Städte in der Region Heilbronn und Hohenlohe planen für den Gas-Notstand
Die Kommunen in der Region spielen Szenarien für eine Verschärfung der Energiekrise durch und erwägen einschneidende Maßnahmen.

Warmwasser reduzieren, Mitarbeiter zum Arbeiten nach Hause schicken, nachts die Straßenlaternen ausschalten: Städte und Gemeinden in der Region spielen Szenarien für den Fall durch, dass sich die Gaskrise verschärft. Auch das Landratsamt Heilbronn hat die Lage als Untere Katastrophenschutzbehörde im Blick.
Man bereite sich vor und suche den Austausch mit den Städten und Gemeinden. Aktuell gehe es darum, gemeinsam Strukturen zu schaffen, um im Ernstfall angemessen reagieren zu können, heißt es. Wie der am Ende aussieht, weiß keiner, aber im Falle einer Krise müssten immerhin 350 .000 Menschen im Landkreis versorgt werden. Dabei sind vor allem die Kommunen vor Ort gefragt.
Deshalb diskutieren Verantwortliche in Städten und Gemeinden durchaus drastische Maßnahmen, manche ziehen aber auch rote Linien. Eine Schließung des neu gebauten Hallenbads ist beispielsweise in Leingarten kein Thema, die Einrichtung wird durch ein Blockheizkraft versorgt. Gleichwohl werde die Verwaltung dem Gemeinderat unter anderem vorschlagen, die Temperatur abzusenken, sagt Bürgermeister Ralf Steinbrenner.
Wärmehallen für Menschen, die ihre Wohnung nicht mehr heizen können?
Möglichkeiten zum Energiesparen prüfen, im Gemeinderat diskutieren und einen Notfallplan aufstellen: Diesen Fahrplan gibt auch Klaus Holaschke aus. "Wir reden über Maßnahmen, die Einschränkungen bedeuten", weiß Eppingens Oberbürgermeister, der als Vizepräsident des baden-württembergischen Gemeindetags im Gespräch mit vielen anderen Kommunen ist. Die Optionen laut Holaschke: Verwaltungsmitarbeiter könnten verstärkt im Homeoffice arbeiten, Handwaschbecken in öffentlichen Gebäuden bekämen nur noch kaltes Wasser, Duschen in Sporthallen könnten aus bleiben − ebenso wie Teile der Straßenbeleuchtung. Auch darüber, die Wassertemperatur im Hallenbad abzusenken, müsse man reden. "Bäder zu schließen", stellt Holaschke klar, "kommt für mich nicht infrage."

Zurückhaltend ist er auch in einem anderen Punkt: Manche Gemeinden erwägen Wärmehallen in öffentlichen Gebäuden. Dort sollen Menschen unterkommen, die ihre Wohnung nicht mehr heizen können. "Da bin ich zwiegespalten." Eher müsse der Staat Bedürftige bei den Heizkosten unterstützen, sagt Holaschke, der wie zuletzt der Städtetag ein koordiniertes Vorgehen und landesweite Vorgaben fordert.
Auch die Stadt Heilbronn kann sich zentrale Wärmehallen schlecht vorstellen, eher dezentrale, quartiersbezogene Angebote − und staatliche Heizzuschüsse. Vage bleibt die Stadt auf die Frage nach sonstigen möglichen Maßnahmen. Alles sei derzeit "hypothetisch", teilt die Pressestelle mit, die Stadt könne aber rasch reagieren. Die Absenkung der Raumtemperatur, etwa in Schulen, oder Warmwasser-Rationierung seien jedenfalls erst "das letzte Mittel".
Der Öhringer Gemeinderat wird am 26. Juli über einen Maßnahmenkatalog diskutieren. Eine Option ist laut Verwaltung, die Straßenbeleuchtung zwischen 1 und 5 Uhr abzuschalten. Damit könnte die Stadt 80.000 bis 100 .000 kWh Strom sparen im Jahr. Zwei Drittel der städtischen Gebäude in Öhringen werden mit Gas beheizt, eine im Schnitt um zwei Grad geringere Raumtemperatur würde 1,3 Millionen kWh Gas einsparen. Dabei gebe es unterschiedliche Richtlinien: "Eine Sporthalle braucht andere Temperaturen als ein Kindergarten", erklärt eine Sprecherin. Einsparpotenziale sieht Öhringen aber auch im städtischen Hallenbad mit Sauna.
Neckarsulm setzt schon länger auf Energiemanagement in Gebäuden. Im Rathaus werden etwa Thermostate eingebaut, die erkennen, ob jemand im Raum ist und die Heizung entsprechen steuern. So seien bis zu 32 Prozent Energieeinsparung drin. Über die Wassertemperatur im Sportbad will Neckarsulm noch entscheiden. Die Maßnahmen für den Landkreis Heilbronn sind wenig konkret, Potenziale von Temperaturverringerungen werden noch berechnet, sagt eine Sprecherin des Landratsamtes. Generell richte man sich nach den Empfehlungen der Klimaschutz-Agentur des Landes, die Kommunen und Kreise berät.
Konkrete Vorschläge
Winfried Kretschmann warnt vor dramatischen Folgen des Gasmangels im Herbst und Winter. Bei einem "Gaskrisengipfel" am 25. Juli mit Kommunen, Wirtschaft und Versorgern will der Ministerpräsident Vorkehrungen für die drohende Energiekrise treffen. Dabei erwarte er von den Kommunen und den Stadtwerken konkrete Vorschläge, wie Energie eingespart werden kann.