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Sensationsfund von Crystal Meth
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Prozess um riesigen Crystal-Meth-Fund gestartet: Wie der Angeklagte auf die schiefe Bahn gerät

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Der Fund von 200 Kilogramm Crystal Meth in Sinsheim sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Seit Dienstag steht ein 34-Jähriger aus Heilbronn vor Gericht. Die Anklageschrift hat es in sich.

Seit Dienstag müssen sich zwei Männer vor dem Heilbronner Landgericht verantworten, unter anderem wegen 200 Kilogramm Crystal Meth, die vergangenen Oktober beschlagnahmt wurden.
Seit Dienstag müssen sich zwei Männer vor dem Heilbronner Landgericht verantworten, unter anderem wegen 200 Kilogramm Crystal Meth, die vergangenen Oktober beschlagnahmt wurden.  Foto: Lina Bihr

Der Sensationsfund von 200 Kilogramm Crystal Meth in Sinsheim im Oktober vergangenes Jahr hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Dabei handelt es sich um die bis dato größte sichergestellte Menge dieser Droge in Deutschland. Seit Dienstag müssen sich nun zwei angeklagte Männer vor dem Heilbronner Landgericht verantworten. Einer von ihnen kommt aus Heilbronn. Die Staatsanwaltschaft legt dem 34-Jährigen zur Last, „im Zeitraum von Mai 2021 bis Oktober 2022 in Binswangen, Sinsheim, Sindelfingen und Heilbronn mit Betäubungsmitteln Handel getrieben zu haben“. Auch wegen einem Betrugs- und zwei Geldwäschevorwürfen muss sich der Heilbronner vor dem Landgericht verantworten.

Für die Tat, die sich auf die 200 Kilogramm Crystal Meth bezieht, ist der Heilbronner gemeinschaftlich mit einem Mann aus dem Raum Sinsheim angeklagt. Die Anklageschrift hatte es in Sachen Umfang in sich: Fast eine halbe Stunde lang las die Staatsanwaltschaft daraus vor. Bei den übrigen Taten soll es um Kokain- und Marihuanahandel gehen. Zum Prozessauftakt wollen die beiden Tatverdächtigen keine Angaben machen, nachdem Thomas Berkner, Leitender Richter der 3. Großen Strafkammer, sie gefragt hatte.

Der Marktwert des gefundenen Crystal Meth liegt bei annähernd 20 Millionen Euro

Die Kriminalpolizei des Heilbronner Präsidiums zog die 200 Kilogramm Crystal Meth vor einem Laden für Shisha-Bedarf in einem Sinsheimer Gewerbegebiet aus dem Verkehr. Die Drogen sollen in Mexiko, gut versteckt in einer tonnenschweren Hydraulikpresse, auf ein Schiff gebracht worden sein. Im Hafen von Antwerpen wurde die Presse auf einen Sattelzug verladen, mit dem das Gerät in Sinsheim landete. 7,2 Millionen Konsumeinheiten hätte der Stoff ergeben. Marktwert: an die 20 Millionen Euro.

Bei einer für illegale Drogengeschäfte in Frankreich gegründeten Firma mit Sitz in Bordeaux sei von den beiden Angeklagten 202 Kilogramm Crystal Meth bestellt worden, sagte die Staatsanwältin. Der 34-jährige Heilbronner ist in der Vergangenheit mehrmals mit Rauschgiftdelikten aufgefallen. Es gab einige Vorverurteilungen, wie aus der Anklageschrift hervorging.

Fund von Crystal Meth: War der angeklagte Heilbronner eine echte Größe in Deutschlands Drogenszene?

Als ältestes von fünf Kindern habe er eine Vorbildfunktion gehabt, die er nicht erfüllen konnte, schilderte eine gerichtlich bestellte psychiatrische Sachverständige. In der Familie sah sich der Angeklagte als „schwarzes Schaf“. „Der Anfang vom Ende“ sei ein Verkehrsunfall 2010 gewesen, den der 34-Jährige wegen Sekundenschlafs verursacht haben soll und bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Seine Mutter und seine zwei Schwestern seien mit im Auto gewesen, aber glimpflich davongekommen. Der Angeklagte selbst habe seitdem körperliche Beschwerden. Um die 20 Mal habe er operiert werden müssen. Das Becken sei schief zusammengewachsen und die Schmerzen seien unerträglich gewesen. Zwischenzeitlich sei er abhängig von Schmerzmitteln gewesen.

Schuldgefühle wegen des Unfalls sollen den Angeklagten laut der Zeugin noch heute plagen. „Er hat das Gefühl, dass er vor dem Nichts steht.“ Seine Familie habe ihm ein Ultimatum gestellt: „Entweder wir oder Drogen und Kriminalität.“ Sechs Monate sei Ruhe gewesen, der Angeklagte arbeitete wieder in der Reinigungsfirma seines Vaters. „Dann ging es wieder los.“ Nach wie vor sind viele Fragen offen: Ist der angeklagte Heilbronner eine echte Größe in Deutschlands Drogenszene, oder hat er sich mit der Lieferung des Stoffs übernommen? Drohen dem Inhaftierten Gefahren durch Drogenbosse? Sechs weitere Termine sind bis zum 4. August angesetzt, insgesamt sind 39 Zeugen geladen.

 

 

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