Chef der Stadtreinigung: Heilbronn hat keine schmutzige Innenstadt
Das Betriebsamt der Stadt Heilbronn macht, was es personell leisten kann. Dennoch ist bei der Stadtreinigung noch Luft nach oben. Die Leerung der Abfallkörbe hat hohe Priorität. Die Angaben, wie oft in den Fußgängerzonen gereinigt wird, überraschen.

Klagen von Bürgerseite, dass Heilbronn eine schmutzige Stadt sei, hört man seit Jahren. Dieter Klenk, Leiter des Betriebsamts und somit Chef der Stadtreinigung, sieht das Problem differenzierter: "Heilbronn ist, was die Sauberkeit anbelangt, gut aufgestellt. Natürlich kann man immer mehr tun", sagte er in der Sitzung des Bauausschusses. Eine Schwachstelle sei jedoch die relativ dünne Personaldecke: "Vier zusätzliche Stadtreiniger wären nicht schlecht", griff er den Haushaltsberatungen schon einmal voraus. Sauber gehalten wird die Stadt derzeit von 39 Beschäftigten. Das Thema "Reinigung in der Innenstadt" hatte die SPD-Gemeinderatsfraktion in die Sitzung getragen.
Um 6 Uhr startet der erste Reinigungsdurchgang
Die Fußgängerzonen Fleiner Straße und Sülmerstraße werden nach den Worten von Klenk an sieben Tagen in der Wochen von zwei Mitarbeitern gereinigt. Morgens erfolgt ein erster Reinigungsdurchgang, bei dem der Müll an Brennpunkten aus der Nacht beseitigt wird. In der Zeit von 6 bis 7.30 Uhr stoßen zwei weitere Reinigungskräfte dazu. Zusätzlich fahren von Montag bis Freitag in den Morgenstunden zwei kleine Kehrmaschinen durch die Fußgängerzonen, und im Bereich der Kaiserstraße und bei den Haltestellen am Marktplatz ist zudem eine Großkehrmaschine im Einsatz.
Ein Dienstleister säubert die Windgasse
Zur Sauberhaltung der Fußgängerzonen und der nahen Innenstadt ergänzen ab 11.45 Uhr zwei weitere Mitarbeiter des Reinigungsbezirks sowie zwei Beschäftigte der Spätschicht das Team. Die Letztgenannten leeren an den Wochentagen bis 20.30 Uhr und samstags bis 18 Uhr in regelmäßigen Abständen die Mülleimer. Sonntags erfolgt zwischen 6 und 11 Uhr eine manuelle Reinigung. Besonders intensiv verschmutzte Flächen wie in der Windgasse werden durch einen Dienstleister wöchentlich gereinigt.
Das Reinigungskonzept hat viele Bausteine
"Das Leeren der Abfallkörbe ist eine wichtige Aufgabe der Stadtreinigung", spricht Dieter Klenk einen Baustein im Reinigungskonzept des Betriebsamts an. So stehen alleine in der Innenstadt rund 110 Abfallkörbe, die zwei bis drei Mal täglich geleert werden. Die Körbe in den Fußgängerzonen werden sogar, wie aus dem Abfallbericht hervorgeht, bis zu fünf Mal am Tag geleert. Die Unterflurcontainer, die ein Fassungsvermögen von einem Kubikmeter haben, werden drei Mal pro Woche abgesaugt.
In den vergangenen zwei Jahren hat das Betriebsamt im Bereich der Innenstadtreinigung unter anderem folgende Maßnahmen umgesetzt:
- To-go-Abfall: Acht mobile 240-Liter-Tonnen zur Erfassung des To-go-Mülls in besonders stark belasteten Bereichen wie an der Neckartreppe oder bei der Stadtgalerie aufgestellt.
- Aufklärung: Vor-Ort-Gespräche mit To-go-Verkäufern.
- Information: Verteilung von Flyern inklusive Sensibilisierung.
- Kirchenumfeld: Aufstellung von zwei mobilen Mülltonnen auf Wunsch des Dekanats im Umfeld der Kilianskirche.
- Abstände: Erhöhung der Kontrollintervalle in den Abendstunden.
Angehoben werden könnte der Sauberkeitsstandard in der Innenstadt unter anderem durch folgende Maßnahmen: Ausweitung der Arbeitszeiten, Erhöhung der Anzahl der Abfallkörbe, Nassreinigung der Flächen um die Müllkörbe, Entfernung von Aufklebern und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit.
Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) hat bis Mitte Mai 60 Anzeigen wegen illegalen Müllablagerungen, 60 Anzeigen wegen weggeworfenen Kleinabfällen und 17 Anzeigen wegen zu früh bereitgestellten beziehungsweise zu spät entfernten Behältern ausgestellt.
Die Müllmoral nimmt immer mehr an
"Viele Orte in der Stadt sind eine Sauerei", findet Rainer Hinderer klare Worte. Eine der großen Probleme ist für den SPD-Stadtrat, "dass da, wo Müll liegt, immer neuer hinzukommt". Wichtig ist ihm, dass schnellstmöglich gereinigt wird: "Im Umfeld von Containern wird der Müll nicht immer zeitnah beseitigt." Grünen-Stadträtin Angelika Hart sieht das Problem von einer anderen Warte: "Es gibt zu viel Verpackungs- und To-go-Müll." Ziel müsse sein, diese Art von Müll zu reduzieren. Für CDU-Stadträtin Susanne Schnepf hat eine saubere Stadt "oberste Priorität". Die CDU unterstütze das Betriebsamt bei allem, was gemacht werden müsse.
"Im Großen und Ganzen", hat Stadtrat Alfred Dagenbach (AfD) festgestellt, "ist die Innenstadt relativ sauber". Anders sehe es dagegen in den Außenbezirken der Innenstadt aus. Insgesamt aber leisteten die Reinigungskräfte gute Arbeit.
Raben-Attacke Eine ganz andere Blickrichtung nahm CDU-Stadtrat Albrecht Merkt ein: "Nicht nur die Menschen sorgen für Vermüllung, sondern auch die Raben, wenn sie die Müllbehälter plündern." Ein Müll-Brennpunkt ist für ihn der Jörg-Ratgeb-Platz in Sontheim. Mit einem nichtalltäglichen Vorschlag überraschte FDP-Stadtrat Gottfried Friz: "Können die Fußgängerzonen nicht ein Mal pro Jahr gekärchert werden?" "Das funktioniert nicht", reagierte in der Sitzung des Bauausschusses Dieter Klenk, Chef des städtischen Betriebsamts. Vom Wollhaus bis zum K 3 sei ein Mitarbeiter ein Jahr unterwegs. Zudem lägen die Kosten bei 300 000 Euro.
Für Bürgermeister Wilfried Hajek nimmt die Müllmoral immer mehr ab. Dass sich durch höhere Bußgelder etwas zum Besseren wenden könnte, glaubt er nicht: "Das bringt nichts." Michael Seher (AfD) war überrascht, dass im Land der Kehrwoche 40 Minuten über die Stadtreinigung diskutiert wird.