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Baugrube voller Wasser: Anwohner einer Baustelle in Frankenbach fürchten um ihre Sicherheit

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Eine Tiefgaragen-Baustelle für ein Mehrfamilienhausprojekt in Frankenbach läuft mit Wasser voll. Die Behörden verhängen einen Baustopp. Wie dramatisch ist die Lage?

Noch immer steht Wasser in der Baugrube in der Leintalstraße in Heilbronn-Frankenbach. Zur Stabilisierung werden nun Schroppen, vorne rechts im Bild, angeschüttet. Hinten ist der Turmdrehkran zu sehen.
Noch immer steht Wasser in der Baugrube in der Leintalstraße in Heilbronn-Frankenbach. Zur Stabilisierung werden nun Schroppen, vorne rechts im Bild, angeschüttet. Hinten ist der Turmdrehkran zu sehen.  Foto: Hoffmann, Adrian

Anwohner stehen vor der Baugrube in der Leintalstraße in Heilbronn-Frankenbach und trauen ihren Augen kaum. Dort, wo die Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses entstehen soll, befindet sich nun ein kleiner Baggersee. Grundwasser, wie Anwohner und der Geschäftsführer des zuständigen Immobilienunternehmens Decobau gleichermaßen sagen. Unternehmer Dietmar Demczenko stellt die Dinge weniger dramatisch dar als Nachbarn. Allerdings bestätigte die Stadtverwaltung Heilbronn am Montag: Bereits am 20. Juli ist ein Baustopp ausgesprochen worden.

Die Nachbarn fragen: Wie konnte eine Tiefgarage hier überhaupt genehmigt werden? Jeder hier in Frankenbach wisse, dass hier in unmittelbarer Nähe zum Leinbach besonders viel Wasser sei. Die Folge: "Je tiefer gegraben wurde, desto mehr Wasser kam", schildert ein direkter Nachbar des Projekts, der namentlich nicht genannt werden möchte.


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Nachbarn sorgen sich: Gehweg in der Leintalstraße droht abzusacken

Seitens des Baurechtsamts heißt es dazu: "Das Vorhaben wurde genehmigt, weil es den zu prüfenden öffentlich-rechtlichen Vorschriften entspricht." In der Nachbarbeteiligung zur Baugenehmigung seien keine Bedenken bezüglich der Grundwasser-Thematik vorgetragen worden.

Nachbarn fühlen sich auf ihrem Weg vor zur Leintalstraße eigenen Angaben nach nicht mehr sicher.
Nachbarn fühlen sich auf ihrem Weg vor zur Leintalstraße eigenen Angaben nach nicht mehr sicher.  Foto: Hoffmann, Adrian

Inzwischen droht der Gehweg an der Leintalstraße abzusacken, weshalb die Straße nach Leingarten an der Baustelle halbseitig gesperrt ist. Es wurde bereits Material aufgeschüttet, damit er nicht noch weiter absackt. Auch der kleine Gartenweg zum Haus von Nachbarn muss gestützt werden.

Unternehmer relativiert die Probleme an Baustelle in Frankenbach: Alles im Rahmen

Aus Sicht von Unternehmer Demczenko aus Korb bei Waiblingen sind das "Probleme, die es auf dem Bau immer gibt". Es sei alles im Rahmen und man bewege sich fast im Zeitplan. Demczenko gesteht aber ein: Mit so viel Grundwasser habe man nicht gerechnet. Zudem äußert er grundsätzliches Verständnis für klagende Nachbarn. Baulärm und Staub, das sei nicht erfreulich. Man sei mit dem Straßenverkehrsamt in Kontakt gewesen wegen des Gehwegs. Wichtig sei, dass halbseitig gesperrt wurde, bevor jemand dort zu Schaden komme.

Jetzt werde das Wasser abgepumpt, ebenfalls in Absprache mit den Behörden, und dann könne die Arbeit planmäßig fortgesetzt werden. Alleine der Verbau für die Baugrube für dieses Projekt sei bereits sehr kostspielig gewesen. Es sei alles zu 100 Prozent gesichert, so Demczenko. Die Baugrube werde in Kürze mit zusätzlichen Schroppen - also größeren Steinen - verfüllt, bevor die spätere Tiefgarage entstehe. Nach Angaben von Christian Netzlaff, Abteilungsleiter Baurecht beim Heilbronner Planungs- und Baurechtsamt, müssen Sicherungsmaßnahmen gemäß des geologischen Gutachtens durchgeführt werden. "Das ist zwingende Voraussetzung, um wieder eine Baufreigabe zu erhalten", sagt er.

Baustelle in Frankenbach: Nachbarin spricht von einem "Sommerkrimi"

Eine weitere Nachbarin, die namentlich nicht genannt werden möchte, spricht von ihrem persönlichen "Sommerkrimi". Es sei seit mehreren Wochen so, anfänglich sei Schlammwasser ungefiltert in die Kanalisation geleitet worden. Sie habe den Eindruck, die Ausführenden seien selbst mit der Situation überfordert. Sie halte es teilweise für gefährlich für Anwohner, man mache sich in der Nachbarschaft Sorgen um die Sicherheit. Nicht ohne Grund hätten viele Häuser in diesem Gebiet keine Keller - es sei schon immer Sumpfland gewesen.

Das Wasser wird aus der Grube gepumpt und in einem Container gefiltert, bevor es in die Kanalisation geleitet wird.
Das Wasser wird aus der Grube gepumpt und in einem Container gefiltert, bevor es in die Kanalisation geleitet wird.  Foto: Hoffmann, Adrian

Man müsse vielleicht mal den Mut haben und sich die Frage stellen, ob das wirklich das Richtige sei, was man hier plane, so die Nachbarin weiter. Sie wünsche dem zuständigen Bauunternehmen, dass es die Lage schnell unter Kontrolle bringt. Vertreter der Behörden sollten die Baustelle professionell begleiten, so ihre Haltung.

Sorgen um Standsicherheit eines Krans

Bei dem Großprojekt in der Frankenbacher Leintalstraße entstehen zwei Mehrfamilienhäuser mit zusammen 16 Wohnungen. Der Rohbau des hinteren Komplexes steht bereits. Bezahlbarer Wohnraum werde geschaffen, sagt Immobilienunternehmer Dietmar Demczenko. Es werde sehr schön werden, sobald die Arbeiten abgeschlossen seien.

Am Samstag (29. Juli) rückte auch noch die Feuerwehr an. "Besorgte Bürger hatten eine unterspülte Abstützung eines Turmdrehkrans bemerkt und ein Umstürzen befürchtet", teilte die Feuerwehr Heilbronn am Samstag mit. Da die Standsicherheit auf den ersten Blick nur schwer habe eingeschätzt werden können, seien Fachleute hinzugezogen worden. "Ein Prüfstatiker des Baurechtsamts sowie zwei Fachberater vom Technischen Hilfswerk gaben Entwarnung", hieß es. Ein weiterer Statiker des Bauvorhabens habe ebenfalls bestätigt, dass der Kran auf eigenen, bis zur Sohle der Baugrube betonierten Fundamenten "absolut standsicher" errichten worden sei.

 
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