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"Desolater Zustand unserer Innenstadt" – Heilbronner Einzelhändler stellen Forderungen auf

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Eine Initiative von Heilbronner Einzelhändlern fordert die Verwaltung auf, sich stärker für die Innenstadt einzusetzen. In einem Brief schreiben die Händler von einer "besorgniserregenden Entwicklung".

Auch in der Kirchbrunnenstraße haben die Leerstände in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen.
Auch in der Kirchbrunnenstraße haben die Leerstände in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen.  Foto: Berger, Mario

Es ist ein Hilferuf der Einzelhändler und Gewerbetreibenden in der Heilbronner Innenstadt, und so ist der offene Brief an die Gemeinderäte auch überschrieben. Initiiert hat diesen Brief Petra Kern, Inhaberin des Modegeschäfts Viva in der Heilbronner Kirchbrunnenstraße.

Er wurde am 5. März den Mitgliedern des Gemeinderates und Kollegen zugeschickt. Sie spricht in dem Schreiben, das der Heilbronner Stimme vorliegt, von einer "besorgniserregenden Entwicklung", dem "schlechten Image der Innenstadt" und einer "existenziellen Bitte".


"Es besteht dringend Handlungsbedarf beim desolaten Zustand unserer Innenstadt mit dem extremen Frequenzverlust, den wir seit Jahren verkraften müssen", schreibt die Einzelhändlerin, die auch im Beirat der Stadtinitiative sitzt. Den Rückgang an Besuchern beziffert sie mit 30 bis 50 Prozent.

"Leerstände beängstigend": Händler, Gastronomen und Stadträte beraten sich im Heilbronner Insel-Hotel

Mit dem Brief hat Petra Kern offenbar den Nerv vieler Kollegen getroffen. Am 18. April fanden sich rund 80 Händler, Gastronomen und Stadträte im Insel-Hotel ein, um die Lage offen zu diskutieren.

"Für mich war es ein bewegender Abend", schildert Kern. Bei dem Treffen sei nicht nur die allgemeine Lage beraten worden, sondern es seien konkrete Vorschläge gemacht worden. So fordern die Händler die Einsetzung eines externen Stadtplaners. "Die Leerstände sind doch beängstigend", sagt Kern und fordert Oberbürgermeister Harry Mergel und Bürgermeister Martin Diepgen auf, die Probleme endlich anzuerkennen, zur Chefsache zu machen und zu handeln.

Entwicklung der Eppinger Innenstadt als Vorbild für Heilbronn?

Den Forderungen schlossen sich auch die zahlreichen anwesenden Stadträte an, die alle Parteien und Gruppierungen, die im Heilbronner Gemeinderat vertreten sind, repräsentierten. Die Räte versprachen zudem parteiübergreifend, das Thema zeitnah auf die Tagesordnung im Gemeinderat zu setzen.

"Die Teilnehmerzahl war überwältigend, jetzt müssen wir weiter an der Vernetzung arbeiten", betont Suse Zenth. Die Geschäftsführerin der Lilu-Kinderperle in der Sülmerstraße hatte Petra Kern im Vorfeld der Veranstaltung unterstützt. Auch im Nachgang hätten sich noch Interessenten gemeldet. "Jetzt müssen wir schauen, was wir schnell umsetzen können", so Zenth.

Sind kleinere Städte mit ihren Innenstädten besser dran? Einen Blick auf die Stadt Eppingen warf der dort ansässige Modehändler Oliver Spiess, der gegenüber der Heilbronner Stimme schon einmal die Eppinger Stadtverwaltung lobte. "Auch wir haben schwierige Zeiten mitgemacht", blickte der Unternehmer auf die Jahre zurück, als die Innenstadt umgebaut wurde. Doch die Gartenschau 2021 habe Eppingen sehr geholfen, betont Spiess. "Außerdem hat unser Oberbürgermeister sich mit viel Herzblut eingebracht und die Innenstadt zur Chefsache gemacht", lobt der Modehändler.

Entwicklung der Innenstadt: Heilbronner Händler fordern externen Städteplaner 

Auch deshalb seien die Händler derzeit sehr zufrieden. "Wir sehen, dass auch vermehrt Bürger aus Heilbronn zum Einkaufen zu uns kommen", betont Spiess. Die Konsequenz: Der Händler, der im vergangenen Jahr sein 25-jähriges Jubiläum in der Kraichgaustadt gefeiert hat, will sein Geschäft im Herbst erweitern.

Für Petra Kern zeigt das Beispiel, dass in Heilbronn dringend etwas passieren muss. Sie wirft der Stadtverwaltung vor, zu stark an der Peripherie auf dem Campus und im Ipai zu agieren. "Zum Überleben unserer Geschäfte brauchen wir dringend Empfangskultur und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt", betont die Einzelhändlerin. Dies müsse mit derselben Dynamik vorangetrieben werden wie auf dem Campus und Ipai. Hierfür fordern die Händler einen externen Städteplaner als Alternative zur GMA. Für den Kiliansplatz müsse eine große Lösung her, mit neuen Ideen und mehr Leben.

Zusätzlich sei eine Anlaufstelle für alle Geschäftsbetreiber nötig. "In der Stadt muss ein kompetenter Kümmerer her" betont Kern. Eine Forderung die bei den Kollegen auf fruchtbaren Boden fiel. Nach über drei Stunden Diskussion war allen klar, dass ein weiteres Treffen stattfinden soll. Bis dahin hoffen die Händler auch auf eine erste Reaktion der Stadtverwaltung. Ein weiter so, dürfe es jetzt nicht mehr geben, setzt Petra Kern hohe Ziele.

Anfang 2024 hatte sich Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel gegenüber der Heilbronner Stimme ausführlich zur Lage der Innenstadt geäußert

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Bernd Michael Burkhardt am 24.04.2024 16:17 Uhr

Eine vermüllte Stadt ist nicht attraktiv! Und das ist kein Vorwurf an die sehr engagierten Mitarbeiter der Stadtreinigung!
Ein erster Schritt hierbei könnte sein, dass die Stadt einmal alle Müllecken in der Innenstadt, aber auch darum herum, in Ordnung bringt. Insbesondere die Wilhelmstrasse und die Paulinenstrasse, aber auch weitere angrenzende Strassen fallen mir immer wieder unangenehm auf.
Hier könnte meines Erachtens auch das Ordnungsamt ordnend eingreifen, indem endlich die Verursacher von Müll ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden. Dann würde sich das wahrscheinlich bald ins Bessere änden.
Mein Weg in die Innenstadt führt über die Wilhelmstrasse. Ich begehe diese nur sehr ungern und kaufe in der Innenstadt nur im äußersten Notfall ein.
Aber auch in der Fußgängerzone herrscht ein Müllproblem. Von Verpackungen von Fastfood und Getränken bis hin zu "Millionen" von Zigarettenkippen ist Alles vertreten. Auch hier würde ich mir engmaschige Kontrollen der Verschmutzer wünschen.
Es kann doch nicht sein, dass das Abstrafen bußgeldbewehrter wilder Müllentsorgung nicht durchgesetzt werden kann. Einfach mal 14 Tage lang den ruhenden Verkehr "in Ruhe lassen" und sich mit voller Personalstärke auf das Müllproblem konzentrieren könnte meiner Meinung nach helfen.

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