In den letzten Jahrzehnten hat sich der Trend zur Spezialisierung und zur Ambulantisierung im Gesundheitswesen stark entwickelt. Mit der Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) für Chirurgie, Orthopädie und Gefäßchirurgie in der Heilbronner Happelstraße als „Klinik am Rathenauplatz GmbH“ will man das Geschäftsfeld der ambulanten Patientenversorgung der SLK-Kliniken erweitern. In der Klinik-GbR mit fünf Gesellschaftern und zwölf Betten wurden bislang rund 1000 Eingriffe im Jahr in drei OP-Sälen durchgeführt.
SLK will Klinik am Rathenauplatz in Heilbronn übernehmen
Die SLK-Kliniken übernehmen ab 2026 die Rathenauklinik in Heilbronn. Ziel ist der Ausbau der ambulanten Versorgung. Am Donnerstag entscheidet der Gemeinderat.
Der Verbund der SLK-Kliniken Heilbronn GmbH, der größte Gesundheitsdienstleister der Region Heilbronn-Franken, will sein Portfolio erweitern. Ab 2026 soll die private Klinik am Rathenauplatz ins Unternehmen eingegliedert werden.
Der Kreistag hat der Bildung einer Tochtergesellschaft zugestimmt, der Gemeinderat Heilbronn entscheidet in seiner Sitzung am Donnerstag, 23. Oktober, ab 14 Uhr im Rathaus.
SLK-Kliniken Heilbronn: Erweiterung als Antwort auf Krankenhausreform
„Das ist unsere Antwort auf die Krankenhausreform“, stellte Landrat Norbert Heuser fest. Schon seit Jahren gebe es eine enge Kooperation, zumal ein Großteil der Ärzte schon bei den SLK-Kliniken war, betonte deren Geschäftsführer Thomas Weber. „Wir wollen uns ganz gezielt und ganz bewusst im Bereich der ambulanten Versorgung einbringen.“
Kleine Häuser könnten die Krankenhausreform ab 2026 nur in Kooperation mit einem Vollversorgerkrankenhaus wie den SLK-Kliniken überleben, sind sich die Beteiligten sicher. Die Fallpauschalen, sogenannte „Hybrid-DRGs“ (Diagnosis Related Groups), werden von den Kassen finanziell gleichgestellt. „Man bekommt das gleiche Geld, ob man den Patienten ambulant oder stationär behandelt.“ Der Rückzug auf den rein stationären Bereich wäre für die SLK „fatal“, die ambulante Versorgung mache bereits jetzt zehn Prozent der Behandlungen aus.
Kliniken wollen Ärzte nicht ersetzen, aber Investoren die Stirn bieten
Gleichzeitig beruhigte Weber die niedergelassenen Ärzte, von denen auch einige im Kreistag vertreten sind. „Unser Kerngeschäft bleibt die Krankenhausversorgung.“ Man wolle aber den „privaten Investoren nicht das Feld überlassen, die auf den Markt drängen und Arztsitze aufkaufen“.
Die wirtschaftlich erfolgreiche und von Patienten positiv bewertete Rathenauklinik bleibt als hundertprozentige Tochtergesellschaft der SLK eigenständig. Die Arztsitze werden nicht „verkauft“, sondern werden von den Ärzten selbst in die neue GmbH eingebracht, die sich wiederum verpflichten müssen, noch mindestens drei Jahre angestellt auf ihrem Sitz weiterzuarbeiten. Derzeit hat die SLK 13 Kassenarztsitze in sieben Fachrichtungen an vier Standorten inne, was auch zu vehementer Kritik geführt hat.
Ärzte im Kreistag üben Kritik an der Kassenärztlichen Vereinigung
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) habe bei der Übernahme „kein Mitspracherecht“, betonte Weber. „Wenn die KV uns nicht unterstützt, muss regional gehandelt werden“, sagte Kreisrätin Brigitte Wolf (Grüne). Dies sah auch der Eppinger Kreisrat, Arzt und Landtagsabgeordneten Michael Preusch so: „Wir strukturieren uns seit zehn Jahren um. Die Verwaltung des Mangels müssen wir nun nutzen, um die Versorgung sicher zu stellen.“
Im nördlichen Landkreis Heilbronn seien derzeit 14,5 Hausarztsitze nicht besetzt, in Heilbronn und dem südlichen Landkreis seien es 60, nannte Preusch aktuelle Zahlen. Dennoch spricht die KV von einer „guten Versorgung“.
Kein Bieterwettbewerb – SLK kauft sich in Klinik am Rathenauplatz ein
Für die Übernahme der Klinik am Rathenauplatz habe es keinen Bieterwettbewerb gegeben. „Den würden wir immer verlieren“, so Geschäftsführer Weber. Man habe einen „wirtschaftlichen Preis“ geboten. Angesichts des Defizits der Kliniken, Landrat Heuser nannte eine Milliarde Euro in ganz Baden-Württemberg, sei dies ein Gebot der Vernunft.
Peter Trunzer (SPD) betonte, dass man den Einstieg in die ambulante Versorgung schon lange gefordert habe. Auch Florian Vollert (Linke) meinte: Die öffentliche Hand, nicht private Investoren, sollen zum Zug kommen.

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