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Crystal-Meth-Fund in Sinsheim: Drogen im Wert von 20 Millionen Euro vor Ladentür abgeladen

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Die Umstände, die zur Sicherstellung einer enormen Menge Crystal Meth führten, sind mysteriös. Für die Heilbronner Ermittler ist es bedeutend, wo das Crystal Meth abgeladen wurde. Jetzt gibt es weitere Infos dazu.

Heilbronner Polizisten beschlagnahmen im Oktober 200 Kilogramm Crystal Meth, das in der Hydraulik-Presse versteckt war.
Foto: dpa
Heilbronner Polizisten beschlagnahmen im Oktober 200 Kilogramm Crystal Meth, das in der Hydraulik-Presse versteckt war. Foto: dpa  Foto: Bernd Weißbrod

Die Umstände der Sicherstellung von 200 Kilogramm Crystal Meth vor einigen Wochen in Sinsheim bleiben rätselhaft. Wieso wurde der Stoff im Wert von 15 bis 20 Millionen Euro im Gewerbegebiet vor einem Geschäft für Shisha-Bedarf abgeladen?

Die Drogen waren in einer Hydraulik-Presse gut versteckt. Sie kamen von Mexiko über den Hafen in Antwerpen und per Lkw vor dem Laden an. In dem Geschäft arbeitete ein 33-jähriger Sinsheimer, der mit einem 34-Jährigen aus Heilbronn den Stoff in Empfang genommen haben soll. Die beiden wurden festgenommen. Polizeipräsidium Heilbronn und Staatsanwaltschaft werfen den Inhaftierten die unerlaubte Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vor.


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Das beschlagnahmte Methamphetamin, oder Crystal Meth, war laut Polizei konsumfertig. "Es hätte jederzeit veräußert werden können", sagt Annika Grundbrecher, Sprecherin des Präsidiums. Je nach gewünschter Menge hätte es gegebenenfalls nur noch portioniert werden müssen.

Warum landet eine derart große Menge Crystal Meth ausgerechnet in diesem Gewerbegebiet? Dort haben überwiegend kleinere Auto-Werkstätten und sonstige Betriebe ihren Sitz. Große Unternehmen mit bekannten Namen finden sich dort kaum.

Die Polizei geht zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Drogen von dort hätten verteilt werden sollen - überregional im Bundesgebiet und in angrenzenden Nachbarländern. Ein Weitertransport der Hydraulik-Presse mitsamt der illegalen Substanzen hätte zunächst wohl nicht erfolgen sollen. Die Ermittlungen dauern an. Fest steht: Die Polizei stuft den Abladeort als "verfahrensrelevant" ein. Wird gegen weitere Mitarbeiter des Shisha-Geschäfts ermittelt? Zu möglichen Ermittlungen gegen weitere Tatbeteiligte macht die Polizei keine Angaben.


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Der Handel für Wasserpfeifen und Shisha-Zubehör gehört zu einem größeren Gebäudekomplex im Gewerbegebiet. Mitarbeiter und Geschäftsführer bekommen nach eigenen Angaben kaum etwas von der spektakulären Polizeiaktion mit, die sich am 11. Oktober nachmittags vor der Ladentür abspielt. Ein Tieflader bringt die Hydraulik-Presse. Ein Kran steht zum Abladen bereit. Die Polizei kommt aus der Deckung und nimmt den 33-jährigen Sinsheimer und den Komplizen fest. Mitarbeiter des Shisha-Handels geben an, sie könnten es sich nicht vorstellen, dass der Kollege an Drogengeschäfte beteiligt sein soll.

Wie Stimme-Recherchen ergeben, ist der Handel für Shisha-Bedarf im Jahr 2016 von zwei Geschäftsführern gegründet worden. Laut Unternehmensregister scheidet einer der beiden Chefs einen Tag nach dem Drogenfund aus dem Betrieb aus. Bei ihm handelt es sich nicht um den festgenommenen 33-Jährigen.


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Shisha-Handlung steht vor der Insolvenz

Die Shisha-Handlung steht vor dem finanziellen Aus. Am Donnerstag (1.12.) soll das Insolvenzverfahren gegen den Handel eröffnet werden. Sandra Wirtz von der Mannheimer Kanzlei Depré ist als vorläufige Insolvenzverwalterin bestellt. Das Geschäft in Sinsheim schließt heute. Der Betrieb in den Filialen in Bretten, Stuttgart, Schorndorf und Coburg sei bereits vor geraumer Zeit eingestellt worden. Bei zwei Mitarbeitern stünden Löhne aus. Grund für die finanzielle Schieflage soll ein veränderter Markt für Wasserpfeifen sein. Zudem habe sich das Kundenverhalten verändert. Wirtz sieht für den Laden keine Sanierungschancen.

Der Wasserpfeifen-Handel ist nicht die einzige gemeinsame Unternehmung der beiden Geschäftsführer. Im Sommer 2021 gründen sie eine Immobilien-Firma in Sinsheim. Dieses Büro geht gut ein Jahr später, nämlich drei Tage nach dem Drogenfund, an einen neuen Besitzer über. Ob dies in irgendeinem Zusammenhang mit dem Crystal-Fund steht, ist unklar. Wie die Polizei die Sache einschätzt? Die Frage könne zurzeit nicht beantwortet werden.

Presse stand zunächst im Hafen von Antwerpen

Die Hydraulik-Presse mit dem Crystal Meth ging in Mexiko auf die Reise. Zu den Hintermännern ist nichts bekannt. Die Hydraulik-Presse stand nach Angaben der Heilbronner Kripo einige Zeit in Belgien im Hafen von Antwerpen. Dann sei sie verkauft worden. An wen, ist unbekannt. Es handelt sich laut Polizei um Scheinfirmen und Personen mit gefälschten Ausweisen.

Es sei völlig normal, dass Waren für kürzere oder längere Zeit im Hafen bleiben, teilt ein Pressesprecher des Hafens auf Stimme-Anfrage mit. Bei sehr großen Schiffen mit viel Ladung sei es sogar unmöglich, Transportmittel für alle Güter bereitzuhalten. Außerdem böten die Frachtabfertiger ihren Kunden diese Dienstleistung an: Sie hielten die Ware für ihre Kunden im Hafen vor und schickten sie erst dann weiter, wenn Kunden sie benötigten. Davon abgesehen unterhalten Hersteller und Lieferanten von Gütern im Hafen ein Warenlager. Ein anderer Grund, warum Ware im Hafen den Besitzer wechselt: Ein Käufer springt ab, während das bestellte Produkt bereits unterwegs ist. Auch in solchen Fällen wird ein neuer Käufer gesucht, so der Hafen-Sprecher.

 

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