Heilbronn bereitet sich auf Gasmangel vor
Der Krisenstab bringt erste Maßnahmen für Energieeinsparungen auf den Weg. Weitergehende Einschränkungen - etwa die Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden und Straßen - werden diskutiert.

Heilbronn fährt auf Sicht. Das gilt derzeit für den städtischen Haushalt, das gilt auch für die Energiesparpläne, die angesichts des nahenden Winters hinter den Kulissen im Rathaus diskutiert werden. Und während bereits feststeht, dass es nach 20 Jahren Doppelhaushalt für das Jahr 2023 auf Grund der aktuellen Lage wieder einen Einzelhaushalt geben wird, ist die Stadt bei den anstehenden Energiesparmaßnahmen noch wenig konkret.
Diskussionen auf zwei Ebenen
"Die Vorbereitung auf eine Gasmangellage ist ein sehr komplexes Thema, das wir derzeit auf zwei Ebenen diskutieren", betont Harry Mergel auf der Pressekonferenz an diesem Montag. Die aktuelle Lage überlagerte alle anderen Themen, die Mergel anlässlich seiner 100-Tage-Pressekonferenz auf dem Wartberg in seiner zweiten Amtszeit anspricht.
Die zwei Ebenen sind ein dezernatsübergreifender Krisenstab, der sich mit möglichen Energieeinsparungen befassen soll, und ein Stab Katastrophenschutz, der sich gemeinsam mit der Feuerwehr auf Maßnahmen in einem möglichen Katastrophenfall einstellen soll.
Eingebunden ist auch der Ältestenrat der Stadt, der am 2. August bereits getagt hat. Auch eine Sondersitzung des Gemeinderates in der Sommerpause sei denkbar. "Es ist in unserem natürlichen Interesse, dass wir Lösungen vorschlagen, die eine große Akzeptanz in der Bevölkerung haben", macht Harry Mergel klar.
Drei Phasen
Dabei unterscheidet die Stadt, in Abstimmung mit dem Städtetag, drei Phasen. Phase A ist bereits angelaufen und zielt auf schnelle Einsparmaßnahmen ab.
Phase B bezieht sich auf den kommenden Winter und sieht die Absenkung von Raumtemperaturen, die Schließung von Bädern sowie die Rückkehr ins Homeoffice vor. Phase C zielt mit dem "konsequenten Umstieg auf Erneuerbare Energien" auf mittel- bis langfristige Lösungen.
Ganz kurzfristig sind in der Stadt aber bereits erste kleinere Maßnahmen umgesetzt worden. Dazu zählt die Einschränkung der Warmwasserversorgung in kommunalen Gebäuden wie Sporthallen sowie die Abschaltung von Lüftung und Klimaanlage im Theater, in der Harmonie und bei der Städtischen Tochter Heilbronn Marketing GmbH, die im Marrahaus am Neckar sitzt.
Zusätzlich wird in den Freibädern der Stadt auf die Zuheizung mit Gas verzichtet und somit eine Absenkung der Wassertemperatur in Kauf genommen.
Weitergehende Maßnahmen
Als weitere Maßnahmen stehen die generelle Absenkung der Raum- und Wassertemperatur, die Einschränkung der Betriebszeiten in Schwimmbädern und Verwaltungsgebäuden, die Abschaltung der Beleuchtung an öffentlichen Gebäuden und eine Reduzierung der Straßenbeleuchtung und Ampelanlagen im Raum. Damit einhergehen soll eine "CleverLänd Gas-Spar-App" die Haushalte und Bürger zum Gas- und Energiesparen anregen.

Ans Eingemachte geht es dann in Phase B, wenn eine generelle Absenkung der Temperatur sowie eine teilweise Schließung öffentlicher Gebäude, die Schließung von Bädern, die Wiedereinführung von Homeoffice und die Nutzung alternativer Energieträger geprüft werden sollen.
"Ob wir das Soleo aufmachen oder nicht, bestimme ich aber nicht allein", macht Harry Mergel klar. Dies gelte auch für den Weiterbetrieb der Eishalle, denn dort gehe es schließlich um den Profibetrieb einer bundesweit auftretenden Eishockeymannschaft.
Lösungen auf Bundesebene
"Ich gehe davon aus, dass es bei vielen Fragen Lösungen auf der Bundesebene geben wird. Da darf man auch nichts übereilen", macht der Heilbronner Oberbürgermeister klar. "Wir müssen vor Ort einen vernünftigen Weg finden", ergänzt Jens Boysen, der als designierter Leiter der neuen Stabsstelle "Strategische Planung" auch eine wichtige Rolle in den Krisenstäben spielen wird. Darauf setzt auch Harry Mergel. "Es gibt jedenfalls kein Grund zur Panik", betont der Oberbürgermeister.
Grund zur Sorge gibt es aber schon, auch mit Blick auf den kommenden Haushalt. "Wir werden einiges auf den Prüfstand stellen müssen", weiß Mergel. Dazu zählt der OB auch die Kindergartengebühren für unter Dreijährige, deren Erhöhung der Gemeinderat gerade abgelehnt hat.
Wie reagieren andere Kommunen in der Region?
Derzeit werden in allen Kommunen der Region Vorkehrungen getroffen, um sich auf eine drohende Gasmangellage einzustellen. Einige Städte und Gemeinden sind bereits mit ersten Sparmaßnahmen vorgeprescht. So hat Öhringen beschlossen, das Hallenbad nach der Sommerpause vorerst nicht wiederzueröffnen. Gleichzeitig werden die Raumtemperaturen in städtischen Einrichtungen um zwei Grad auf maximal 20 Grad gesenkt. Die Straßenbeleuchtung wird von Mitternacht bis 5 Uhr morgens überall ausgeschaltet, wo es die Verkehrssicherheit zulässt.
So weit ist man in Eppingen noch nicht. "Die Stadt prüft mögliche kurzfristige und langfristige Einsparbeschlüsse bis ins Detail", betont Vanessa Heitz. "Belastbare Aussagen können zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht getroffen werden", so die Pressesprecherin der Stadt. Viele Kommunen warten auch noch auf Hinweise aus dem Innenministerium des Landes und vom Städte- und Gemeindetag, wo eigene Krisenstäbe eingerichtet wurden.




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