Crystal-Meth-Prozess in Heilbronn: Staatsanwältin fordert lange Haftstrafen
Im Prozess um den spektakulären Fund der synthetischen Droge Crystal Meth im Oktober vergangenen Jahres sind am Donnerstagvormittag die Plädoyers gehalten worden. Warum die Verteidiger Zweifel an manchen Beweisen haben und wann das Urteil voraussichtlich fällt.

Im Prozess um den spektakulären Fund der synthetischen Droge Crystal Meth im Oktober vergangenen Jahres sind am Donnerstagvormittag vor der dritten Großen Strafkammer die Plädoyers gehalten worden. Dabei forderte die Staatsanwältin für den 34-jährigen Hauptangeklagten aus Heilbronn eine Gefängnisstrafe von elf Jahren. Unter anderem sieht sie den Tatbestand des gemeinschaftlichen Handeltreibens von Betäubungsmittel sowie die Einfuhr nicht geringer Mengen an Drogen für erwiesen an.
Eindeutige Beweise gebe es zwar nicht. Die Indizien sprächen aber eine klare Sprache. Sie widerlegten nach Auffassung der Anklage die Einlassung des Beschuldigten. Der hatte angegeben, einem Freund einen Gefallen zu tun. Gegen die Bezahlung von 200.000 Euro habe er eine Unterstellmöglichkeit für eine große Hydraulikpresse organisiert, so der Angeklagte. Darin waren mehr als 200 Kilogramm Crystal Meth versteckt.
Zweiter Angeklagter im Crystal-Meth-Prozess soll nach Meinung der Anklagevertreterin ebenfalls in Haft
Für den zweiten Angeklagten, einen 33-jährigen Mann aus dem Raum Sinsheim, hält die Anklagevertreterin eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren für angemessen. Er habe sich der Beihilfe für die Einfuhr und den Handel mit einer nicht geringen Menge an Betäubungsmittel schuldig gemacht. Er hatte im Oktober 2022 gegen eine Bezahlung von 2000 Euro einen Stellplatz organisiert, der zu einem Shisha-Bedarfsladen in Sinsheim gehörte.
Für die Verteidigung hat die Anklage weder Hand noch Fuß. „Glauben Sie selbst, was Sie erzählen?“, fragte Anke Stiefel-Bechdolf. Für die Verteidigerin des Heilbronner Angeklagten steht fest, dass die Staatsanwältin „lückenhafte Indizien mit Interpretationen“ ausfülle. Die Anschuldigung, ihr Mandant habe die 200 Kilogramm Crystal Meth bestellt und er wolle damit einen neuen Markt erschließen, hält die Anwältin für absurd. In Wahrheit gebe es „keinen einzigen Hinweis“. Vielmehr lasse sich die Anklägerin von den polizeilichen Ermittlern „instrumentalisieren“, die ihre anderthalbjährige Ermittlungsarbeit „honoriert bekommen wollen“.
Auch Lars Middendorf hat keine belastbaren Beweise in diesem Prozess finden können. „Man vermutet und vermutet“, sagte der Anwalt des 33-jährigen Beschuldigten aus dem Raum Sinsheim. Sein Mandant sei gefragt worden, ob er für einen Freund eine Maschine abstellen könne. Dafür habe er 2000 Euro bekommen. Was sich in der Maschine befunden hat, habe er nicht gewusst. Middendorfs Co-Anwalt Ralf Steiner räumte ein, dass sein Mandant von Drogen ausgegangen sei. „Er vermutete 45 Kilogramm Marihuana.“ Steiner plädierte auf maximal zwei Jahre Freiheitsstrafe, „die zur Bewährung ausgesetzt werden kann“.
Das Urteil wird am Donnerstagnachmittag gesprochen.