Noch gibt es genügend Ärzte
Die Versorgung in Stadt und Landkreis ist gut. Aber die Altersstruktur gibt Anlass zur Sorge. Kinderärzte werden sogar aus dem Umland aufgesucht.

Die Kommunale Gesundheitskonferenz im Landkreis Heilbronn hat sich nach der Corona-Pause wieder zusammengesetzt. Laut Susanne Nehls vom Gesundheitsamt des Landkreises gibt es zwei Schwerpunkte: Die Arbeitsgruppe „Medizinische Versorgung“ will mit einer Umfrage unter der Ärzteschaft den Ist-Stand genau ermitteln. Eine Entlastung wäre bei der Bürokratie und der Kommunikation mit Fachärzten gewünscht.
Grundsätzlich sei die Versorgung in Stadt und Landkreis gut. Gnoth präsentierte hier Zahlen. Der hausärztliche Versorgungsgrad im Mittelbereich Neckarsulm, der bis Jagsthausen und Roigheim reicht, liege bei 95,6 Prozent. Im Mittelbereich Heilbronn, der von der Stadt bis nach Eppingen geht, ist der Wert mit 87,4 Prozent etwas niedriger.
Hausärzte werden gesucht, bei Augenärzten ist die Niederlassung „gesperrt“
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Gewinnung junger Ärztinnen und Ärzte und die Nachfolge-Suche. Landrat Norbert Heuser freute sich, weil er die Aufnahme einer vierten Stipendiatin ins Landarzt-Modell bekannt geben konnte. Wie Sven Gnoth von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) in seinem Vortrag feststellte, gibt dennoch vor allem die Altersstruktur Anlass zur Sorge.
Niederlassungsmöglichkeiten gibt es im Bereich Neckarsulm für zehn Hausärzte, im Raum Heilbronn sind es sogar 50. Bei den Fachärzten sind einige Richtungen „gesperrt“, das heißt, hier dürfen sich im Landkreis keine neuen Arztpraxen ansiedeln, weil der Versorgungsgrad sogar über 110 Prozent liegt. Dies gilt für die Urologie, Augenärzte sowie Chirurgie und Orthopädie.
Subjektiver Mangel bei Kinderärzten? Versorgung liegt bei über 100 Prozent.
Laut Berechnung der KVBW liegt selbst bei den Kinderärzten, wo subjektiv ein großer Mangel besteht, die Versorgung bei über 100 Prozent. Dazu kommt, dass aus der Stadt Heilbronn und Nachbarkreisen die Kinderärzte im Landkreis in Anspruch genommen werden. 1,5 Arztsitze wären im Landkreis noch zu besetzen, in der Psychotherapie sind dies 3,5.
Sorge bereitet die Altersstruktur. 36 Prozent der Hausärzte sind über 60 Jahre und älter, oder anders ausgedrückt: Fast 100 Hausärzte im Landkreis gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand und suchen eine Nachfolge. Bei vielen Facharzt-Praxen wie zum Beispiel den Hautärzten sieht es noch schlechter aus: Hier haben mehr als die Hälfte die 60 Jahre schon überschritten.
Vergleichsweise jung sind die Kinder- und Frauenärzte. Die Medizin wird auch weiblicher, stellte Gnoth fest: Mittlerweile sind die Hälfte der Ärzteschaft Frauen. Gleichzeit steigt der Trend zur Teilzeit: Nur noch 63,3 Prozent arbeiten auf einer vollen Stelle.
Notfall-Versorgung soll mit Zentren an den Kliniken Plattenwald und Heilbronn neu aufgestellt werden
Diskutiert wurde im Kreistag die Möglichkeit eines Integrierten Notfallzentrums. Die CDU stellte, wie in ähnlicher Weise schon die SPD schon im Jahr 2024, den Antrag, die Einrichtung eines solchen in den Kliniken Plattenwald und Heilbronn zu prüfen.
Die gemeinschaftlich von niedergelassenen Ärzten und Kliniken betriebenen Zentren werden von der neuen Bundesregierung in einer Notfallreform propagiert. Allerdings, stellte der Eppinger Arzt Dr. Michael Preusch (CDU) fest, müsse geklärt werden, „wie die zukünftige Versorgung von Patientinnen und Patienten über einen gemeinsamen Tresen an den Standorten Klinikum Heilbronn und Klinikum Plattenwald aussehen soll“.
Dem stimmte Dr. Michael Mühlschlegel (FDP) zu. Der Lauffener Arzt forderte „klare Zuständigkeiten. Die niedergelassenen Ärzte werden sich keinem Chefarzt unterordnen. Das muss geregelt werden, sonst ist der Streit vorprogrammiert.“
Auch die Reha- und Kurkliniken sollten in die Konzeption einbezogen werden, forderte Klaus Ries-Müller (ÖDP) aus Bad Rappenau. Da passte es gut, dass der Oberbürgermeister der Kurstadt Sebastian Frei als stellvertretendes Mitglied in den Aufsichtsrat der SLK-Kliniken nachrückt anstelle von Jutta Layher (beide CDU).


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