Wie das SLK-Klinikum funktioniert: Leser erleben Betrieb im Gesundbrunnen live
Labor, Strahlentherapie, Schockraum: Stimme-Leser verbringen spannende Stunden am größten Haus im SLK-Verbund, dem Gesundbrunnen in Heilbronn.
Ein Krankenhaus ist wie eine kleine Stadt: Es schläft nie, verfügt über eigene Versorgungsstrukturen, die Organisation aus verschiedenen Abteilungen, Regeln und Abläufen ist vielschichtig und komplex – und Dutzende Berufsgruppen arbeiten dort zusammen.
Stimme-Leser zu Besuch im Heilbronner Großklinikum am Gesundbrunnen
Eine Idee davon, wie das Großklinikum am Gesundbrunnen tickt, bekamen jetzt 13 Stimme-Leser im Rahmen des Lesersommers. Sie hatten fast zwei Stunden lang exklusiv Einblick in Bereiche, in die sonst kein Patient und kein Besucher kommt, wie die Versorgungsgänge im Untergeschoss oder das nagelneue, große Labor. "Das war sehr beeindruckend", lautet danach das einhellige Fazit.
Jeder der Teilnehmer kennt den Gesundbrunnen – ob als Patient oder Besucher. Noch für viele ungewohnt ist der neue Haupteingang, der mit dem Bezug des letzten Neubau-Abschnitts Ende Juni ein paar Meter in Richtung Kinderklinik gerückt ist. "Wir sind mit dem Bus gekommen und mussten uns erstmal orientieren", sagt Irmgard Grüner aus Heilbronn. Ein blau-rot-weißer Schriftzug weist nun gut sichtbar auf die neue Zugangsachse zum Klinikum hin. Davor erwarteten SLK-Direktorin Melanie Junge, der Ärztliche Direktor Wolfgang Linhart und Pressesprecher Mathias Burkhardt die Gruppe.
SLK-Klinikum in Heilbronn: Erster Bauabschnitt des Neubaus ist 2017 in Betrieb gegangen
Nachdem der erste Bauabschnitt bereits 2017 in Betrieb gegangen war, sind nun die restlichen sechs medizinischen Abteilungen und weitere Bereiche vom Altbau in das hochmoderne medizinische Zentrum gezogen, das für 194 Millionen Euro direkt neben dem alten Klinkerbau aus dem Jahr 1989 errichtet wurde. Die Gesamtkosten für das gigantische Infrastrukturprojekt belaufen sich auf insgesamt 430 Millionen Euro.
Dafür ist nun alles neu, hell, weitläufig, in der Eingangshalle können sich die Gäste selbst ein Bild davon machen. Über einen langen Gang geht es weiter, vorbei an auffälligen Kunstwerken - ein Rennrad, das im Innenhof in einem Stahlrohrring hoch in der Luft schwebt, die Installation stammt vom Schweizer Künstler Roman Signer. Am Ende des Gangs hat der Tübinger Künstler Anselm Reyle Graffiti in grellbunten Farben auf die Wand gebracht. Manche hätten sich zunächst schon ob der für ein Krankenhaus eher ungewöhnlichen Kunst gewundert, sagt Linhart. Aber schließlich versprühten die Farben Leichtigkeit und Freude.
Besuch in der Heilbronner SLK-Notaufnahme: Im Schockraum wird klar nach Standards gearbeitet
Die Unfallchirurgie ist die medizinische Heimat von Linhart. Er nimmt die Leser mit in die Zentrale Notaufnahme, dorthin, wo Schwerverletzte und Liegendkranke mit dem Rettungswagen ankommen. Die beiden baugleichen Schockräume sind vollgepackt mit Medizintechnik und Verbandszeug. Sobald ein Patient hereingebracht wird, drückt jemand die Stoppuhr, denn jetzt muss es schnell gehen. Deshalb hat auch alles seinen Platz. Am Boden markieren rote Punkte, wo jeder Arzt und jede Pflegekraft zu stehen hat. Die Abläufe seien genau festgelegt, erklärt Linhart: "Das ist ein Standardkonzept, das quasi weltweit gilt, denn es zählt jede Minute."
"Wo genau ist denn nun der Eingang für die Notaufnahme?", fragt eine Besucherin. Linhart erklärt, dass "Fußgänger" in der Regel über den Haupteingang kommen und dann der Beschilderung folgen - so gehen sie abends und am Wochenende direkt vorbei am Tresen des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Das Personal dort klärt, in welcher Versorgungsebene der Patient behandelt werden muss. Denn dass Patienten in die Notaufnahme kommen, die dort überversorgt sind, ist ein Standardproblem. Mit der Krankenhausreform sollen die beiden Bereiche - ambulante und stationäre Versorgung - noch besser verzahnt werden, um das System effizienter zu machen.
Im Heilbronner SLK-Labor kommen im Minutentakt Probenröhrchen an
Eine Rohrpost nach der anderen gefüllt mit Teströhrchen kommt im Labor an, während Professorin Tatjana Eigenbrod, die Chefin hier, erklärt: 2000 bis 2500 Röhrchen mit Proben werden pro Tag im SLK-Verbund untersucht. "Eine ganze Menge, deshalb ist bei uns auch alles stark automatisiert." Vor allem morgens sei viel zu tun, wenn um 8 Uhr auf den Stationen Blut abgenommen wird. Im Bereich Strahlentherapie von Professor Marc Bischof stehen zwei nagelneue Linearbeschleuniger, sie gehören zu den modernsten Systemen im Land, wie Bischof sagt. Oberarzt Dr. Vinzent Hankel erklärt, dass diese Technik wesentlich präzisere und schonendere Bestrahlung von Tumorpatienten möglich macht.
In der Neurologie werden von Professor Christian Opherk medizinische Fragen geklärt, zum Beispiel über die Nervenkrankheit Karpaltunnelsyndrom oder der Behandlung von Kopfschmerzen. Dann geht es noch ins Untergeschoss, über das die Kliniklogistik abgewickelt wird. Hier hat normalerweise kein Externer Zugang. "Achtung", sagt Mathias Burkhardt und schickt die Gäste auf den grellgelben Fußgängerstreifen. Gleich könnte ein Versorgungswagen um die Ecke kommen.