Aus für Modehaus Palm nach 220 Jahren – Geschäftsführer zieht Fazit
Beim Modehaus Palm in der Fleiner Straße endet am Samstag der Schlussverkauf. Der Chef äußert sich zum Aus – und sagt, wie es für ihn und die Immobilie in Heilbronn weitergeht.

Das Erdgeschoss im markanten Gebäude in der Fleinerstraße gleicht einer gut besuchten Baustelle. Die restlichen Bestände des traditionsreichen Heilbronner Modehauses Palm konzentrieren sich auf rund die Hälfte der Fläche. Im zweiten Obergeschoss gibt es noch einige Stücke des Mobiliars zu kaufen. Der Zustrom der Besucher ist gut, die Rabatte mit bis zu 70 Prozent ebenso.
„Mit dem Schlussverkauf sind wir zufrieden“, sagt Axel Palm. Rund 95 Prozent der Bekleidungsstücke sind verkauft, beim angebotenen Mobilar geht der Palm-Geschäftsführer von rund 80 Prozent aus. Deshalb wird Palm den Ausverkauf auch am Samstag beenden. Ursprünglich wollte das Unternehmen zum Ende des Monats endgültig schließen. „Vielleicht machen wir nächste Woche nochmal einen oder zwei Tage auf, aber das entscheiden wir kurzfristig“, betont der 38-Jährige.
Schlussverkauf bei Palm in Heilbronn – Zukunft der Immobilie ist offen
Mit dem endgültigen Ende des 220 Jahre alten Modehauses will sich der 38-Jährige dagegen eigentlich noch gar nicht beschäftigen. „Das ist sicherlich für die ganze Familie ein enormer Einschnitt, aber ich bin noch so stark im Alltag verwurzelt. Es muss alles funktionieren“, sagt Axel Palm nüchtern und ergänzt: „Man kommt eigentlich gar nicht zum Nachdenken, aber das passiert dann, wenn wir das Haus ausräumen.“
Das Haus ist die 2500 Quadratmeter große Handelsfläche in der Fleiner Straße im Herzen der Stadt, dass es für alle Heilbronner immer gegeben hat. Nun ist Schluss damit und die Zukunft der Immobilie, die im Familienbesitz ist, ist nach wie vor offen. „Wir versuchen, das Haus so schnell wie möglich leerzuräumen. Was dann passiert, können wir jetzt noch nicht sagen“, so Axel Palm.
Heilbronner Palm-Gebäude in Spitzenlage auf dem Immobilienmarkt
Das Gebäude wird derzeit angeboten, doch die Vermarktung von Handelsimmobilien ist nicht einfach in diesen Zeiten. „Die Handelskonzepte scheinen noch kein großes Interesse zu haben, in Heilbronn zu investieren“, sagt Palm offen. Dabei hat die Zukunft des Gebäudes in 1A-Lage auch Auswirkungen auf die ganze Stadt.
Wenige Meter weiter steht das Wollhauszentrum, das auf den Umbau wartet. Gegenüber liegt die gerettete Galeria Kaufhof-Filiale und 2028 laufen die Verträge mit den Mietern in der unmittelbar benachbarten Stadtgalerie aus.
Unsichere Zukunft für Geschäfte in der Fleiner Straße in Heilbronn
„Wie schafft man es, etwas Neues anzusiedeln? Das sind die offenen Fragen beim Einzelhandel in der Innenstadt“, betont Palm, der bis zuletzt auch als Vorsitzender der Stadtinitiative Verantwortung übernommen hatte. „Für mich liegt die Zukunft in kleinen Boutiquen und Einzelhandelsgeschäften, einer hochwertigen Gastronomie und einer kompletten Neukonzeption des Kiliansplatzes mit einer Außenbewirtschaftung“, schlägt der 38-Jährige vor.
Der Einzelhandel sollte zwischen Fleiner Tor und Lohtorstraße konzentriert, der Rest der Sülmerstraße als Wohnbereich umgestaltet werden. „Dafür sehe ich aber derzeit keine Ansätze in der Verwaltung“, kritisiert der Einzelhändler.
Schwierige Pächtersuche – Axel Palms Zukunft liegt in Heilbronn
Für die Palm-Immobilie sieht er die Zukunft in einem Mischkonzept aus Wohnen, Gewerbe und Handel. Doch selbst ein Pächter für die überaus attraktive Erdgeschossfläche sei nicht leicht zu finden. „Das liegt daran, dass Heilbronn ein Einkaufsparadies für Frauen ist“, sagt Palm lächelnd – eine letzte Spitze gegen Oberbürgermeister Harry Mergel, der den viel kritisierten Satz während seines Bürgermeisterwahlkampfes geprägt hat.
„Heilbronn hat auch viele schöne Flächen, aber die Innenstadt ist ein Defizit geworden“, lautet das Fazit des scheidenden Einzelhändlers, der aber nach vorne blickt. „Für meinen Vater und meine Familie fällt das alles noch schwerer, aber für mich muss es weitergehen“, sagt er nachdenklich. In Heilbronn will Axel Palm, der verlobt ist und eine fünfjährige Tochter hat, bleiben. „Ich bin mit der Region verbunden“, bekennt er. Dem Einzelhandel will er aber den Rücken kehren.