Licht aus für die Umwelt: Kommunen schalten Beleuchtungen nachts ab
In der Region bleibt inzwischen häufiger nachts die Beleuchtung bei öffentlichen Gebäuden aus. Stromsparen ist ein Ansinnen, aber nicht der Hauptgrund.

Ob Gedächtniskirche, Siegessäule oder Brandenburger Tor − sie stehen seit einigen Tagen nachts im Dunkeln. Denn um angesichts der aktuellen Lage auf dem Energiesektor Strom zu sparen, hat sich der Berliner Senat entschieden, insgesamt rund 200 Wahrzeichen und öffentliche Gebäude in der Hauptstadt nicht mehr zu beleuchten. Wie sieht es in der Region aus? Auch hier werden einige öffentliche Gebäude kaum noch angestrahlt − allerdings eher aus Umweltschutz- denn aus Energiespargründen.
Noch im Februar leuchtete unter anderem die Burg Stettenfels oberhalb von Untergruppenbach als weithin sichtbares Zeichen der Solidarität einige Nächte lang in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb. Längst wird sie wieder angestrahlt wie gehabt. "Zurzeit allerdings nur noch bis ein Uhr nachts", sagt Bürgermeister Andreas Vierling.
Eventuell könnte diese Beleuchtungspause noch verlängert werden. Hierzu sei man in Gesprächen mit den Burgherren. Seitens der Verwaltung habe man in Untergruppenbach in den vergangenen Tagen intensiv nach Einsparpotenzial gesucht, berichtet Vierling. "Bei unserer Burg ist ein Abschalten relativ einfach möglich, schwieriger wird es, wo etwa öffentliche Wege betroffen sind, dann geht es um die Frage der Verkehrssicherheit."
Größeres Energiesparpotenzial verspreche man sich von der Umrüstung der kompletten Straßenbeleuchtung auf LED-Technik. Bis zu 80 Prozent der Unterhaltskosten von 120 000 Euro im Jahr könnte die Gemeinde so im Idealfall sparen.
Straßenbeleuchtungen sollen gedimmt werden
Ausgeschaltet bleiben die Scheinwerfer aktuell am Wasserschloss in Bad Rappenau. "Wir haben ohnehin nur wenige Gebäude, die nachts beleuchtet werden", sagt Hauptamtsleiter Wolfgang Franke. Außer dem Wasserschloss sei bislang nachts nur das Schloss im Teilort Fürfeld angestrahlt worden. Was die Stadt durch den Verzicht einspare, könne er aber nicht beziffern.
Der Aspekt des Stromsparens wirke sich eher bei anderen Maßnahmen aus. Etwa überlege man, ab 23 Uhr die Straßenbeleuchtung um 50 Prozent zu dimmen. Auch in Neubaugebieten, die bereits erschlossen, aber noch nicht in der Vermarktung sind, müsse diese in der Nacht nicht unbedingt angeschaltet sein, sagt Franke. "Solche Fragen müssen ergebnisoffen diskutiert werden", findet er. Angesichts der energiepolitischen Situation sei es angebracht, "Dinge, die wir liebgewonnen haben, zu hinterfragen, etwa ob wir wie bisher an der Weihnachtsbeleuchtung festhalten wollen".
Das Beleuchtungskonzept öffentlicher Gebäude überdenke man in Bad Rappenau eher vor einem anderen Hintergrund. Denn die hellen Strahler rückten zwar Sehenswürdigkeiten in ein stimmungsvolles Licht, seien aber auch tödliche Fallen für die von ihnen angelockten Insekten.
Ausgeklügeltes Konzept gegen Lichtverschmutzung
Die so genannte "Lichtverschmutzung" ist auch der Grund, warum die Beleuchtung des Experimenta-Gebäudes in Heilbronn über ein ausgefeiltes Konzept gesteuert wird, sagt Pressesprecher Thomas Rauh. "Bis auf das Notlicht am Makerspace ist das Licht unseres Bestandsgebäudes nachts ausgeschaltet", erläutert er. Auch die Ausstellungsflächen liegen im Dunkeln. Das gedimmte Licht im Treppenhaus werde erst gegen 4 Uhr wieder heller, wenn die Putzkolonnen kommen. Dies laufe bereits seit der Neueröffnung 2019 so, um den Biorhythmus von Pflanzen und Tieren nicht über Gebühr zu stören. Weniger Energiekosten seien dabei eher eine positive Begleiterscheinung.
In Heilbronn arbeite man derzeit noch an einem Konzept für die Beleuchtung öffentlicher Bauwerke, heißt es aus dem Rathaus. "Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Thema und prüfen eine ganze Reihe an Maßnahmen", so Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell. Die Stadt will sich dazu mit anderen Kommunen abstimmen, unter anderem bei einem Workshop des Städtetags.
Kirchen in der City werden noch angestrahlt
In der Heilbronner Innenstadt werden derzeit Gebäude wie die Kilianskirche oder das Deutschordensmünster St. Peter und Paul noch angestrahlt. "Für die Außenbeleuchtung sind aber nicht wir, sondern die Stadt zuständig", sagt Hansjörg Eiding, Pfarrer der Kilianskirche. "Wir würden aber auf jeden Fall mitziehen, wenn die Stadt diese abschaltet." Die Scheinwerfer für das Deutschordensmünster sind über einen Dunkelheitssensor gesteuert. In der Regel erlischt die Beleuchtung von Mitternacht bis 5 Uhr.
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