Heilbronner Lokal "Ins Spätzle" schließt – "HMG steht uns ständig auf den Füßen"
Im Juni 2021 eröffnete „Ins Spätzle" in der Lohtorstraße. In wenigen Wochen schließt die Gaststätte für immer. Viel Frust hat sich angehäuft – auch gegenüber Stadtverwaltung und der Heilbronn Marketing Gesellschaft.

"Es kam eines zum anderen und für die regionale Gastronomie wird es immer schwieriger", sagt Marcel Hoyer nachdenklich. Der Pächter des schwäbischen Restaurants "Ins Spätzle" in der Lohtorstraße denkt dabei an die Corona-Krise, die explodierenden Energiepreise, die Inflation und die Rahmenbedingungen in der Stadt Heilbronn. "Lieber verlässt man ein fahrendes Boot als ein sinkendes Schiff", betont der 32-Jährige, dem man den Frust anhört.
Deshalb gibt Hoyer zum 22. April sein schwäbisches Restaurant auf, das sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren in den Räumen der ehemaligen Bäckerei Trunk einen Namen gemacht hat. Dort gab es neben schwäbischen Klassikern wie Linsen und Spätzle, Schupfnudeln, Maultaschen und Schnitzel auch schwäbische Tapas, mit denen sich Hoyer und sein Partner Luca Högerle gute Bewertungen und eine treue Stammkundschaft erkochten.
Heilbronner Restaurant "Ins Spätzle" macht dicht: Der Pächter sucht einen sicheren Beruf
Seinen Foodtruck unter dem Namen Spätzlebecher und das Catering, mit denen der gelernte Kfz-Mechatroniker seine Gastronomie-Karriere gestartet hatte, will Hoyer allerdings weiterbetreiben. Daneben kehrt er, auch weil er Anfang November 2023 Vater geworden ist, wieder in einen sicheren Beruf in der Wirtschaft zurück. Diesen Schritt geht auch Högerle. "Ich bin schon verplant, arbeite gerne und habe deshalb auch keine Angst vor der Zukunft", betont er.
Die hat auch Marcel Hoyer nicht. Er sieht aber nach seinen Erfahrungen in den vergangenen Jahren einen gefährlichen Trend für die ganze Branche in der Käthchenstadt. "Die Stadt kriegt es einfach nicht hin, dass Heilbronn eine Verweilstadt wird, in der man sich gerne aufhält", kritisiert der Gastronom.
Vorschriften und Auflagen
Das beginne bei den Studenten, die im öffentlichen Stadtleben immer noch kaum sichtbar seien, setze sich bei den hohen Parkgebühren fort und gehe bei den strengen Vorschriften und Auflagen weiter. "Keiner fährt für acht Euro ins Parkhaus, um bei uns essen zu gehen. Und wenn wir die Tür eine halbe Stunde länger offen lassen als erlaubt, tritt man uns gleich auf die Füße", ärgert sich Hoyer.
Kritik übt er auch an der Heilbronn Marketing GmbH (HMG). So werde den betroffenen Gastronomen in der Lohtorstraße während des zehntägigen Weindorfes die Außengastronomie entzogen. Wer das Recht weiterhin ausüben wolle, müsse es sich teuer zurückkaufen. "Die HMG steht uns zudem ständig auf den Füßen und macht uns Vorschriften", kritisiert Hoyer.
Mehrere Interessenten
Durch die Weindorfstände sei außerdem der Zugang zum Restaurant generell sehr eingeschränkt. Da müsste man viel mehr Rücksicht auf die kleineren Betriebe nehmen fordert der Gastronom. Die Sommerzone fand Hoyer dagegen positiv. "Das war gut für uns Gastronomiebetriebe, es war nur schade, dass sie zwei Monate später startete als ursprünglich geplant. Trotz der genannten Probleme sei sein Restaurant bis zuletzt gut gelaufen. Deshalb ist sich Hoyer auch sicher, dass es in der Lohtorstraße 31 nahtlos weitergeht: "Es gibt mehrere starke Interessenten aus Heilbronn. Am kommenden Freitag wird endgültig feststehen, wer den Betrieb künftig übernimmt."
Strukturelle Probleme
Für die regionale Gastronomie in der Stadt sieht der 32-Jährige auch künftig strukturelle Schwierigkeiten. "Vor allem die kleineren regionalen Anbieter werden es schwer haben. Von ihnen werden sicher noch mehrere schließen", prognostiziert Hoyer. Das liege zum einen am wachsenden Aufwand und der ausufernden Bürokratie.
Hinzu kommen der ständig steigende Arbeitsaufwand und die Belastungen durch die Arbeitszeiten in der Branche: "Die gestiegenen Preise lassen sich bei unseren Angeboten auch nur schwer in vollem Umfang an den Gast weitergeben", erläutert Hoyer. Auch das ein Grund, warum sich der frisch gebackene Familienvater jetzt für ein geregeltes Arbeitsleben entschieden hat.

