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Was plant SLK? Ärzte kritisieren Vorgehen bei Praxisübernahme

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Der Klinikverbund dringt mit der Übernahme einer Praxis weit in den ambulanten Sektor vor. "Wir wussten von nichts" sagt Jan Bachmann, Sprecher der Orthopäden in der Region.

Eine orthopädische Praxis aus Brackenheim soll unter das SLK-Dach.
Foto: Blass
Eine orthopädische Praxis aus Brackenheim soll unter das SLK-Dach. Foto: Blass  Foto: Blass, Valerie

Darf die SLK-Kliniken GmbH die Praxis zweier niedergelassener Orthopäden aus Brackenheim und Lauffen übernehmen und die zugehörigen vier Kassenarzt-Sitze in ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) unter dem Dach des Klinikverbunds überführen? Darüber soll am heutigen Mittwoch der Zulassungsausschuss für die ärztliche Versorgung entscheiden. Die Zustimmung gilt als Formsache - der Unmut in der Branche über den Vorgang ist groß.

Übernahme einer orthopädisch-chirurgischen Praxis durch SLK-Kliniken: Es gab wohl andere Interessenten

"Niemand wusste etwas davon, wir haben aus der Zeitung erfahren, dass die Sitze an SLK verkauft werden sollen", sagt Jan Bachmann, Heilbronner Orthopäde und Sprecher der Gruppe in der Region. Zwar freue man sich persönlich für die Kollegen Rainer Tischer und Dietmar Golter, dass diese eine Nachfolgeregelung für ihre Praxis gefunden hätten. Gleichzeitig sei es "schade, dass niemand den Dialog mit uns gesucht hat", formuliert Bachmann diplomatisch.

Andere aus der Branche werden deutlicher. Sie kritisieren, dass die ambulanten Sitze nicht im ambulanten Bereich, also anderen niedergelassenen Ärzten, angeboten worden seien. Nach Stimme-Informationen hätten sich mehrere größere Praxen in der Region dafür interessiert, zumindest einen Teil der Sitze zu übernehmen. "Aber wir wussten von nichts", bestätigt ein anderer Facharzt unserer Redaktion.

Die Trennung zwischen Praxis und Krankenhaus existiert aus gutem Grund, sagen einige

Dabei ist im deutschen Gesundheitswesen bislang eigentlich eine Trennung zwischen ambulantem und stationärem Sektor (dem Krankenhaus) vorgesehen. Diese Trennung halten viele auch für sinnvoll, unter anderem, um zu vermeiden, dass Patienten unnötig operiert werden. Denn große Eingriffe, zum Beispiel an Hüfte oder Knie, sind die Geldbringer in der Orthopädie. Die konservative, also nicht operative Therapie, zum Beispiel bei Rückenschmerzen, ist dagegen oft aufwendig, langwierig und wird eher gering vergütet.

Sollen Patienten in "die Klinik geschleust" werden?

"Wir hoffen und erwarten, dass das MVZ sich weiter wie bisher an der orthopädisch/unfallchirurgischen Versorgung einschließlich der konservativen Therapie beteiligt", sagt Bachmann. Es dürfe nicht dazu genutzt werden, Patienten in die SLK-Kliniken zu schleusen und "OPs abzuziehen". Ein anderer Arzt, der anonym bleiben möchte, sagt: "In meinen Augen verschlechtert sich dadurch die Versorgung." Michael Clarius, Chefarzt der Bad Rappenauer Vulpius-Klinik, hatte in der vergangenen Woche ähnliche Bedenken vorgebracht und gesagt, er halte den deutschen "Facharztfilter" für wichtig und richtig. Dieser verhindere, dass Patienten in einer Klinik operiert werden, bevor sie konservativ austherapiert sind.

Bachmann äußert eine weitere Sorge: Wenn das MVZ durch Klinikärzte aufgefüllt werde, fehlten diese womöglich in der Klinik. Schon jetzt fielen immer wieder Operationen wegen Personalmangel aus.

Keine Auskunft zur Tagesordnung des Zulassungsausschusses

Die beiden Praxisinhaber wollten sich vor der Entscheidung nicht in der Öffentlichkeit äußern. Keinerlei Auskunft gibt es zur Tagesordnung des Zulassungsausschusses. Das Gremium tage nicht öffentlich, sagt ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBW) auf Anfrage. Gegenüber der Presse gebe es keine Auskünfte.

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