War der Drogen-Deal mit Crystal Meth eine Nummer zu groß?
Die Heilbronner Kripo hat in Sinsheim 200 Kilogramm Crystal Meth sichergestellt. Es ist die bisher größte sichergestellte Menge dieser Droge in Deutschland. Ein 34-jähriger Heilbronner sitzt in Untersuchungshaft. Ist er eine Größe in der Szene oder hat er sich übernommen?

Ermittler des Heilbronner Polizeipräsidiums ziehen vor fünf Wochen Drogen im Wert von 15 bis 20 Millionen Euro aus dem Verkehr. Der Sensationsfund von 200 Kilogramm Crystal Meth in Sinsheim wirft eine Reihe von Fragen auf. Unklar ist die Rolle eines festgenommenen 34 Jahre alten Heilbronners. Ist er eine echte Größe in Deutschlands Drogenszene, oder hat er sich mit der Lieferung des Stoffs, versteckt in einer Hydraulik-Presse aus Mexiko, übernommen?
34-Jähriger ist einschlägig vorbestraft
Der 34-Jährige ist in der Vergangenheit mehrmals mit Rauschgiftdelikten aufgefallen. Dennoch kann die Polizei dessen Rolle in diesem spektakulären Fall nicht richtig einschätzen, sagt Kripo-Leiter Thomas Schöllhammer. Ob der Verdächtige einen Migrationshintergrund hat, dazu macht die Polizei keine Angaben. Er besitze einen deutschen Pass und habe bis zur Festnahme in Heilbronn gewohnt.
Es gab vier Vorverurteilungen, teilt Mareike Hafendörfer, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, mit, zwei davon einschlägig. 2012 stand der 34-Jährige unter anderem wegen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vor Gericht. Zwei Jahre später sei er wegen Drogenbesitzes verurteilt worden. In einem weiteren Fall griff das Prinzip „Therapie statt Strafe“. Deshalb absolvierte der 34-Jährige seit Ende August eine Therapie in Stuttgart, die bis 19. November dauern sollte.
Vertrauen spielt eine wichtige Rolle unter Kriminellen
Die Menge des kürzlich beschlagnahmten Crystal Meth übersteigt nach Angaben von Staatsanwalt Frank Schwörer das Volumen einer „nicht geringen Menge“ um das 36.000-Fache. Die 200 Kilo ergeben 7,2 Millionen Konsumeinheiten. Ob sie den Bedarf von Drogenabhängigen in Deutschland decken, lässt sich wegen des Dunkelfelds der Konsumenten schwer einschätzen, erklärt Kripo-Chef Schöllhammer.
Unklar sei für Ermittler die Frage, von wem die Tatverdächtigen die Drogen übernommen haben. „Und was hatten sie damit vor?“ Solch eine Menge werde nicht einfach übers Darknet eingekauft, sagt Schöllhammer. Wer wie die Tatverdächtigen bei einer derartigen Aktion eingesetzt wird, benötige Verbindungen. „Die müssen einem vertrauen.“ Das spricht gegen die Vermutung, dass der Heilbronner nur ein kleines Licht in der Szene ist. Andererseits: Welcher hochrangige Drogenboss stellt sich neben die Ware und lässt sich mit ihr schnappen?
Kollegen des zweiten Tatverdächtigen äußern sich
Der Stoff kam in einer Hydraulik-Presse aus Mexiko über Antwerpen und von dort mit einem Tieflader auf den Parkplatz eines Ladens für Shisha-Bedarf in Sinsheim. Die Kripo hatte Wind von der Lieferung bekommen und griff zu, nahm den Heilbronner und einen Komplizen fest und beschlagnahmte die Ware. Mexiko gilt als eines der führenden Länder in der Crystal-Meth-Herstellung mit entsprechenden Drogenkartellen.

Unklar ist die Rolle des zweiten festgenommenen Mannes: ein 33-Jähriger aus Sinsheim. Laut Staatsanwaltschaft ist er ebenfalls vorbestraft, allerdings nicht wegen Rauschgiftdelikten. Er arbeitete bis zu seiner Festnahme in dem Shisha-Geschäft. Kollegen beschreiben ihn als „lieber Kerl“. Drogengeschäfte, selbst im kleinen Stil, traut man ihm dort nicht zu. Sie vermuten, er sei ausgenutzt worden und habe vielleicht gar nicht gewusst, worauf er sich einlässt.
Drohen dem Inhaftierten Gefahren durch Drogenbosse?
Der Drogentransport sei über Scheinfirmen abgewickelt worden, sagt Schöllhammer. Die beteiligten Personen agierten mit falschen Ausweispapieren. Das erschwere die weiteren Ermittlungen. Es fehlten Anknüpfungspunkte. Dass die illegalen Substanzen sichergestellt sind, dürfte den Drahtziehern nicht gefallen.
Die Polizei habe sich auch überlegt, ob dem 34-Jährigen dadurch Gefahren etwa durch Hintermänner drohen, sagt Schöllhammer. „Solange er sich in staatlicher Hoheit befindet, wird ihm nichts passieren.“ Laut Staatsanwaltschaft drohen ihm bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahren Haft.
Wie Crystal Meth konsumiert wird
Bei Crystal Meth handelt es sich um die synthetische Substanz Methamphetamin. Es wird durch die Nase eingezogen oder als Tablette eingenommen. Erhitzt lässt sich der Dampf des Stoffs inhalieren oder als Flüssigkeit spritzen. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung führt ein dauerhafter Konsum zu Hirn- und Organschäden.