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„Wie eine Stadt“
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Hinter den Kulissen: So funktioniert das SLK-Klinikum Heilbronn

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Eine Klinik ist wie eine Stadt, heißt es. Was das bedeutet, kann man auf Ebene zwei und drei des Klinikums Heilbronn beobachten. Logistik und Versorgung werden dort abgewickelt.


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Langsam öffnet sich das deckenhohe Tor aus Metall. Eine Elektro-Zugmaschine, an der mehrere Wagen hängen, fährt hindurch, danach schließt es langsam wieder. Rein kommt hier nur, wer einen Chip besitzt. Die Küche am Heilbronner SLK-Klinikum am Gesundbrunnen ist ein Hochsicherheitstrakt. „Unbefugte haben keinen Zutritt. Das dient der Gefahrenabwehr“, sagt Gastronomie-Leiter Philipp Ramminger. 

Hinter den Kulissen im SLK Klinikum Heilbronn: „Eine Klinik ist wie eine kleine Stadt“

„Eine Klinik ist wie eine kleine Stadt“, heißt es in der Branche. Wie das gemeint ist, versteht, wer sich auf Ebene zwei und drei des neuen Großklinikums die Bereiche Logistik und Versorgung anschaut. Patienten kommen nicht rein, hier laufen still und unbemerkt die Prozesse, die es braucht, um den täglichen Klinikbetrieb auf den Ebenen darüber aufrecht zu erhalten.


Es gibt Wagen-Bahnhöfe für Dutzende Essenswagen, Mini-Lkw, die im Minutentakt durch die Gänge fahren und lange Reihen von Kisten hinter sich herziehen. Es gibt ein Kleiderkarussell mit Tausenden Stücken von Dienstkleidung für die rund 3500 Mitarbeiter des Klinikums.

2500 Klinik-Essen pro Tag werden am SLK-Standort Gesundbrunnen ausgegeben

Dreimal täglich verlassen etwa 850 Mahlzeiten den Küchentrakt, 2500 Essen, die an die Patienten des größten Hauses im SLK-Verbund ausgeliefert werden. Da darf nichts schiefgehen, der Bereich Speisenversorgung ist im Vergleich zum alten Klinikum sicherheitstechnisch hochgerüstet. Wer ins Innerste, die Essensausgabe, will, muss Haarnetz und knielangen Kittel überziehen und sich einschleusen: Die Schuhe werden desinfiziert, die Hände bis zu den Armen auch, erst dann öffnet sich das Drehkreuz am Durchgang zur Küche.

Drei Kliniken umfasst der kommunale SLK-Verbund. Gekocht für alle Häuser wird in der Klinik Löwenstein. Zwei LKW pendeln zwischen den Standorten hin und her. Sie liefern aus Löwenstein vorgekochtes Essen an, das am Gesundbrunnen portioniert und fertig gegart wird. Die kalten Komponenten wie Gemüse oder Brötchen bekommen die einzelnen Häuser direkt von den Lieferanten. SLK setzt nach eigenen Angaben stark auf regionale Produkte. 

Schichtbeginn in Heilbronn: Mitarbeiter ab 5.40 Uhr in der Klinik-Küche

Um kurz nach 13 Uhr stehen Frauen rechts und links eines langen Förderbands und richten Essenstabletts für das Abendessen. Konzentration ist gefragt. Auf ein Tablett kommen Graubrot und Wurst, auf das nächste zwei Scheiben Vollkornbrot mit Käse, dann wieder nur Toastbrot und ein Stück Frischkäse mit Gurkenscheiben.

In der Klinik Löwenstein wird vorgekocht und das Essen dann in solchen Beuteln angeliefert. Vor Ort wird es portioniert und fertig gegart.
In der Klinik Löwenstein wird vorgekocht und das Essen dann in solchen Beuteln angeliefert. Vor Ort wird es portioniert und fertig gegart.  Foto: Kunz Christiana

Wer was bekommt, sagt den Mitarbeiterinnen ein schmaler Zettel, der auf jedem Tablett liegt. Seit SLK 2022 damit begonnen hat, die Speisenversorgung umzustellen, sei es gelungen, die Menge an weggeworfenem Essen von rund 300 Kilo pro Tag deutlich zu reduzieren, erzählt Stephanie Haußmann. Sie ist Geschäftsführerin der SLK Service GmbH, die für die sogenannten tertiären Bereiche im Krankenhaus zuständig ist. Rund 20 Laib Brot pro Tag werden gespart, denn jeder Patient wird vorher gefragt, was und wie viel er essen will. Die Menge an Wurst hat sich um rund 7 Kilo reduziert. Insgesamt bedeutet das Einsparungen von rund 35.000 Euro pro Jahr, sagt Philipp Ramminger. „Und trotzdem wird jeder satt.“

Schmutziges OP-Besteck wird gereinigt, gescannt und zurückgeschickt

Ein paar Meter weiter weist ein Schild in Richtung AEMP, das ist die Abkürzung für die „Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte“, früher hieß der Bereich Zentral-Sterilisation. Hier kommen täglich Dutzende schmutzige Siebe mit OP-Besteck an, werden auseinandergenommen, gereinigt, sterilisiert und wieder bedarfsgerecht zusammengesetzt. Dabei wird genau registriert, was in welcher Charge enthalten ist.

Im Kleiderkarussell holen sich Mitarbeiter ihre Dienstkleidung an. Neue Kleidung gibt es erst, wenn die alte zur Aufbereitung abgegeben wird. Waschen, bügeln und wieder einsortieren dauert zwei Tage.
Im Kleiderkarussell holen sich Mitarbeiter ihre Dienstkleidung an. Neue Kleidung gibt es erst, wenn die alte zur Aufbereitung abgegeben wird. Waschen, bügeln und wieder einsortieren dauert zwei Tage.  Foto: Kunz, Christiana

Auch das ist sicherheitsrelevant. Denn so lassen sich zum Beispiel mögliche Hygienemängel zurückverfolgen, verunreinigtes OP-Besteck ist ein großes Risiko für Patienten. Eine Katastrophe wäre es auch, wenn während der OP ein Teil aus dem Sieb in der Wunde vergessen wird. Auch zu solchen Vorfällen kommt es immer wieder in deutschen Krankenhäusern, deshalb wird jedes noch so kleine Teil detailliert erfasst.  

7200 Stücke Krankenhauskleidung werden über das Kleiderkarussell ausgegeben

Frisch riecht es im so genannten Kleiderkreisel. Ordentlich gebügelt hängen hier 7200 Stücke Krankenhauskleidung an vier großen Karussells. Sie beginnen sich zu drehen, wenn Mitarbeiter auf der anderen Seite ihre Karte scannen und damit neue Kleidung anfordern. Grün ist OP-Kleidung, orange wird vom Reinigungspersonal getragen, brombeer ist die Farbe der Versorgungsmitarbeiter, türkis steht für die Küche. In der Regel drei Garnituren, in manchen Bereichen auch fünf, stehen pro Mitarbeiter zur Verfügung. Es gilt: Neue Kleidung gibt es erst, wenn die alte zur Aufbereitung abgegeben wird. Waschen, bügeln und wieder einsortieren dauert zwei Tage.   

Täglich beliefert das Logistik-Team etwa 100 Bereiche im Haus mit bis zu 50 Versorgungswagen, entsorgt zehn Kubikmeter Abfall, bringt 40 Apothekenwagen auf die Stationen.
Täglich beliefert das Logistik-Team etwa 100 Bereiche im Haus mit bis zu 50 Versorgungswagen, entsorgt zehn Kubikmeter Abfall, bringt 40 Apothekenwagen auf die Stationen.  Foto: Kunz, Christiana

Täglich beliefern die Männer und Frauen der Logistik etwa 100 Bereiche im Haus

„Die Klinik ist wie eine Stadt“, bekräftigt Roman Depta. Der omnipräsente Teamleiter Logistik ist wohl eine der bekanntesten Personen am Gesundbrunnen. Ohne ihn und sein Team ginge hier nichts. „Was wir machen, sieht der Patient nicht“, sagt er gut gelaunt. Täglich beliefert seine Mannschaft etwa 100 Bereiche im Haus mit bis zu 50 Versorgungswagen, entsorgt zehn Kubikmeter Abfall, bringt 40 Apothekenwagen auf die Stationen. Vom Zentrallager am Gesundbrunnen werden alle drei Standorte, also auch die Kliniken in Löwenstein und Bad Friedrichshall, mit Gebrauchsgegenständen beliefert: Schnullis für Neugeborene, Mülleimer für Patientenzimmer, Verbandsmaterial. „Da muss alles zeitlich passen, die Schnittstellen müssen aufeinander abgestimmt sein“, sagt Depta.

Mit GPS-Daten werden die kürzesten Wege für Patiententransporte berechnet

Der Patiententransport fällt auch in seine Zuständigkeit. 50 Mitarbeiter sind jeden Tag für rund 300 Patiententransporte durch das Klinikum zuständig, laufen dabei 15.000 bis 20.000 Schritte. Das System sei GPS-basiert und eine große Verbesserung zur Zettelwirtschaft im Altbau, sagt er. Es berechne selbstständig, welcher Mitarbeiter am besten für welchen Transport eingesetzt wird, so werden die Wege kurz gehalten.   

Das warme Essen kommt vorgekocht aus Löwenstein. Die kalten Komponenten werden direkt an die drei Standorte ausgeliefert.
Das warme Essen kommt vorgekocht aus Löwenstein. Die kalten Komponenten werden direkt an die drei Standorte ausgeliefert.  Foto: Kunz, Christiana

Schon am frühen Nachmittag wird das Abendessen losgeschickt  

Inzwischen ist es nach 15 Uhr, das Schichtende für die Mitarbeiter in der Küche naht. Warum gibt es im Krankenhaus so früh Abendessen? Auch das habe mit Arbeitsorganisation und Logistik zu tun, erklärt Stephanie Haußmann. Die ersten Mitarbeiter in der Küche fangen um 5.40 Uhr an, damit das Frühstück ab 7 Uhr auf den Stationen ist, dann müssen die Wagen zurückgeholt und gereinigt werden, bevor das Mittagessen auf den Weg geschickt wird.

Das Abendessen wird kurz nach Mittag auf den Weg gebracht und am frühen Nachmittag auf die Stationen geliefert. Dann ist in der Küche Schichtende. „Zum Essen haben die Patienten abends aber viel Zeit“, sagt Haußmann. Mit Schichtbeginn am nächsten Morgen beginnt der Kreislauf von Neuem. 


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