Das Heilbronner Hawaii-Viertel soll sich weiterentwickeln
Im Hawaii steckt städtebauliches Potenzial. Die Stadt Heilbronn will nun die Aufnahme für ein Förderprogramm vorbereiten. Die Rahmenbedingungen sind nicht die besten. Doch es gibt ein Vorbild.

Dass das Hawaii-Viertel, also das Gebiet zwischen Ellwanger- und Christophstraße, großes städtebauliches Potenzial hat, wurde schon vor einigen Monaten deutlich. Damals präsentierte die Masterabsolventin Nina Haug einen städtebaulichen Entwurf für das Viertel. Jetzt hat der Gemeinderat eine eingehende Untersuchung des Gebiets beschlossen. Ziel ist, die Grundlage für ein passendes Förderprogramm zu legen.
Städtebauliche Erneuerung nur teilweise erfolgreich
Das Gebiet war bereits bis Ende 2004 Teil der städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme "Industriegebiet am Neckar". Damals wurde der Industrieplatz umgestaltet, ein Fußgängersteg ermöglichte die Überquerung der Bahngleise in Richtung Nordstadt. Wie die Stadtverwaltung aber auch feststellt, konnten viele Defizite damals nicht gelöst werden. Deshalb erfolgen nun die Untersuchungen, die in einen Förderantrag für das Jahr 2020 münden könnten.
Stadträtin Eva Luderer (Grüne) traute dieser Ankündigung nicht. "Wann können wir wirklich mit Ergebnissen dieser Untersuchung rechnen?", fragte sie. Nicht zuletzt bei der Friedrich-Ebert-Trasse habe man auch immer wieder Untersuchungen beschlossen, herausgekommen sei bis heute nichts.
Migrantenanteil ist im Gebiet sehr hoch
Tanja Sagasser Beil (SPD) regte Workshops in Zusammenarbeit mit den Anwohnern an. "Die Stabsstelle Partizipation und Integration könnte hier gute Arbeit leisten." Herbert Burkhardt (FWV) warnte allerdings, dass 95 Prozent der Kinder in den Kindergärten dort kein Deutsch sprächen. "Wir sollten darauf achten, dass wir eine gute Durchmischung in dem Gebiet hinbekommen." Sylvia Dörr (FDP) setzte noch eins drauf: "Ich sehe den Handlungsbedarf", erklärte sie. Das Viertel sei doch ziemlich heruntergekommen.
Damit sah sich Oberbürgermeister Harry Mergel genötigt, ein paar Dinge geradezurücken: "Wir sollten unsere Quartiere nicht schlechtreden." Es gebe dort auch Vorzeigeadressen wie das Café Hagen und mit der Ansiedlung des Probenzentrums des Theaters Heilbronn vor fünf Jahren eine weitere positive Entwicklung. "Das ist kein heruntergekommenes Gebiet", hielt der OB fest.
Dass das Hawaii-Viertel allerdings durchaus mit einigen Problemen zu kämpfen hat, ging bereits aus den Gemeinderats-Unterlagen hervor. Die "Wohninsel" zwischen Industriegebiet und Bahnlinie ist von anderen Wohngebieten in der Stadt abgeschnitten, heißt es da. Von Bahnlinie und Austraße gingen zudem hohe Lärmemissionen aus. Viele Gebäude sind sanierungsbedürftig, der Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund liegt bei 89 Prozent.
Gespräche wie beim Vorbild Südbahnhof
Da es sich um ein Vorhaben im Sinne der städtischen Leitlinien für eine freiwillig mitgestaltende Bürgerbeteiligung handelt, wird Roswitha Keicher von der Stabsstelle Partizipation und Integration auf jeden Fall aktiv. Sie werde das Gespräch mit den Anwohnern suchen, erklärte der OB, "ähnlich wie wir das im Südbahnhofviertel gemacht haben". Auch dort hatte es die Verwaltung mit einem hohen Migranten-Anteil zu tun und nutzte mehrsprachige Interviewer.