Lehrer wegen sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener verurteilt
Der Mann war als Lehrer an einer Schule in Lauffen tätig, wo er vor allem zu einem elfjährigen Jungen ein sehr enges persönliches Verhältnis pflegte. Vor Gericht zeigt er sich reuig und gesteht die Taten. Das Urteil hat für ihn weitreichende persönliche Konsequenzen.

Wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und der Vergewaltigung eines Jungen hat das Amtsgericht Heilbronn am Dienstag (01.08.) einen Lehrer einer Lauffener Schule zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Die Taten liegen teilweise bis zu 15 Jahre zurück. Den jüngsten Übergriff beging er im vergangenen Jahr an einem seiner Schüler.
Der 49-Jährige zeigte sich von Verhandlungsbeginn an reuig. "Es tut mir mega leid", sagte er. Der deutsche Staatsbürger hat eine Therapie in Stuttgart begonnen und jede ehrenamtliche Tätigkeit im Jugendbereich eingestellt. Seinen Job als verbeamteter Lehrer ist er los, seine Pensionsansprüche ebenso. Darüber hinaus muss er je 5000 Euro an die Geschädigten bezahlen.
Angeklagter lebt noch immer bei seinen Eltern
Eine graumelierte Rastafrisur, die schwarz-graue Regenjacke behält der Angeklagte während der gesamten Verhandlung geschlossen. Wann er sein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg abgeschlossen hat, könne er nicht mehr sagen. Zuvor hat er nach dem Fachabitur eine Ausbildung zum Optiker gemacht. Wie lange er bereits an der Schule in Lauffen unterrichte, wisse er auf Anhieb auch nicht exakt anzugeben.
Im Landkreis Ludwigsburg lebt der Angeklagte noch immer bei seinen Eltern. Einzige Ausnahme war ein Jahr, in dem der 49-Jährige mit dem Rucksack auf Tour ging.
Elfjährigen im Unterricht bevorzugt
Im Schuljahr 2021/22 hat der Lehrer laut Staatsanwältin Bettina Jörg ein sehr enges persönliches Verhältnis zu einem damals elfjährigen Schüler aufgebaut. Im Unterricht habe er ihn bevorzugt behandelt. Darüber hinaus haben sich die beiden zu gemeinsamen Unternehmungen außerhalb der Schule getroffen. Der Lehrer baute ein besonderes Vertrauensverhältnis zu seinem Schüler auf.
Schüler stellte sich im Baumhaus aus Angst schlafend
Auch die Eltern vertrauten dem Angeklagten. So stimmten sie im Juni 2022 sogar einer Übernachtung in einem Baumhaus in Bietigheim-Bissingen zu. Dort nutzte der Beschuldige die Gelegenheit: Während die beiden nebeneinander lagen, berührte der Lehrer minutenlang die Genitalien des Schülers, der aus Angst so tat, als ob er schlief. "Die Türe war verschlossen und die Leiter eingeholt", so die Staatsanwältin. Zudem gab es im Baumhaus ein Messer und eine Machete, was das Kind zusätzlich verängstigte.
Taten liegen bis zu 15 Jahre zurück
Bereits 2011 hat der Angeklagte einen damals 16 Jahre alten Jugendlichen vergewaltigt, indem er für einen kurzen Augenblick Oralverkehr ausübte. Auch dieses Opfer stellte sich schlafend. 2008 oder 2009 hat sich der Beschuldigte zudem einem damals 13 Jahren alten Jugendlichen unsittlich genähert, indem er ihm auf das durch die Unterhose bedeckte Geschlechtsteil gefasst hat, so die Anklägerin. Auch hier stellte sich das Opfer schlafend.
Geständnis erspart Opfern die Aussage vor Gericht
Das Geständnis wirkte sich laut Richterin Elke Woll strafmildernd auf das Urteil aus. Weil es den Opfern erspart bliebe, vor Gericht aussagen zu müssen und sich womöglich einer neuerlichen Traumatisierung auszusetzen. Bis heute leiden sie unter den Taten des Lehrers. Wie die Mutter eines der Opfer schilderte, plagten ihren Sohn Schlafstörungen und Schuldgefühle.
Dennoch, so die Richterin, sei keinem damit gedient, wenn der Verurteilte jetzt ins Gefängnis geht. Seine Opfer fühlten sich vielleicht noch schlechter. Und die Sozialprognose des Beschuldigten würde bei einem Haftantritt eher ungünstiger ausfallen. Zumal er ohnehin "einen tollen Job mit auskömmlichen Verdienst" verliert. "Das ist jetzt perdu", so Richterin Woll.
Fallen ließ die Anklage den Vorwurf, Minderjährigen Marihuana zum Rauchen überlassen zu haben. Diesen Vorwurf wies der Beschuldigte nämlich zurück. Um den Sachverhalt aufzuklären, hätten die Opfer dann doch vor Gericht aussagen müssen. Das wollten Staatsanwältin und Gericht aber im Sinne des Opferschutzes möglichst vermeiden.
Keinen organisierten Kontakt mehr zu Jugendlichen
Bei seiner Einlassung vor dem Amtsgericht Heilbronn versicherte der wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen angeklagte Lehrer einer Schule in Lauffen, dass er sich künftig von Jugendlichen fernhalte. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Lehrer hatte der 49-Jahre alte Mann auch ehrenamtlich mit Jugendlichen zu tun. Etwa bei der Organisation von Freizeiten für einen Verein.
Kontakt mit Jugendlichen in einem organisierten Rahmen wird dem Verurteilten in Zukunft auch kaum mehr möglich sein. Vom Lehrerberuf ist er bereits suspendiert. Mit dem Urteil wird er entlassen. Auch im Ehrenamt wird er keinen Kontakt zu Jugendlichen mehr aufnehmen können, weil er dafür sein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen muss.