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Notstand in der Kinder- und Jugendmedizin: "Triage" bei der Aufnahme von Patienten

  
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Praxen und Kliniken für kleine Patienten sind überlastet. Das merken auch Eltern auf der Suche nach einem Kinderarzt, der sie aufnimmt. Wie Ärzte die Situation wahrnehmen.

Gute Stimmung trotz des ernsten Themas: Die Ärzte Dr. Boris Brand, Dr. Hans Ulrich Stechele und Professor Peter Ruef (von links) diskutierten mit Stimme-Gesundheitsexpertin Valerie Blass über den „Notstand in der Kinder- und Jugendmedizin“.
Gute Stimmung trotz des ernsten Themas: Die Ärzte Dr. Boris Brand, Dr. Hans Ulrich Stechele und Professor Peter Ruef (von links) diskutierten mit Stimme-Gesundheitsexpertin Valerie Blass über den „Notstand in der Kinder- und Jugendmedizin“.  Foto: Lina Bihr (klein) dpa (groß)

Für Eltern und Kinderärzte spitzt sich die Situation seit Jahren immer weiter zu: Während Eltern zunehmend Probleme haben, einen Arzt für ihr Kind zu finden, häufen sich die Aufgaben für Kinderärzte. Zum Stand der Kinder- und Jugendmedizin diskutierten drei Mediziner beim Stimme-Forum mit Redakteurin Valerie Blass.

Das heikelste Thema ist für Dr. Hans Ulrich Stechele, Sprecher der Kinderärzte in der Region, die Aufnahme von neuen Patienten: „Das ist eine Art Triage.“ Es gebe keine festgeschriebenen Kriterien. Priorität hätten die Familien, die mit mit ihrem Kind bereits zu den Patienten zählen. "Geschwisterkinder werden also immer aufgenommen", erläutert Stechele.

Kinderheilkunde unterfinanziert und schlecht angesehen in der Medizin

Auch in fachärztlichen Bereichen gibt es große Probleme bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen, wie der Neckarsulmer Orthopäde und Ärzte-Funktionär Dr. Boris Brand erläuterte. Der Grund: die seit Jahren währende Unterfinanzierung. Für Kliniken wird die Kinderorthopädie damit zur finanziellen Belastung.

Brand sagte, er wissen von Fällen, in denen Oberärzte ihre Zusatzqualifikation in der Kinderorthopädie verschwiegen, um sich die Karrierechancen nicht zu verbauen. Denn mancher Klinikdirektor denke sich: "So einen nehme ich nicht."

 


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Professor Peter Ruef, Chefarzt der SLK-Kinderklinik am Heilbronner Klinikum am Gesundbrunnen, rechnet für diesen Herbst und Winter mit einer ähnlich Situation wie im vergangenen Jahr. „Die Situation kann jederzeit wieder explodieren.“ Zum Höhepunkt der Erkältungswelle waren Kliniken und Kinderarztpraxen vollkommen überlastet.

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