsarbeit
Einen Strauß an Präventionsarbeit leiste die Polizei bereits im Schulterschluss mit der Stadt, so der Heilbronner Polizeipräsident Hans Becker in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag. Aus der Studie ergäben sich dennoch neue Handlungsfelder. So müssten Konzepte künftig mehr auf junge Frauen mit Migrationshintergrund abzielen. Wichtig sei auch, dass die Polizei von Pöbeleien erfahre. „Das sind keine Straftaten und tauchen bei uns in der Statistik nicht auf“, sagte Becker. Aber gerade hier könne noch viel Präventionsarbeit geleistet werden, die wiederum zu einem besseren Sicherheitsgefühl beitragen könne.